Mini-Post in Cas Concos

Eine Reportage. Von Fredy Wettstein (Text)
und Roger Bataillard (Fotos und Übersetzung)

Das ist die Geschichte der Post von Cas Concos, diesem kleinen Dorf im Südosten von Mallorca. Doch, was heisst Post? Es ist ein Eingang an der Carrer de l’Impressor Caldentey am Dorfrand, eine einzige Tür, sie ist meistens verschlossen mit Läden, die hier fast alle grün sind. Ein Platt Papier hängt daran, mit einem Klebeband festgemacht.

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«Horario de Atención al Público» steht drauf, die Öffnungszeiten, immerhin von lunes bis viernes, also die ganze Woche, vom Montag bis Freitag, aber nur jeweils eine halbe Stunde, von 12 bis 12.30 Uhr, der Briefkasten nebenan wird jeden Tag um 13 Uhr geleert. Es steht auch geschrieben, wo die nächste Poststelle wäre, in Felanitx, 10 Kilometer entfernt, dort ist diese wenigstens jeden Morgen, aber nur bis 14.30 Uhr geöffnet.

Seit 14 Jahren gibt es diese Mini-Post hier auf dem Land in 07208 Cas Concos des Cavaller, früher war das Gebäude mal ein Kloster für Nonnen der Nächstenliebe, später eine Klosterschule. 

Aber jetzt ist es das Reich für Margarita Monserrat Adrover, 63 ist sie, und sie ist die Chefin, eine Chefin für alles: Sie holt die Briefe und Pakete jeweils im nahen Felanitx mit ihrem kleinen gelben Postauto, sie sortiert dort diese erstmals, fährt dann los, verteilt in der Umgebung erste Briefe und Pakete und kommt dann nach Cas Concos, in ihr Dorf.

 

 

 

 

  

Ihre Poststelle ist eine bessere Abstellkammer, auf kleinen Raum hat es aber alles, was eine Poststelle braucht, eine Waage, eine Art Tresor, auch ein Feuerlöscher stünde bereit, im kleinen Nebenraum sind die Postfächer aufgereiht, 396 sind es insgesamt, immerhin, benutzt werden aber nur 50. 

Cas Concos hat knapp 1000 Einwohner, und wer seine Post nicht selber abholt, dem wird sie von Margarita gebracht. Zu Fuss läuft sie durch die Strassen und Gassen, und sie muss viele und lange Wege zurücklegen, Cas Concos ist flächenmäßig recht gross, 170 Quadratkilometer, mit vielen Häusern, die auf auf den Feldern weit verteilt sind, mit Fincas, die von ausländischen Gästen bewohnt werden, es hat viele Deutsche hier, man spricht vom Hamburger Hügel. Ihre tägliche Tour dauert fast acht Stunden, da ist klar, dass ihre Poststelle nur kurze Zeit geöffnet werden kann. Die Chefin ist ja immer unterwegs.

 

 

 

  

Margarita liebt ihre Arbeit, ihr Cas Concos, die Ruhe und Gemütlichkeit hier, die Leute, sie kennt alle, und alle kennen sie, und manchmal wird sie auch beschenkt, bringt ein Paket und bekommt Gemüse aus dem Garten, wird in ein Restaurant eingeladen, in Cas Concos, so klein es ist, gibt es fünf.

 

In zwei Jahren wird sie pensioniert, sie hofft, dass nachher ihre Poststelle weiter leben kann, die Leute würden sie doch brauchen, sagt sie, in einer Woche werden bis gegen 100 Pakete und gegen 1000 Briefe aufgegeben, auch 300 eingeschriebene.  Aber auch sie weiss, es ist auch in Spanien wie bei uns in der Schweiz nicht selbstverständlich, dass jedes Dorf noch eine eigene Poststelle hat.

Ihre schönsten Erlebnisse? Sie überlegt nicht lange. Wenn sie durch die Felder laufe mit vielen Schafen, das sei jedesmal ein Glücksgefühl, die Schafe, die es hier hat, kennen Margarita sicher alle. Nur Post hat sie keine für sie.

Und mit einem Hund, und es hat einige Hunde in und rund um Cas Concos, hatte sie mal ein unangenehmes Erlebnis: ein kleiner kam von hinten herangerauscht und biss sie in die Hose, nicht fest, eher spielerisch. Seither sind sie aber Freunde, und es passierte nie mehr etwas.

Er hätte ein kleines Päckchen verdient. Adresse: Margarita Monserrat Adrover, officina de correos, ES-07208 Cas Concos, Mallorca. Bemerkung: Für den kleinen, nicht mehr bissigen Hund.

Ein weiterer Blogbeitrag zu Cas Concos: Sehnsucht

 

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