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Es werden Posts vom April, 2022 angezeigt.

Tanzen wie Travolta

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   An diesem Sonntag, am 1. Mai, kann es wieder passieren: Basel gegen Zürich, wie damals 2006, und diesmal kann der FCZ Meister werden, wenn er einen Punkt holt. Am 13.Mai 2006 war es anders gewesen, damals musste der FCZ im letzten Spiel der Saison gegen den FCB gewinnen. Was dann passierte, ist längst legendär, es gibt ein Buch darüber: Die 93. Minute. Einwurf von Nef, viel zu weit vorne, Flanke Stahel, und in der Mitte stand Filipescu, der glatzköpfige rumänische Senior, Verteidiger eigentlich, aber er hatte sich in der Verzweiflung nach vorne geschleppt - und schoss das 2:1, sein erstes Tor für den FCZ. Was nachher geschah, mit grässlichen Jagdszenen auf dem Spielfeld, wurde zur Nacht der Schande, es waren die schlimmsten Krawalle auf einem Schweizer Fussballplatz. Am andern Tag kam es zur Meisterfeier auf dem Helvetiaplatz, Sven Hotz, der grosse Patron mit dem weichen Herzen, hielt eine Rede und tanzte nachher auf dem Balkon des Volkshaus, als wäre

Krieg und Fussball

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!     In meiner Lieblingszeitung, ich habe einige Lieblingszeitungen, aber diese lese ich inzwischen jeden Tag am längsten, also darin sehe ich es fast jeden Tag, ich schreibe bewusst: sehe, denn lesen tue ich es inzwischen kaum mehr. Und zwar aus diesem Grund: Es erinnert mich an Fussball, an Texte, die ich früher auch manchmal auf vielen Tribünen dieser Welt geschrieben habe, wenn es pressierte, an reine Spielberichte, auch wenn ich lieber Texte schrieb, in denen es um Geschichten und Menschen ging. Und das ist nun mein Problem, wenn ich diese Texte in meiner Lieblingszeitung oder zumindest jener, die ich am längsten lese, sehe. Oft wirkt es wie ein Live-Ticker von einem Spiel. Es stehen darin Sätze wie diese: Sie dürften Tag und Nacht an ihren Plänen gearbeitet haben. Möglich scheint ein Zangenangriff. Sie begannen einen elementaren taktischen Fehler. Sie könnten mit ihrer Angriffstaktik versuchen, den Gegner einzukesseln. Sie zerstörten damit den Gegne

Chloote, Chloote , Olé! Olé!

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Chloote!!! Chloote!!! – ein Stadion, eine Stadt, die sich als grosses Dorf sieht, in Ekstase, an diesem Abend, der zur langen Nacht wird. 7600 stehen auf, als gegen Olten immer noch zehn Minuten zu spielen sind, sie setzen sich nicht mehr und bleiben noch sehr lange stehen, jubelnd, singend, klatschend, feiernd, später viele selber auf dem Eis, nachher auf dem Stadtplatz und die Letzten bis in die frühen Morgenstunden. «Schwizer Meischter, Schwizer Meischter», auch wenn das nicht ganz richtig ist und das vielleicht bald jene beim ZSC zurecht schreien dürfen, aber Kloten ist wieder zurück in der obersten Eishockey-Liga, und, es muss so sein in solchen Momenten, aus den Boxen im Stadion dröhnen die Queen mit ihren Champions und Einfach das Beste von Tina Turner, es ist sehr laut und ausgelassen und sehr viel Bier fliesst. Die letzten Sekunden und der Jubel (Video Dimitri Wettstein) Chloote, irgendwann in den 90er Jahren, als der EHC viermal nacheinander

Im Meisterbus

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   In einer Woche, theoretisch, könnte es so sein. Oder dann später. Vielleicht gar nach dem Spiel in Basel am 1. Mai, ausgerechnet in Basel. Es ist kaum vorstellbar, dass der FC Zürich nicht Meister wird, zum ersten Mal seit 2009, es wäre der 13. Titel. Und sollte es in Basel passieren, wie wird die Heimfahrt sein im Meisterbus? Wie damals im Mai 2009, nach dem 1:0 in Bellinzona? Mit dem Song von Bruce Springsteen, mit einem Trainer, der nach der Ankunft im Letzigrund selber den Abfall im Car aufräumte. Mit der spontanen mitternächtlichen Feier auf dem Balkon des Volkshauses. Eine Erinnerung an damals. Challandes wollte gar nicht «I'm working on a dream», das Lied von Bruce Springsteen, wurde in diesem Frühjahr 2009 beim FC Zürich immer wieder gehört, in der Kabine, im Car bei Reisen zu Spielen, es sollte das Motto sein – für einen Traum arbeiten. Und an diesem Sonntagabend Ende Mai lief es wie auf einem Endlosband, immer wieder, «I’m working on a dr

Bilder hier, Bilder dort

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Der 23. Februar, es war sonnig, ein schöner Wintertag, der kleine Diego stand in Pany im Prättigau zum ersten Mal auf den Ski, am Radio sprachen sie in den Nachrichten über Putin und die Ukraine, es tönte bedrohlich, aber wir hielten es nicht für möglich, wir dachten, so zerstörerisch und wahnsinnig könne er doch nicht sein, irgendjemand müsse ihn doch stoppen können, zur Vernunft bringen in seinem imperialen Wahn. Der nächste Tag, der 24. Februar, veränderte unsere Welt. Kiew, zwei Stunden von uns weg, näher als Lissabon, die Ukraine, von der wir bis jetzt nicht so viel wussten - von diesem Tag an gibt es nur noch dieses Thema, wir sind erschüttert, fassungslos, wir haben Angst, es ist ein Krieg vor unserer Haustür. Ein Land wird nicht nur angegriffen, es soll vernichtet werden. Auf grauenhafte Art. Und trotzdem gibt es bei uns weiterhin diese Bilder, vielleicht spüren wir erst jetzt wieder, auf welch wunderbarer Insel wir leben, wie privilegiert wir immer noch sind, betroffen von all