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Es werden Posts vom Juli, 2023 angezeigt.

Lieber Sommer

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Blog Nr. 273 ... du lässt an vielen Orten der Welt die Wälder brennen: du lässt die Stadt La Chaux-de-Fonds verwüsten, apokalyptisch sieht es aus; du lässt uns um Mitternacht heimfahren auf der Vespa, im T-Shirt mit lauwarmer Luft im Gesicht, und wir möchten einfach noch weiterfahren, ziellos, wunschlos glücklich, irgendwohin durch die ganze Nacht, lediglich Bruce Springsteen müsste noch singen; du lässt uns am anderen Tag aufstehen, und wir frieren und stellen im Auto die Sitzheizung ein; du lässt uns träumen, mit einem Negroni Sbagliato in der Hand und später einem zweiten, mit dem Rauschen der Wellen des nahen Sees im Ohr, den Schiffen auf dem See und den Enten im Gras und mit dem glücklichen Gefühl  beim einfach-nur-Sein-dürfen; du lässt uns nur wenig später erschrecken, weil es plötzlich und aus einem Himmel, der kurz zuvor noch hell war und der jetzt dunkel und fast schwarz ist, donnert und blitzt und kracht und dann auch aus Kübeln giesst und Schirme durch die Luft fliegen und

Gerd damals, Bruce jetzt

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Blog Nummer 272 Dieses Stadion, diese wunderbare Konstruktion mit dem Zeltdach, eine schlichte Schönheit, das dachte ich schon damals, an diesem 7. Juli 1974. Als blutjunger Journalist durfte ich zum Final der Fussball-Weltmeisterschaft nach München reisen, es war mein erster von zehn WM-Finals. Dieses Olympiastadion, immer noch eine der eindrücklichsten Arenen, die es gibt, machte mir grossen Eindruck. Es war an diesem Sonntagnachmittag nicht sommerlich, es war kühl, nass und wolkig, und ich finde den Artikel in der «Zürichsee-Zeitung» nicht mehr, aber sicher habe ich geschrieben, es sei «typisch Müller» gewesen, dieses 2:1, das Deutschland zum Weltmeister gemacht hat, dieses Tor vom Mann der vielen Tore. Er schien den Ball verloren zu haben, dann drehte er sich kurz, er lag wieder vor seinem rechten Fuss, ein Schuss, nicht scharf, nicht besonders platziert, aber er fand den Weg ins Tor, anschliessend ein, zwei Jubelhüpfer, die Arme nach oben gerissen, keine weiteren Gesten, nur Freud

Bettwäsche und Koch

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Blog Nummer 271 Ich sitze am See, in meiner Badi, der Sommer, die Hitze, hat eine kleine Pause gemacht, aber die Wolken ziehen langsam weg, ostwärts, und die Sonne wärmt wieder, und trotzdem hat es kaum Leute am See, wie immer, wenn es tagsüber eher grau war, planen sie anders für den Abend und denken, heute ist ein verlorener Tag und bleiben zu Hause. Und deshalb ist es so schön jetzt, ich geniesse diese Momente, nur das Wasser, das Licht, die Ruhe, und die Entenfamilie, die seit Wochen immer da ist, zur Badi gehört und immer zutraulicher wird und auch von den Kindern, die sie berühren wollen, nicht mehr wegrennt, hat sich gemütlich gemacht auf der Wiese. Diesen Blog-Beitrag auch hören! Ich lese, quer durch Zeitungen und Magazine, die ich mitgenommen habe, und zwischendurch am Handy; lese, wie es der Kanton Zug besser hat, weil die Staatskasse so voll sei, dass sie keine Auto-Kontrollschilder mehr versteigern müssten, «ZG 10» ist sowieso schon weg, einst für 233 000 Franken. Ich lese

Zürich von oben

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Blog Nummer 270 Eine Stadt anders erlebt, das festliche Zürich aus ungewohnter Sicht. Mit Blick, am Tag und in der Nacht, auf Häuser, Dächer, Kirchen, Plätze, Strassen, Brücken, Türme, Marktstände, Boote, den See, die Limmat, Berge, kaum Autos. Und natürlich Menschen, viele Menschen, weit unten.   Hoch hinaus Und dann noch zwei Bilder von unten. Das rote Zürich. Mit Feuer und Drohnen. Handy-Fotos: Fredy Wettstein

Liebe Kabine

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Deine Tür ist verschlossen. Zugeriegelt. Mäuschenstill ist es. Niemand schreit, niemand flucht, niemand poltert, niemand lärmt, und sollte der Boden drin feucht gewesen sein, von Flaschen, die ausgeleert wurden oder gar, manchmal gibt es das, Tränen, die flossen, nach Niederlagen, bei den Kleinen vor allem, dann ist es nun trocken. Es liegen, denke ich, auch keine vergessenen Socken oder Schienbeinschoner mehr in irgendeiner Ecke, keine Papierfetzen, auf denen irgendwelche Aufstellungen, Namen und vielleicht Nummern dazu und geheime taktische Anweisungen stehen.  Du wirst, liebe Kabine, aufgeräumt sein, blitzsauber alles. Diesen Blog-Beitrag auch hören! Vermute ich, sehe es aber nicht. Deine Türe ist zu. Sommerpause. Draussen auf dem Rasen, wenn er nicht aus künstlichen Fasern ist, steht eine Tafel: «Betreten verboten» oder «Rasen gesperrt». Das Grün soll wieder nachwachsen, die vielen braunen Flecken, Zeugen von unerbittlichen Kämpfen und beinharten Duellen, müssen verschwinden. Viell

Federer soll tun, was er will

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Es geht um Federer. Aber eigentlich geht es um mehr, wenn das nicht ein Widerspruch ist. Denn mehr als Federer gibt es gar nicht, zumindest bei uns in der Schweiz, aber auch anderswo, Federer ist eine globale Figur, auf der Stufe von George Clooney oder Roberto de Niro oder Lionel Messi. Wo sich Clooney oder Messi oder eben Federer aufhalten, was sie tun, wird bekannt, in der heutigen Zeit sowieso, wo jeder mit seinem Handy ein Paparazzo ist. Wie kürzlich. Federer war mit seiner Familie im Hallenstadion bei Elton John und seiner Abschiedstour, einer von 10 000, irgendwo in der Halle, aber es gab dann nachher doch Bilder in der Zeitung und auf sozialen Medien, klar, er kann nichts unerkannt tun. Und anderntags stand er bei Coldplay gar auf der Bühne im Letzigrund, 50 000 sahen ihn eine Rassel schwingen, ein Mikrofon vor sich. Offenbar wollte er dies gar nicht machen, wie er auf BBC sagte, seine Tochter habe ihn aber gebeten, Papi solle diese Einladung der britischen Popgruppe unbedingt