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Es werden Posts vom April, 2023 angezeigt.

Der Boss singt mit Michelle Obama

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Sie sassen und warteten im Frühsommerlicht schon nachmittags zu Hunderten auf Wiesen und unter Bäumen oben auf dem Montjuic, dem Hausberg von Barcelona, wo sie 1992 die Olympischen Sommerspiele feierten und auch einmal die Weltausstellung und Rennen der Formel 1. Sie warteten geduldig, bis sich die Türen öffneten und sie im Estadi Olímpic Lluís Companys nach vorne rennen konnten, ganz nah zur Bühne, und am Abend liefen viele, viele Tausende hoch zum Hügel, nur 180 Meter über Meer. Diesen Blog-Beitrag auch hören! Junge, aber auch viele, die gleich alt oder gar älter sind als er, Kinder und auch Grossväter, sich-mit-ihm-jung-fühlende, und sie alle waren «A la caza» von ihm, wie die katalanische Zeitung «La Vanguardia» schrieb, auf der Jagd nach ihm – Bruce Springsteen, dem Boss. Er ist wieder da. Zurück mit seiner E Street Band in den grossen Arenen, nach sechs Jahren erstmals wieder auf Tournee, er sagte kürzlich im Magazin «Rolling Stone«, er könne es kaum erwarten, wieder mit ihnen a

Die Stille damals

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Sie schreien, sie reden fast nicht mehr, sie schreien meistens, und sie schreien besonders, wenn ein Tor fällt, und meistens ist es waaaaaahnsinnig oder unglaublich oder unfassbar, und man denkt (oder hört eben), dass sie oft auch schreien, um selber zu hören, wie sie schreien. Diesen Blog-Beitrag auch hören! Der heutige Fussball ist anders als damals, und jene, die darüber berichten oder eben schreien sind auch anders, es ist eine andere Zeit. Aber an damals erinnert man sich nun, weil einer gestorben ist, mit 96, der eben dafür stand, wie es war, damals. Ernst Huberty, er redete mit sonorer Stimme und berichtete so, wie er immer auch gekleidet war, stilvoll, seine grauen, später mehr weissen Haare fein gescheitelt, er war der «Mister Sportschau» der ARD. Damals, als Samstag und nur Samstag der Tag des Fussballs war, Anpfiff in den Stadien 15.30 Uhr, abends ab 18 Uhr eben die Sportschau, anfänglich durften sie nur drei Spiele zeigen, aufgenommen mit zwei Kameras, und von den übrigen g

Rocky Horror Show

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Ein Torhüter, der aus Frust über eine missglückte Weltmeisterschaft, eine Skitour unternimmt, bricht sich das Bein und fällt monatelang aus. Ein Trainer, der Trainer der Torhüter und vor allem ein enger Freund des Torhüters auf der Skitour, wird fortgeschickt, auf Wunsch des Cheftrainers. Diesen Blog-Beitrag auch hören! Dieser Trainer, der zu diesem Zeitpunkt noch alle drei Titel gewinnen kann, erfährt einige Wochen später aus der Presse und hört es erst nachher im kurzen Skiurlaub am Telefon, dass er entlassen wird. Der Torhüter, der das Bein gebrochen und seinen Trainer verloren hat, sagt in einem Interview, er habe das Gefühl, ihm sei das Herz rausgerissen worden. Ein neuer Torhüter wird geholt, als Ersatz für den Torhüter mit dem Beinbruch, und man vergisst ihm zu sagen oder gar vertraglich festzulegen, dass er auf dem Weg von Mönchengladbach nach München (mindestens) fünf Zentimeter zu wachsen habe. In seinem Pass steht seit vielen Jahren 1.83 m. Der neue Trainer kann eine Woche n

Komplizierte Welt

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Stadtgeschichten (4) Es ist grau draussen, und es regnet leicht und die Leute hetzen zum Tram und tragen Regenmäntel und ihre Gesichter sind auch grau, so scheint es, hier von drinnen, durch das Fenster des Bistros gesehen, an diesem grauen Morgen. Menschen passen sich immer dem Wetter an, wenn die Sonne scheint, lachen sie oder wenigstens ihr Gesicht lacht und vielleicht ihr Herz, so hat man das Gefühl. Es ist der Morgen, an dem am Abend in Zürich auf dem Sechseläutenplatz der Böögg verbrennt wird, oben auf einem Scheiterhaufen, und alle schauen nach oben und warten bis es chlöpft und tätscht, und wir hoffen, aber glauben nicht daran, dass es schnell geht, ganz schnell, denn wenn der Kopf schnell zerfetzt wird und explodiert, dann wird es schnell schön und warm und Sommer, ein langer schöner Sommer, so sagt man, und wir denken es und glauben es doch nicht, richtig. Und ich denke, während es draussen immer noch grau ist und düster und die Menschen auch grau und ihre Blick düster und ge

Joggen in den Abgasen

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Stadtgeschichten (3) Sie trinken seit Jahren immer ihren Espresso zusammen und manchmal auch zwei, und es gab schon Tage, es waren besondere Tage, sie hatten etwas zu feiern, da bestellten sie, obwohl es erst morgens um acht war, einen Caffè Corretto, und es musste ein besonderer Grappa sein. Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Aber diesmal rief der eine dem Kellner schon früh zu, er hatte sich noch kaum gesetzt: Für mich nur ein Mineral, ohne, und mit Zitrone. Sein Freund schaute ihn verwundert an. Ich habe mich dieses Jahr angemeldet, sagte der mit dem Wasser. Einmal im Leben müsse er es gemacht haben, und da er im späteren Herbst seines Lebens stehe, bleibe ihm nicht mehr so viel Zeit dafür. Für was angemeldet? fragt der, der auch diesmal seinen Espresso trinkt, macchiato bitte. Er lächelt dabei und fügt an: Eine Kur? Mit Säften und so und, mittags und abends mit Gemüsesüpplis, bei denen der Löffel grösser ist als der Inhalt, dazwischen literweise Tee, mehr nicht? Und jetzt grinst er

Trost für uns

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Wie du früher, höre ich manchmal in diesen Tagen, und es war immer etwas hämisch, zumindest nicht lieb gemeint. Sie hätten sofort an mich denken müssen, als sie es gesehen hatten. Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Ich war auch einmal Torhüter oder war der, der im Tor stand – weil es mir Spass machte (meistens), nicht, weil ich Talent hatte für einmal etwas Grösseres. Der Kreis jener, die sich erinnern, wie ich mich eben früher bei gewissen Situationen anstellte, manchmal mehr dummer August als Torhüter, ist also überschaubar, es sind eigene Mitspieler und gegnerische Stürmer, die profitieren konnten von falschen Bewegungen. Es gab zwar drei Spiele, die damals direkt am TV übertragen wurden, und es waren viele Zuschauer im Stadion, in Como, Lugano und auf dem Letzigrund, Spassspiele gegen die Nationalmannschaft der italienischen Sänger, aber die waren alle wegen Eros Ramazzotti gekommen. Warum ich das schreibe? 75 000 waren am vergangenen Samstagabend Zeugen in der Münchner Allianz Are

Tuchels Müller

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Wäre ich weg gewesen – nicht gerade auf dem Mond, aber sehr weit weg, ohne Handy und sonstiger Verbindung zu dieser Welt, es ist kaum vorstellbar –, also weg seit dem 8. März, als ich in der Allianz Arena war, draussen vor den Toren Münchens, dann würde ich denken, es wäre immer noch der gleiche Trainer. Aus dieser Distanz, von meinem Platz in der Nordkurve des Stadions aus. Diesen Blog-Beitrag auch hören! Gross und schlank ist der, der bei Bayern München an der Seitenlinie steht, auf und ab läuft und fuchtelt, zwischendurch schreit. Aber es ist nicht mehr Julian Nagelsmann, wie damals an diesem 8. März, als die Bayern gegen Paris Saint-Germain, gegen Messi und Mbappé, 2:0 gewannen. Und sie dafür gefeiert wurden, und auch er, Nagelsmann, gefeiert und gelobt wurde, für seine Taktik und sein Geschick, und alle sagten, er könne in dieser Saison noch Grosses erreichen, mit seinen Bayern und auch er als Trainer, der noch jung ist, aber so begabt wie nur wenige für diesen Job. Aber inzwische