Posts

Es werden Posts vom September, 2021 angezeigt.

Russi verliert wieder

Bild
Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Bernhard Russi und Franz Klammer in Zürich beim 17. Zürich Film Festival Sie sahen aus wie damals, oder sagen wir: fast; der eine ist inzwischen 67, der andere 73 Jahre alt und hat immer noch längere Haare, nur sind sie jetzt grau. Sie erinnern an damals, als ganz Österreich und die halbe Schweiz an diesem Samstag, 5. Februar 1976, vor dem Bildschirm sassen und fieberten, und es kaum ausgehalten hatten vor knisternder Spannung, 45 Jahre sind es her. Abfahrt bei den Olympischen Spielen in Innsbruck am Patscherkofen, 60 000 am Pistenrand, strahlender Sonnenschein, und das Duell: Franz Klammer gegen Bernhard Russi. Es ist vielleicht das grösste Duell, das es je im Wintersport gab, das spektakulärste, das verrückteste. Der Techniker gegen den Wilden, der Stilist, der an diesem Tag auch wild fuhr, der Wilde, der noch verrückter fuhr. Der, der zuvor alles gewonnen hatte, seit neun Rennen ungeschlagen, gegen den, der nach 1972 nochmals Olympiasieger werden w

Huber statt Messi

Bild
Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Büne Huber von Patent Ochsner sind die Eishockeyaner näher als die Fussballer, die er einmal Pussys nannte, auch wenn sein Song Scharlachrot im Wankdorf die Siegeshymne der Young Boys ist, die Träume allerdings im Text auf gäub u schwarz angemalt sind. Vor kurzem schaltete jedoch selbst Huber interessiert den Fernseher an, er wollte sich ansehen, wie die neue Boygroup des Weltfussballs, Messi, Neymar und Mbappé, jetzt vereint bei Katar St-Germain in Paris, auf der grossen Bühne harmonieren. Und was er sah, PSG spielte in Brügge nur 1:1, bestätigte ihn. Der beste Sänger, Schlagzeuger, Gitarrist, Keyboarder, Saxophonist, Bassist und Bläser ergeben zusammen noch lange nicht auch die beste Band. Büne Huber von Patent Ochsner «Es tat gut zu sehen, dass auch der Fussball nicht so funktioniert», sagte Huber, er spielte an diesem Abend vor der wunderbaren Kulisse des Landesmuseums in Zürich mit seinen Ochsen. Das Publikum war begeistert, die Band genoss die be

«Ä grosse Mätsch gsy»

Bild
Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Es war wie an jenem Abend im April 2018, es war damals fast schon eine laue Sommernacht, es war vor allem eine laute Nacht, halb Bern auf den Beinen, die Young Boys hatten seit ewig wieder einmal etwas Grosses gewonnen, waren Meister geworden. Der letzte Zug zurück nach Zürich war weg, im Wankdorf, das damals noch Stade de Suisse hiess, sangen immer noch Zehntausende zu Liedern von Kuno Lauener oder Patent Ochsner, Berner feierten Berner, und beim Warten auf den ersten Zug, es wurde schon langsam hell, wurden Menschen zu Freunden, die man nie zuvor gesehen hatte und denen man wahrscheinlich auch nie mehr begegnen wird. Es war wie damals. Und doch war es anders, diesmal, an diesem Dienstag im September 2021. Die Berner und Bernerinnen, viele Frauen waren im Stadion, staunten vor allem über ihre gelbschwarze Liebe, sie konnten lange gar nicht glauben, was sie sahen, und als der Riese aus Manchester 1:0 in Führung gegangen war, und er, die Nummer 7, die l

Die Frauen in der Badi

Bild
Diesen Blog-Beitrag auch hören!     Von Ende April, wenn die Badi öffnet, bis mitte September, wenn sie wieder schliesst, sind diese Frauen hier, praktisch jeden Tag, sie reden miteinander, sie reden viel, sie sitzen und liegen nebeneinander auf der Wiese, sie trinken, sie essen oft miteinander, immer am gleichen Tisch, sie reservieren ihren Tisch manchmal, es ist ihr Tisch, am Nachmittag ist es hier meist schattig, abends können sie auf den Untergang der Sonne blicken, Zürich im Hintertgrund, und auf das Wasser, das sich im Abendlicht verfärbt.   «Wir haben dich schon vermisst», sagt eine Frau, es ist warm geworden, nochmals warm, vielleicht ist es der letzte sommerliche Tag im Herbst, wer weiss das schon in diesem Jahr, in dem es nicht immer warm und oft regnerisch war. Die Sonne vertreibt jetzt die Wolken am Himmel, und die Frau, die gerufen hat, sitzt in der Badi auf der kleinen Mauer vor den Garderoben. Sie ist nicht allein, neben ihr sitzen andere Frauen, es sind ältere Frauen, e

Bach in Arbon

Bild
Als es war wie früher. Masken nur Fasnacht bedeuteten. Corona nur ein Bier. Testen ein Stress in der Schule. Impfen unangenehm, aber nötig, wegen Pocken oder Starrkrampf oder Mumps, manchmal. Es war so, an diesem Sonntagabend in Basel im St.-Jakob-Park, vor über 30 000, «Fratelli d’Italia», mit Inbrunst gesungen, und «Hopp Schwiiz», azzurra-blau und rot-weiss Schulter an Schulter im Stadion, Fussball nicht mehr nur für Geister. Oder in Arbon am Bodensee, das Summerdays-Festival, 9000 am Freitag, 12 000 am Samstag, geimpft, genesen oder getestet. Sie kamen, weil sie endlich, endlich wieder kommen durften, um Musik zu hören, Party zu feiern, einfach zu sein, zu geniessen, sich zu treffen, gemeinsam den Tag und die Nacht zu verbringen, an einem wunderbaren Ort, den See, der manchmal wie ein Meer ist, vor Augen, die Sonne, später die Sterne über den Köpfen, es war friedlich, und als die meisten erst weit nach Mitternacht nach Hause gingen, hörte man wieder sagen, dass es so gut tat, einfac