Mani Matter und der FCZ

Gesehen, gelesen, gehört – Der Katar-Blog (Nr. 5)
 

Axel Hacke, der Buchautor und Kolumnist im Magazin der «Süddeutschen Zeitung», ist ein Fussballfreund, zuallererst von Eintracht Braunschweig, aber er wird sich die Fussball-WM nicht anschauen. Kein Spiel werde es sein, und es sei keine moralische Entscheidung, schreibt er in seiner neuesten Kolumne, es sei einfach Unlust und Gleichgültigkeit, wegen dieser Art von Fussball heute, wegen der korrupten Fifa.

Aber ja, das Eröffnungsspiel Katar gegen Equador hätte er auch nicht geschaut, wenn das Turnier in Brasilien oder Italien stattfinden würde, da hätte ihn FC Bad Schwürbelbach II gegen die eigenen Reserven mehr interessiert. Er suchte nach einer Alternative, sah, dass im Münchner Residenztheater Graf Öderland von Max Frisch aufgeführt wird.

Ich schaute das erste Spiel der WM auch nicht, ich schaute auch nicht, ob Küsnacht III vielleicht in der 5. Liga noch ein letztes Spiel in diesem Herbst auf dem Fallacher auszutragen hat. Aber ich hatte schon lange in meinem Kalender eingetragen, dass Stephan Eicher zusammen mit dem Gitarristen Roman Nowka in Aarau auftreten wird, mit einer Hommage an den grossen Poeten Mani Matter.

Eigentlich hätte das Konzert schon früher stattfinden sollen, wurde aber verschoben. Auf diesen Sonntag, mit dem Beginn dieser umstrittenen WM, und ich war froh. Sonst hätte ich ... nein, ich hätte Katar gegen Equador auch ignoriert, irgendetwas anderes hätte ich schon gefunden.

Stephan Eicher und Roman Nowka

Roman Nowak mit seinen Hot 3 interpretierten im KIFF in Aarau verschiedene Lieder von Mani Matter, Eicher singt dazu, es ist ein wunderbarer Abend, so, wie es die Texte des Berner Troubadour sind, der vor genau 50 Jahren bei einem Autounfall viel zu früh verstorben ist. «Eskimo» ist eines seiner Lieder, die Geschichte, die so tragisch endet, und jetzt kommt doch noch der Bezug zum Fussball an diesem Tag, nicht zum ganz grossen, aber zu jenem bei uns. Einige Fankurven haben sich von Mani Matter inspirieren lassen, auch jene des FC Zürich.

«Eskimo» hatte die Südkurve des Klubs 2006, als der FCZ nach dem 2:1 in Basel erstmals nach 25 Jahren wieder Meister geworden war, so benutzt:

kennet ier das gschichtli scho
wie gseit götter und eso
so häts vorem ändi no
zu däm 2-1 müesse cho

d basler völlig konsterniert
händ sich dänn ufs fäld verirrt
und dänn völlig irritiert
no es paar vom pescu kriegt

sich erinnre isch scho schwär
25 jahr isch es här
um so schöner dä momänt
dä pokal i eusne händ

schwizermeister fcz …

Aber Katar und die WM war weit weg an diesem Abend in Aarau, wobei dieses Lied von Matter immer noch sehr aktuell ist, und es passt zur heutigen Zeit, der fussballerischen, aber auch sonst. Eicher und Nowak brachten eine grossartige Interpretation.

Dene wos guet geit, giengs besser
Giengs dene besser wos weniger guet geit
Was aber nid geit, ohni dass′s dene
Weniger guet geit wos guet geit

Drum geit weni, für dass es dene
Besser geit wos weniger guet geit
Und drum geits o dene nid besser
Wos guet geit

Dene wos guet geit, Giengs besser
Giengs dene besser wos weniger guet geit
Was aber nid geit, ohni dass's dene
Weniger guet geit wos guet geit

Drum geit weni, für dass es dene
Besser geit wos weniger guet geit
Und drum geits o dene nid besser
Wos guet geit

Eigentlich hätte auch so ein Lied zu einer WM-Eröffnung gehört.

Während dem Konzert sagte Eicher einmal, er hätte gedacht, dass der Abend gar nicht stattfinden würde. «Gäll, die spiled doch Fuessball», sagte er, lachend.

Stephan Eicher und Roman Nowka hot 3 am Sonntag in Aarau.
(Video: Fredy Wettstein)


 
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