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Es werden Posts vom Oktober, 2023 angezeigt.

1:1 nicht 1:2

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Blog-Nr. 287 Seine Mannschaft hat 1:2 verloren. Eine bittere Niederlage. Und die Medien sind erbarmungslos: Der Trainer muss gehen. Die falsche Taktik, die falsche Aufstellung, die falschen Spieler. Alles war falsch. Abgestiegen, ein Punkt hätte genügt. Aber eben: 1:2. Drei Tage später. Erst war es ein nur Gerücht. Dann eine Push-Meldung am frühen Morgen, ein Medium war eine Sekunde schneller und fordert jetzt, es habe die Meldung exklusiv gehabt. «Skandal: Das Tor zählt nicht». 1:1 statt 1:2. Nicht ab gestiegen. Der VAR, der Video Assistent Referee, hatte sich die Szene nochmals stundenlang angesehen, und er musste seinen ersten Entscheid korrigieren: Das Tor zum 1:2 war keines, der Stürmer war im Abseits gestanden, offenbar wurde damals im Spiel eine falsche Szene angesehen, mit der Kameraeinstellung eines anderen Spiels. Und erst durch Zufall, weil sich die Schiedsrichter-Assistenten in einem dunklen Keller zur Schulung nochmals alle Spiele der vergangenen Runde angeschaut haben, ha

Spass in den Wellen

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Blog-Nr. 286 Sie schauen hinaus aufs offene Meer, warten auf die Welle, sie springen in sie hinein, warten auf die nächste, diese werden immer höher an diesem Tag, an dem der spanische Wetterdienst gemeldet hat, es werde erstmals in diesem endlosen Sommer herbstlich und grau und regnerisch. Und dann ist es auf der Insel doch wieder ein wunderbarer Tag, blau, mit Sonne, die brennt, aber eben mit viel Wind und dadurch starken Wellen. Sie hören nicht auf, im Meer zu springen und sich treiben zu lassen, sie springen bis es dunkel wird, und die Kinder wollen nicht, dass es dunkel wird, sie geniessen es einfach, sie haben kein Gefühl für die Zeit. Die Wellen und die Kinder. Die Unbeschwertheit des Lebens. Die Kinder denken und überlegen nicht, was morgen sein wird, sie leben im Heute, nicht im Morgen, nicht im Gestern, nur im Augenblick, im Rausch der Wellen, von denen sie nur wissen, dass die nächste kommt.  Kinder, kleine Kinder, fragen nicht nach der Zukunft, ihr Verstand blockiert sie ni

Heitere Ente (2)

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Blog-Nr. 285 Der erste Kuss. Die erste Nacht. Die erste Reise. Und eben: Das erste Auto. Alles bleibt im Kopf, für immer. Ich habe in meinem letzten Blog  über meine Erinnerung an meinen violetten Döschwo geschrieben, mein erstes Auto. Die Idee dazu kam nach dem Lesen des neuen Buches  des deutschen Autors Axel Hacke über die Heiterkeit im Leben und auch der Frage, ob man in Zeiten wie diesen gelassen sein und lächeln darf. Man soll und darf, sagt Hacke. Einige haben mir geschrieben, über ihr erstes Auto damals, vor vielen Jahren, es war bei vielen auch ein Döschwo, ein 2CV, diese Ente. Die Welt muss einmal voller Enten gewesen sein. Und fast immer waren sie rostig. A.T. aus K. schrieb, sein Döschwo sei grau gewesen, und man hätte die Füsse vorsichtig auf das verrostete Bodenblech abstellen müssen, um nicht in Kontakt mit dem Strassenbelag zu kommen, und notfalls hätten auch mal 16 Leute darin Platz gefunden, stehend und mit offenem Dach. 16 Leute? Ich hoffe, die Ente wackelte nur, bl

Heitere Ente

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Blog-Nr. 284 Meine Ente war violett. Und sie war, wenn ich zurückdenke, und ich denke zurück, weil ich ein Buch zu diesem Thema lese, heiter. Eine heitere Ente. Sie watschelte auch, auf vier Rädern. Ich habe Bilder von ihr gesucht, nicht im Handy, in dem wir fotografisch unsere Vergangenheit abgelegt haben, aber eben nur unser Gestern von gestern, nicht von vor-vor-gestern. Vielleicht, in irgendeiner Schublade, würde ich eines finden, ein verstaubtes Bild. Vielleicht würde ich, weil es schwarz-weiss ist, nicht sehen, dass die Ente violett war, aber sie war violett, das weiss ich noch ganz genau. Violett. Es geht um Heiterkeit in diesem Buch, das ich lese. «Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte» ist der Titel, geschrieben von Axel Hacke, im «Spiegel» steht es schon auf Platz 1 der Bestsellerliste, als Sachbuch, doch es ist eine wunderbare Geschichte, mit vielen Geschichten in der Geschichte. Die Sehnsucht nach Heiterkei

Der Tag null

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Blog-Nr: 283 Kennen Sie das? Kaum aus dem Haus, hast du das Gefühl, falsch gekleidet zu sein, es sind deine Kleider, sie passen zu dir, aber nicht jetzt, an diesem Tag. Man fühlt sich unwohl, im morgendlichen hellen Licht. Aber schon vorher, beim ersten Schritt aus dem Bett, stolpert man über Zeitungen, die zerstreut auf dem Boden liegen, gelesen und ungelesen, die Zahnpasta verspritzt, der Rasierapparat hat keinen Akku mehr, das Duschgel ist ausgegangen, das Wasser ist eiskalt und nicht lauwarm, weil man den Hahn falsch gedreht hat, das Joghurt, DAS, fehlt im Kühlschrank, der Schnürsenkel an den Schuhen reisst, die Waage zeigt eine verwirrende Zahl. Ein Tag null, man denkt schon jetzt, er müsste gestrichen werden können, Sommertag im Herbst hin oder her. Und es geht weiter. Man will allein sein, aber nicht einsam, man geht ins Café unter Leuten, hofft, dass die Leute nicht bemerken, dass man hier ist, wie jeden Morgen, und dann quatscht dich doch einer an, und man mag gar nicht zuhöre