Müller-los


Gesehen, gelesen, gehört – Der Katar-Blog (Nr. 12)
 


Was machen jetzt die Feldreporter von ARD und ZDF und allen Fernsehanstalten? Ohne ihn? Der immer etwas sagt und dabei meistens verschmitzt lächelt mit leicht verzogenen Mundwinkeln. Dessen Sätze manchmal so sind wie seine Wege auf dem Spielfeld, etwas verwirrend, spontan, wenig konform und manchmal für ihn selber überraschend. 

Ein Freigeist, ein Karl Valentin des Balles, wie einer einmal schrieb, ähnlich skurill, er hat in der Schule einmal auch die Rolle des Münchner Komikers gespielt. Der solche Sätze in Interviews sagt: «Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.»

Er kam immer, und sie wollten alle, dass er kommt. 

Thomas Müller, der Spieler mit den dünnen Beinen und, so scheint es, ohne Knochen und Muskeln, war an diesem Donnerstagabend in Doha nach dem Spiel ruhelos. Die Deutschen ausgeschieden, wieder ausgeschieden, wieder zu Hause, bevor die WM richtig beginnt. Er lief vor der Auswechselbank der Deutschen auf und ab, setzte sich, erhob sich wieder, wusste nicht, wohin, lief auf den Rasen, winkte mit zugekniffenen Lippen, und setzte sich wieder, blickte ins Leere. Und er stand vor einem Mikrofon, wie immer er, und es war ihm wichtig, das zu sagen:

«Es war ein enormer Genuss, liebe Leute. Wir haben tolle Momente erlebt. Ich habe in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen. Ich habe immer Einsatz geliefert und manchmal gab’s Freudentränen durch meine Aktionen, manchmal hatten die Zuschauer auch Schmerzen im Gesicht. Auch wenn mir nicht alle Aktionen gelungen sind, ich habe es mit Liebe gemacht. Alles weitere muss ich sehen.»

Ein letztes Klatschen: Thomas Müller

So redet einer, live vor einem Millionenpublikum, der andeutete, er mag nicht mehr, er wolle aufhören, nach 121 Länderspielen, mit 33 Jahren. In Katar hinterliess er den deutschen Zuschauern nur Schmerzen im Gesicht, er war schwach, eigentlich fast nie am Ball, einfach irgendwohin rennend, was er meistens tut, diesmal aber wirkungslos.

Aber Thomas Müller wird fehlen. Als Spieler, aber vor allem als der, der uns nachher etwas erklärt und uns lächeln lässt. «Der Optimist ist ein Mensch, der nimmt die Dinge nicht so tragisch, wie sie sind.»

Es könnte ein Satz von ihm sein. Er ist von Karl Valentin. 
 
 
Müllers Worte vor der ARD-Kamera (Video Youtube)



 
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