Das Leben, traurigschön

Fredys EM-Blog – Nr. 13


Dies ist ein Text meiner Tochter Melanie Marday-Wettstein. Gedanken zu einem Freitag mit ganz vielen Gefühlen, ganz unterschiedlichen.

Das Leben, traurigschön

Was für ein Tag der Freitag war. Ein Wechselbad der Gefühle, heftig, intensiv, schmerzvoll, leidenschaftlich, traurig, wunderschön.

Es ist Nachmittag, wir stehen am Grab meiner Schwiegermutter. Wir hören den Worten des Pfarrers zu, viele halten die Hand eines geliebten Menschen, des Partners, der eigenen Kinder, des Schwiegervaters, der Cousine. Wir trauern zusammen, weinen zusammen, versuchen uns gegenseitig Trost zu geben.

Es ist das Ende eines irdischen Lebens. Dankbar sind wir für all die schönen Momente, all die gemeinsamen Erlebnisse, dankbar für das, was war. Tieftraurig darüber, dass nie mehr etwas sein wird. Kein Wort, das nochmals gesprochen, kein Blick, der nochmals ausgewechselt, keine Berührung, die nochmals gegeben werden kann.

Es folgen längere Gespräche und kurze Wortwechsel. Erinnerungen werden ausgetauscht, Erlebnisse geteilt, wieder wird zusammen gelacht, manchmal nochmals geweint.

Gegen Abend verstummen die Gespräche, laut wirds, intensiv wirds, wiederum traurigschön. Die Schweiz spielt, kämpft, wir leiden, hoffen bangen.

Wir hören dem Moderator zu, den wir nicht immer hören wollen und bald nicht mehr hören werden. Entsetzen über das erste, eigene Tor, Jubel über das zweite, nun richtige Tor. Hoffen, bangen während 50 Minuten in Unterzahl, die vorkommen wie eine Ewigkeit und doch in Windeseile vergehen. Es folgt das dramatische Ende, der Sieg, den wir verdient hätten, gehört den Spaniern. Es ist das Ende eines Sommer-Traums.

Wieder lachen die einen und weinen die anderen. Und wieder die Erkenntnis, das keine Sekunde nachgeholt, keine Fehlentscheidung korrigiert, kein verschossener Penalty rückgängig gemacht werden kann.

Bitter wars, bitter ist’s. Bitterschön bleibt’s. Ganz grosses Kino, könnte man sagen. Oder einfach: So ist das Leben.
Melanie Marday-Wettstein
 

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