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Es werden Posts vom Januar, 2024 angezeigt.

Sage Nein

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Blog-Nr. 304 Das Lied wurde an diesem Nachmittag auf irgendeinem Radiosender gespielt, «Sage Nein» von Konstantin Wecker aus seinem Album «Uferlos». 30 Jahre ist es her, seit es Wecker veröffentlicht hat, es richtete sich gegen die Neonazis, und er fordert zum Widerstand auf, er passt es, wenn er es inzwischen singt, und er singt es oft, gerne aktuellen Themen an, setzt sich mit Kriegsparolen und der Machtgier auseinander. Schon damals, vor 30 Jahren, sagte er solches: Doch es tut sich was Ihr Lieben auf den Strassen und den Plätzen finden sich die Freunde ein, sich dem Wahn zu widersetzen. Jetzt muss Schluss sein mit dem Schweigen dem Gehorsam, dem Verstecken. Ich hörte das Lied an diesem grauen Nachmittag wieder einmal, und es war, als hätte Wecker (76) das Lied gerade jetzt aufgenommen, in diesen Tagen, als in Deutschland Hunderttausende auf die Strassen gehen und gegen Rechtsextremismus demonstrieren. Es heisst darin auch: Ob als Penner oder Sänger Bänker oder Müssiggänger Ob als

Liebeserklärung

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Blog-Nr. 303 Nur schon dieser Ort. Es war einmal eine Futtermühle, Schweine, erst 50, bald weit mehr, bekamen so ihre Nahrung, und Schweine sieht man auch jetzt noch, ausgestopfte, fliegende, überall hat es ganz viele andere Tiere, sie hängen an Wänden und Decken, und auch Menschen, ein Bunny Girl neben einem Bunny, ganz andere Typen, viele skurrile Gegenstände, Flipper- und Töggeli-Kästen, Fasnachtsfiguren, eine Jahrmarktorgel, ein Skelett über der Kasse, erlaubt ist, was gefällt, und alles ist erlaubt. Überall hängen Bilder, Erinnerungen an gestern, mitten drin bei der Bar eine grosse Bahnhofsuhr, die Ziffern zeigen kurz vor zwölf, ob mittags oder nachts, unwichtig, die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Symbolisch. Und es ist wunderbar. Man entdeckt immer wieder Neues. Und staunt. Und lacht oder schmunzelt. Und freut sich. Und wenn man vor dem Eingang in der Schlange steht, redet man miteinander. Auch darüber. Hereinspaziert Es ist ein Museum, auch ein Museum, ein besonderes. Vo

Lesung mit Musik

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Lieder und Texte Am Sonntag, 3. März, 17 Uhr, Haus C.G. Jung in Küsnacht Zum  zweiten Mal gibt es eine Lesung mit Musik (und auch Bildern) von Fredy Wettstein und Lukas Langenegger, diesmal als Heimspiel an einem Sonntag an einem besonderen Ort.  Fredy Wettstein , früher Sportchef beim Tagi/SonntagsZeitung, liest Kolumnen aus seinem Blog und einige frühere aus der Zeitung. Er schreibt heute weniger über Sport, mehr über Themen und Beobachtungen aus dem  Leben, über das, was ihn bewegt, berührt, beschäftigt, manchmal auch über Musik. Lukas Langenegger , der immer wieder in Zürich im Theater Rigiblick auftritt  und in verschiedenen Bands mitspielt, begleitet ihn dabei auf seiner Gitarre, singt verschiedene Songs von Dylan, Cohen, Züri West, Eicher, Hank Williams, den Beatles, Tracy Chapman mit Bezug zu den Kolumnen und Gedichten. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr, die Türe (Parterre) ist offen ab 16.00 Uhr. Es gibt auch eine (Apéro-)Bar, einiges zu trinken, etwas Kleines zu essen. Ort:

Zuletzt war er einsam

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Blog-Nr. 302 Zum Tode von Franz Beckenbauer Es war am vergangenen Samstag in einem Dorf in Graubünden, eine kleine Runde bei einer Geburtstagsfeier, und irgendwann im Laufe des Abends kamen wir auf Franz Beckenbauer zu sprechen. Es gehe ihm gar nicht gut, sagte einer, der ihn schon lange kennt, mit ihm zusammen spielte, aber auch er hatte zuletzt keinen Kontakt mehr, seine Familie in Salzburg schirme ihn ganz ab. Er sei sehr einsam. Und auch verbittert. Und ein anderer kam auf den Film zu sprechen, der die ARD an diesem Montag ausstrahlte, er heisst schlicht «Beckenbauer», beide am Tisch hatten ihn bereits gesehen, und einer sagte, ihm sei es vorgekommen wie ein Pre-Obituarium, wie eine Dokumentation, als sei er schon gestorben. Ein schöner Film sei es, nur schade, dass es im letzten Teil nur noch um die Schattenseiten in Beckenbauers Leben gehe, um das Sommermärchen 2006, die WM in Deutschland, die mit ungeklärten Geldströmen offenbar gekauft wurde. Und das Ende bleibt doch immer in

Sprachlos

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Blog-Nr. 301 Es war nicht im Bistro, in dem ich sonst am Morgen meistens bin, es war anderswo, die Leute am Nebentisch habe ich noch nie gesehen, es waren ältere Männer, und ich hörte ihnen zu, und sie redeten über Waffensysteme, über Raketen und Geparden und Leoparden und Mardern und Haubitzen und Drohnen und Kampfpanzern und Reichweiten und was nötig sei, was die einen haben und die anderen weniger und jetzt wichtig wäre, damit die einen vielleicht doch noch gewinnen könnten, sie redeten sehr ernsthaft, und irgendwann konnte ich nicht mehr zuhören, und ich nahm meinen Espresso und meine Zeitung und setzte mich an einen anderen Tisch und bekam diese Gespräche doch nicht aus dem Kopf, und ich setzte mich ins Auto, fuhr heim, und am Radio sprach ein Politologe, er soll zu den renommiertesten in Europa gehören, und er sagte: Wir müssen lernen, mit Kriegen zu leben und verstehen, warum es immer wieder Kriege geben wird, und er wollte nicht von aufrüsten reden, sondern von ausrüsten, was f

Drinnen

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Blog-Nr.: 300 Durch das Fenster geschaut an einem warmen Ort hinter Glas und abgeschirmt. Und zugeschaut den Leuten draussen sie hetzen irgendwohin. Und ihre Gesichter gesehen sie sind ernst und kalt und niemand lächelt. Und drinnen Zeitung gelesen von Kriegen und Konflikten fast täglich neue, irgendwo. Und wir drinnen und sie draussen hier in unserer sicheren Welt wissen wir, wie gut es uns geht? fw./4.1.2023 Gedicht: Zeit Gedicht: Rechnen Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge»   kostenlos abonnieren , oder  auf Facebook folgen  und lesen.

Schöne Welten

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Blog-Nr.: 299 Es ist seit Jahren ihr Ritual, immer am zweiten eines neuen Jahres treffen sie sich in ihrem Bistro im Zürcher Seefeld, Bruno, der Werber, und Luca, der Architekt, und an diesem Tag, obwohl es noch Morgen ist, trinken sie keinen Espresso, sondern stossen immer mit einem   Cà del Bosco Franciacorta Brut Cuvée Prestige «Edizione 44»  an, dem edlen, von Maurizio Zanella, du weisst, rufen sie jeweils dem Kellner Toni zu, der nur nickt, weil er natürlich weiss, was seine treuen Gäste wollen. Sie wollen auf ein schöneres Leben anstossen. Bruno sitzt diesmal bereits am kleinen Tisch im Bistro, als Luca beschwingt und fast federnd durch die Türe kommt, vor sich hat er nicht nur eine Tasse, sondern gleich eine ganze Kanne Tee, ein besonderer offenbar, extra für ihn zubereitet, mit Fenchel, Holunder und Honig, und neben ihm liegt eine Monsterpackung von Papiertaschentüchern und ein kleines Gerät, aus dem er sich später immer wieder etwas in die Nase spritzen wird. Luca versucht zun