Fussball auf der Insel


Fortsetzung Mallorca-Blog
1 Weg auf die Insel 


Xavier, der Chef vom Can Mel, schickt mir auf dem Handy den schnellsten Weg von Cas Concos im Südosten der Insel zum Estadio Balear in Palma: Erst die M19, dann in Palma die M20, ungefähr fünf Kilometer, dann würde ich das Stadion sehen, auf der rechten Seite, irgendwo parkieren. 39 Minuten zeigt das Navi an.

Atlético Baleares ist sein Klub, nur die Nummer 2 auf der Insel, seit Jahren in der dritten spanischen Division, der Aufstieg ist auch dieses Jahr das Ziel.

Highnoon am Sonntag, um 12 Uhr ist Anpfiff, Sabadell der Gegner, ein Team aus einer Stadt im Hinterland von Barcelona. Atlético ist Favorit, Zweiter der Rangliste.

Wieder einmal, nach langer Zeit, Fussball live. Fussball auf dem Lande in der grossen Stadt, für einmal auf einer Insel. Die Bilder dazu:


Das Estadio Balear. Es steht seit 1960, sieht auch so aus, eine Baustelle, war zwischen 2013 und 2019 aus Sicherheitsgründen gesperrt. 18 000 Zuschauer fasste es einmal, jetzt dürften noch 6000 ins Stadion, wegen Corona momentan nur die Hälfte. Es ist das Heimstadion des Club Deportivo Atlético Baleares, den es seit 97 Jahren gibt. 2014 war er bankrott, der Berliner Unternehmer Ingo Volckmann hat ihn gerettet.


Der Fanshop. Er steht gleich beim Haupteingang, eine kleine Barracke mit einem Sonnenschirm davor, beim Spiel am Sonntag gegen Sabadell vor 2200 Zuschauern wurden sechs Trikots, drei Tassen in den blau-weissen Klubfarben, zwei Schlüsselanhänger und drei Schals verkauft.


Das Vip-Zelt. Es steht gleich neben dem Aufgang zur kleinen Haupttribüne, zur Halbzeit gibt es Sandwiches, Vino oder Cava, man steht um kleine weisse Tische herum.


Das 1:0. Schon nach elf Minuten wurde gejubelt. Vinicius Rodolfo de Souza Oliveira, den sie nur Vinicius Tanque nennen, ein bulliger 26-jähriger brasilianischer Stürmer aus Rio, hat es erzielt. Er schoss später auch das 2:0, gab die Vorlage zum 3:0. «Vinicius desata al Baleares» schreibt anderntags die lokale Zeitung, er sei entfesselt gewesen.

Gol!, Gol!, Gol!, Gooooooool! Und das ist der Jubel nach diesem Tor im Estadio Balear und die überbordende Stimme des Stadionsprechers.



Liveübertragung. Seit dieser Saison werden auch die Spiele in der spanischen dritten Division durch die Online-Plattform footers.com live übertragen. Zwei Kameramänner stehen auf einem Wellblechgerüst.


Der Jubel beim 3:0. In der 57. Minute fiel das 3:0 für Atlético. Mit dem fünften Saisonsieg (dazu 4 Unentschieden) liegt das Team weiterhin auf dem zweiten Tabellenplatz, sechs Punkte hinter den Reserven von Villarreal.

Es blieb beim 3:0, dachte ich, als ich das Stadion bei spätsommerlichem Sonnenschein zwei Stunden später wieder verliess. Am anderen Tag las ich in der Zeitung «Diario de Mallorca», dass das Spiel 3:1 ausgegangen war. Sabadell hat offenbar in der 73. Minute ein Tor geschossen. Ich hatte es verpasst, der Stadionsprecher hat sicher nicht «Gol!, Gol!, Gol!, Goooooool!» geschrien, ich hätte es sonst gehört. Wahrscheinlich habe ich in diesem Moment die schöne Aussicht auf die Stadt Palma und das Meer im Hintergrund genossen.

Xavier ist glücklich: «Sehr gut gespielt, oder?», sagt er am anderen Tag stolz, er hat einmal ein Jahr in Berlin gelebt und spricht deshalb recht gut deutsch. Xavier Konig Bordoy ist nicht nur grosser Fan von Atlético, sondern auch im Vorstand des Clubs, «el director» sagt er, lacht dazu, er unterschreibt jeweils die Verträge mit den Spielern.

Jetzt, es ist bald Mitternacht am Montag, das Restaurant in Cas Concos mit dem schönen Innenhof voll, wie ausser Sonntag an jedem Tag in der Woche, Xavier wirbelt um die Tische, spricht mit allen, ist guter Laune, wie immer. Offen bis 23 Uhr steht an der Tür, einige Gäste mit Hunger kommen erst jetzt, es ist halb eins, Tapas, Pasta, Pizza, Sushi, alles noch zu haben. 

(Das Ende)  


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