Wo alles begann
Blog-Nr. 409
Ich las alles, vor allem alles über Sport, vor allem über Fussball, suchte immer, wenn sie auswärts spielten und ich nicht live dabei sein konnte, zuerst die Resultate des FC Küsnacht, war stolz, wenn sie gewonnen hatten und in der Rangliste oben standen, einmal, mitte der sechziger Jahre, hatten sie gar die Chance, in die Nationalliga B aufzusteigen.
Fussball, lesen und später selber schreiben, alles wohl also wegen meinem Büsiopa und irgendwie wegen dem Heslibach. Für die Zürichsee Zeitung durfte ich später Matchberichte verfassen, und einmal schrieb ich, der FCK war gerade aus der 1. Liga abgestiegen, der Verein müsse keine Angst um die Zukunft haben, es gebe viele junge Talente, eines hiess Peter Bühler, für alle nur der «Baron». Er wurde mein Freund – und mit ihm zusammen arbeitete ich später drei Jahrzehnte beim Tages-Anzeiger.
Aber zurück zum Heslibach. Und den Orten, zu denen man im Leben oft wieder zurückkehrt.
Diesen Samstag sass ich in der engen Kabine auf der kleinen Tribüne der Sportanlage im Heslibach. Es war ein Festtag für den FC Küsnacht, zwei Wochen zuvor war er in die 2. Liga aufgestiegen, der höchsten regionalen. Der Verein hatte zu Gratiswurst und -bier eingeladen, es gab ein 9:1 gegen den FC Neumünster. Vielleicht nicht gleich 500, wie der leidenschaftliche Präsident gezählt haben wollte, aber doch so viele, wie seit langem nicht mehr, waren an diesem sommerlich schwülen Samstagabend gekommen, auch der Gemeinderat des Dorfes war vertreten, noch lange nach Spielschluss blieben viele und feierten.
Thomas Frei, der Präsident, bat mich, Speaker zu sein. Und so sass ich mit dem Mikrofon in der Hand, schwitzte in der Kabine, verlor fast die Übersicht bei so vielen Toren und sah nicht immer, wer nun das Tor geschossen hatte – und erinnerte mich, wie es begonnen hatte, damals mit dem Büsiopa an diesem Ort, im Heslibach, am Sonntagmorgen, wir standen jeweils hinter dem Tor, zwischen dem Netz und uns eine hölzerne Abschrankung.
Hinter dem Tor – und vielleicht deshalb versuchte ich mich später auch als Torhüter und haben mich diese Fussballer für die ihre Hände wichtig sind, besonders fasziniert.
Mein Neffe, Kai, spielt jetzt auch beim FCK im Tor. Einer meiner Enkel, Diego, will auch Torhüter sein. Und die beiden anderen, Lionel und Dylan, stürmen bei den Junioren im Klub.
Ich werde noch viele Gründe haben, den Heslibach zu besuchen. Das Leben ist ein Kreis.
Das Leben ist auch immer wieder eine Rückkehr. An Orte, die einem wichtig sind, weil dort etwas begonnen hatte. Weil deswegen das Leben vielleicht diesen und keinen anderen Weg nahm. Damals war das einem nicht bewusst, heute schon.
Deshalb diese Geschichte.
Mit meinem Grossvater, er war der Büsiopa, weil er und meine Oma Katzen so liebten und auch immer wieder hatten; er also nahm mich mit, jeweils am Sonntagmorgen zu den Spielen des FC Küsnacht. Auf den Heslibach, der so heisst, weil sich der Fussballplatz in diesem Quartier von Küsnacht befindet.
Statt in die Kirche – oder war es erst, als der Gottesdienst vorbei war? Ich erinnere mich nicht mehr genau – gingen wir zum Fussball, Küsnacht spielte damals in der 1. Liga, und vor dem Spiel der Grossen verfolgten wir manchmal das Spiel der Junioren, und da stürmte einer am linken Flügel, der später zu einem der besten Torhüter der Schweiz wurde, der Karli, Karl Grob.
Er, nur 1.73 m gross, musste beim FCK dann ins Tor, weil in einem Spiel alle anderen verfügbaren Torhüter ausgefallen waren, seine ersten Handschuhe waren jene eines Dorfpolizisten, weiss und wollig, und nicht weit von uns zitterte eine Frau, doch neben ihr sagte einer nur: «Kei Angscht, Mamme, de Karli hät si scho.» Guschti Grob war er, der Vater, der seine Frau Emma beruhigten musste.
Mein Grossvater, der Büsiopa, weckte meine Begeisterung für den Fussball. Auf einem Nebenplatz des Heslibachs, quer gelegen zur Strasse, spielten wir jeweils am schulfreien Mittwochnachmittag, es war mehr ein Acker als eine Wiese mit Gras, die Latte bei einem Tor hing bedenklich nach unten. Wir spielten jeweils bis es dunkel wurde, und stolz war ich, als ich erstmals von meinem Sackgeld Fussballschuhe kaufen konnte, schwarze mit den fünf weissen Streifen, Künzli!, die Kult-Schuhe damals, fast wären sie ja kürzlich für immer verschwunden, nur dank dem Blocher-Schwiegersohn gibt es sie noch.
Vielleicht bin ich wegen meinem Büsiopa später auch Journalist geworden, er hatte bei der Post gearbeitet und brachte immer einige Zeitungen nach Hause, die ich jeweils alle gelesen habe, als ich mittags nach der Schule rasch bei ihm vorbeischaute.
Deshalb diese Geschichte.
Mit meinem Grossvater, er war der Büsiopa, weil er und meine Oma Katzen so liebten und auch immer wieder hatten; er also nahm mich mit, jeweils am Sonntagmorgen zu den Spielen des FC Küsnacht. Auf den Heslibach, der so heisst, weil sich der Fussballplatz in diesem Quartier von Küsnacht befindet.
Statt in die Kirche – oder war es erst, als der Gottesdienst vorbei war? Ich erinnere mich nicht mehr genau – gingen wir zum Fussball, Küsnacht spielte damals in der 1. Liga, und vor dem Spiel der Grossen verfolgten wir manchmal das Spiel der Junioren, und da stürmte einer am linken Flügel, der später zu einem der besten Torhüter der Schweiz wurde, der Karli, Karl Grob.
Er, nur 1.73 m gross, musste beim FCK dann ins Tor, weil in einem Spiel alle anderen verfügbaren Torhüter ausgefallen waren, seine ersten Handschuhe waren jene eines Dorfpolizisten, weiss und wollig, und nicht weit von uns zitterte eine Frau, doch neben ihr sagte einer nur: «Kei Angscht, Mamme, de Karli hät si scho.» Guschti Grob war er, der Vater, der seine Frau Emma beruhigten musste.
Mein Grossvater, der Büsiopa, weckte meine Begeisterung für den Fussball. Auf einem Nebenplatz des Heslibachs, quer gelegen zur Strasse, spielten wir jeweils am schulfreien Mittwochnachmittag, es war mehr ein Acker als eine Wiese mit Gras, die Latte bei einem Tor hing bedenklich nach unten. Wir spielten jeweils bis es dunkel wurde, und stolz war ich, als ich erstmals von meinem Sackgeld Fussballschuhe kaufen konnte, schwarze mit den fünf weissen Streifen, Künzli!, die Kult-Schuhe damals, fast wären sie ja kürzlich für immer verschwunden, nur dank dem Blocher-Schwiegersohn gibt es sie noch.
Vielleicht bin ich wegen meinem Büsiopa später auch Journalist geworden, er hatte bei der Post gearbeitet und brachte immer einige Zeitungen nach Hause, die ich jeweils alle gelesen habe, als ich mittags nach der Schule rasch bei ihm vorbeischaute.
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Mein Büsiopa |
Ich las alles, vor allem alles über Sport, vor allem über Fussball, suchte immer, wenn sie auswärts spielten und ich nicht live dabei sein konnte, zuerst die Resultate des FC Küsnacht, war stolz, wenn sie gewonnen hatten und in der Rangliste oben standen, einmal, mitte der sechziger Jahre, hatten sie gar die Chance, in die Nationalliga B aufzusteigen.
Fussball, lesen und später selber schreiben, alles wohl also wegen meinem Büsiopa und irgendwie wegen dem Heslibach. Für die Zürichsee Zeitung durfte ich später Matchberichte verfassen, und einmal schrieb ich, der FCK war gerade aus der 1. Liga abgestiegen, der Verein müsse keine Angst um die Zukunft haben, es gebe viele junge Talente, eines hiess Peter Bühler, für alle nur der «Baron». Er wurde mein Freund – und mit ihm zusammen arbeitete ich später drei Jahrzehnte beim Tages-Anzeiger.
Aber zurück zum Heslibach. Und den Orten, zu denen man im Leben oft wieder zurückkehrt.
Diesen Samstag sass ich in der engen Kabine auf der kleinen Tribüne der Sportanlage im Heslibach. Es war ein Festtag für den FC Küsnacht, zwei Wochen zuvor war er in die 2. Liga aufgestiegen, der höchsten regionalen. Der Verein hatte zu Gratiswurst und -bier eingeladen, es gab ein 9:1 gegen den FC Neumünster. Vielleicht nicht gleich 500, wie der leidenschaftliche Präsident gezählt haben wollte, aber doch so viele, wie seit langem nicht mehr, waren an diesem sommerlich schwülen Samstagabend gekommen, auch der Gemeinderat des Dorfes war vertreten, noch lange nach Spielschluss blieben viele und feierten.
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Die Jugend feiert mit: Der FC Küsnacht wieder in der 2. Liga |
Hinter dem Tor – und vielleicht deshalb versuchte ich mich später auch als Torhüter und haben mich diese Fussballer für die ihre Hände wichtig sind, besonders fasziniert.
Mein Neffe, Kai, spielt jetzt auch beim FCK im Tor. Einer meiner Enkel, Diego, will auch Torhüter sein. Und die beiden anderen, Lionel und Dylan, stürmen bei den Junioren im Klub.
Ich werde noch viele Gründe haben, den Heslibach zu besuchen. Das Leben ist ein Kreis.
Eine nächste musikalische Lesung am 21. August
im Garten bei «Culture Time» in Winterthur
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