Lehrling aus Bümpliz
Blog-Nr. 398
Er ist sehr früh aufgestanden an diesem Morgen, es ist Ende August und schon sehr herbstlich, eine kühle Bise weht durch das Mittelland, Höchsttemperatur an diesem Tag nur 15 Grad. Der junge Mann steht auf dem Perron 6 am Hauptbahnhof von Bern, wartet auf den Schnellzug, der um 06.39 Uhr nach Zürich abfährt. Er ist modisch gekleidet, ein Benetton-T-Shirt unter dem Hemd, eine goldene Kette um den Hals, und über die Schultern trägt er eine schwarze Sporttasche, die Marke mit den drei Streifen, eine «15» steht drauf, seine Nummer.
Er sagt, als er im Zug sitzt, um ihn herum viele Geschäftsleute, es sei schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Er hat bis vor kurzem beim SC Bümpliz 78 in der 2. Liga gespielt, und einmal war ein Talentspäher zu einem Spiel gekommen, er hatte eigentlich den Auftrag gehabt, die Nummer 9 des FC Baudepartement zu beobachten, des Gegners, doch dann kam er zurück und sagte, ein anderer sei viel mehr aufgefallen, die Nummer 11 bei Bümpliz.
Eben der junge Mann, der jetzt im Zug sitzt, sehr scheu ist er, still, es irritiert ihn ein wenig, dass sich plötzlich Journalisten für ihn interessieren.
«Die Herren des Klubs», so erzählt er es während der Zugfahrt, seien in diesem Frühling zu ihnen nach Bümpliz gekommen und hätten vorgeschlagen, dass er fünf Jahre lang eine Art Lehre als Fussballprofi machen könne. Sie hätten zu Hause dann lange darüber diskutiert, ob das gut sei, doch dann seien sie zum Schluss gekommen, eine normale Lehre könne er ja auch später noch machen, wenn es nicht klappen würde, mit dem Fussball.
Um 9 Uhr an diesem Morgen beginnt das Training, im Hardturm in Zürich, dem Stadion, das es nicht mehr gibt, bei den Grasshoppers, die damals ein stolzer und erfolgsverwöhnter Klub waren. Kurt Jara, österreichischer Nationalspieler, hatte, bevor er im Sommer seine Karriere als Spieler beendete, noch eine Zeit lang mit dem jungen Mann aus Bümpliz trainiert. Er sagte: «Er ist einer, wie es nur alle 20 Jahre einmal einen gibt. Ich glaube, ich habe überhaupt noch nie irgendwo ein derart grosses Talent gesehen.»
So begann es mit Alain Sutter, dem jungen Mann aus Bümpliz, der auszog in die grosse Fussballwelt, die ihn eines Tages bis zu Bayern München führte.
Vor fast genau 40 Jahren war er fast täglich mit dem Zug von Bern nach Zürich gefahren, als Fussball-Lehrling bei den Grasshoppers, bei denen die Spieler Sulser, Ponte, Koller, Gren, Egli, In-Albon oder Borchers hiessen. Und der Trainer Timo Konietzka.
Er war für GC ein Glücksfall.
Und ist jetzt, bei einem Klub, der tief gefallen und seit vielen Jahren nur noch von Unruhen begleitet ist und bei dem, ausser den treuesten Anhängern, kaum jemand noch die Namen der Spieler kennt, wieder die grosse Hoffnung. Und vielleicht ein Glücksfall. Weil er, endlich, einer ist, der für GC steht.
Als neuer Sportchef.
Zum Glück hat der Talentspäher damals auf dem Sportplatz Bodenweid die Nummer 11 des SC Bümpliz entdeckt.
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Foto Beat Marti |
Es war einmal ein junger Mann, 17 erst, er wohnt bei seinen Eltern in Bümpliz bei Bern, er war bis kurz zuvor Stift in einem Sportartikelgeschäft, und jetzt macht er eine Lehre, eine spezielle Lehre, die einzige in dieser Art in der Schweiz.
Er ist sehr früh aufgestanden an diesem Morgen, es ist Ende August und schon sehr herbstlich, eine kühle Bise weht durch das Mittelland, Höchsttemperatur an diesem Tag nur 15 Grad. Der junge Mann steht auf dem Perron 6 am Hauptbahnhof von Bern, wartet auf den Schnellzug, der um 06.39 Uhr nach Zürich abfährt. Er ist modisch gekleidet, ein Benetton-T-Shirt unter dem Hemd, eine goldene Kette um den Hals, und über die Schultern trägt er eine schwarze Sporttasche, die Marke mit den drei Streifen, eine «15» steht drauf, seine Nummer.
Er sagt, als er im Zug sitzt, um ihn herum viele Geschäftsleute, es sei schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Er hat bis vor kurzem beim SC Bümpliz 78 in der 2. Liga gespielt, und einmal war ein Talentspäher zu einem Spiel gekommen, er hatte eigentlich den Auftrag gehabt, die Nummer 9 des FC Baudepartement zu beobachten, des Gegners, doch dann kam er zurück und sagte, ein anderer sei viel mehr aufgefallen, die Nummer 11 bei Bümpliz.
Eben der junge Mann, der jetzt im Zug sitzt, sehr scheu ist er, still, es irritiert ihn ein wenig, dass sich plötzlich Journalisten für ihn interessieren.
«Die Herren des Klubs», so erzählt er es während der Zugfahrt, seien in diesem Frühling zu ihnen nach Bümpliz gekommen und hätten vorgeschlagen, dass er fünf Jahre lang eine Art Lehre als Fussballprofi machen könne. Sie hätten zu Hause dann lange darüber diskutiert, ob das gut sei, doch dann seien sie zum Schluss gekommen, eine normale Lehre könne er ja auch später noch machen, wenn es nicht klappen würde, mit dem Fussball.
Um 9 Uhr an diesem Morgen beginnt das Training, im Hardturm in Zürich, dem Stadion, das es nicht mehr gibt, bei den Grasshoppers, die damals ein stolzer und erfolgsverwöhnter Klub waren. Kurt Jara, österreichischer Nationalspieler, hatte, bevor er im Sommer seine Karriere als Spieler beendete, noch eine Zeit lang mit dem jungen Mann aus Bümpliz trainiert. Er sagte: «Er ist einer, wie es nur alle 20 Jahre einmal einen gibt. Ich glaube, ich habe überhaupt noch nie irgendwo ein derart grosses Talent gesehen.»
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Die Reportage am 30.8.1985 im Tages-Anzeiger |
So begann es mit Alain Sutter, dem jungen Mann aus Bümpliz, der auszog in die grosse Fussballwelt, die ihn eines Tages bis zu Bayern München führte.
Vor fast genau 40 Jahren war er fast täglich mit dem Zug von Bern nach Zürich gefahren, als Fussball-Lehrling bei den Grasshoppers, bei denen die Spieler Sulser, Ponte, Koller, Gren, Egli, In-Albon oder Borchers hiessen. Und der Trainer Timo Konietzka.
Er war für GC ein Glücksfall.
Und ist jetzt, bei einem Klub, der tief gefallen und seit vielen Jahren nur noch von Unruhen begleitet ist und bei dem, ausser den treuesten Anhängern, kaum jemand noch die Namen der Spieler kennt, wieder die grosse Hoffnung. Und vielleicht ein Glücksfall. Weil er, endlich, einer ist, der für GC steht.
Als neuer Sportchef.
Zum Glück hat der Talentspäher damals auf dem Sportplatz Bodenweid die Nummer 11 des SC Bümpliz entdeckt.
Eine nächste musikalische Lesung 21. August
im Garten bei «Culture Time» in Winterthur
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