Erfolgsroman dank Küsnacht

Blog-Nr. 423



Takis Würger erschrak beinahe, als er an diesem Donnerstagabend aus einem Nebenraum in die Buchhandlung Wolf in Küsnacht trat, zur Eröffnung seiner Lesung, alle Stühle waren besetzt, der Anlass war seit langem ausverkauft, und zuvorderst in der ersten Reihe sass Martin Suter.

Nervös sei er immer vor einer Lesung, aber jetzt sei es fast wie ein Albtraum gewesen, ein schöner allerdings, die beiden Schriftsteller kennen sich gut, aber nie hätte er gedacht, dass er zu seiner Lesung kommt. Er fühlte sich geehrt.

Takis Würger als Leser, Martin Suter als Zuhörer, zwei Bestseller-Autoren, beide im gleichen (Diogenes)Verlag, sie umarmten sich herzlich.


Takis Würger liest, Martin Suter hört zu

Ein besonderer Abend war es sowieso für Würger, den 40-jährigen Deutschen aus Leipzig, der wegen seinem Erfolgsbuch «Für Polina» auf Lesetour ist. Es ist irgendwie fast ein Heimkommen, und er lief an diesem Donnerstag zu Fuss von Zürich nach Küsnacht, einen kleinen Spaziergang nennt er es.

Zurück nach Küsnacht. Wo alles begann, sein Leben ein anderes wurde, er vielleicht dieses Buch und andere zuvor nie geschrieben hätte.

Seine beste Freundin lebt in Küsnacht, sie haben sich immer wieder am Zürichsee getroffen, Takis Würger hat schon mehrmals im Hotel «Sonne» übernachtet. «Und», sagt Würger, «in Küsnacht hat meine Freundin mich vor Jahren gefragt, warum ich nicht versuche, einen Roman zu schreiben.»

Würger war ein viel beachteter Journalist, Autor beim «Spiegel», er war in Kriegsgebiete in Afghanistan, Libyen oder den Irak gereist, schrieb Reportagen.

Doch dann kam es in Küsnacht zu diesem Gespräch mit der Freundin und ihrer Frage. Und aus dem Reporter Würger wurde der Schriftsteller Würger, vier Bücher, Krimi-Romane, schrieb er, und dann wollte er etwas anderes versuchen, einen Liebesroman, etwas Märchenhaftes, und er verliebte sich in diese Art des Schreibens.

Und deshalb war er in Küsnacht. In der Buchhandlung Wolf sass niemand am Klavier wie bei anderen Lesungen von Takis Würger, und doch schienen musikalische Klänge den Abend zu begleiten. Was am Buch liegt. «Für Polina» ist ein Buch über die Musik, über das Klavierspielen, über ein musikalisches 
Wunderkind, über das Zwischenmenschliche, die Freundschaft und die Liebe, über zwei Menschen, Hannes und Polina, die, seit sie zufällig nach der Geburt nebeneinander liegen, füreinander bestimmt sind, aber lange nicht zueinander finden können. 

Aber es lag auch in der Stimmung bei dieser Lesung. Würger spricht und liest wie er schreibt, er wählt die Worte genau, macht sich Gedanken, beschreibt, weshalb es sein bisher persönlichstes Buch ist und er die Hauptfiguren sich entwickeln liess. Er hätte die Geschichte erarbeiten müssen, und er habe sich noch nie so wohl gefühlt beim Schreiben. Es ist ein poetisches Buch, ein leises, «ein Roman wie eine berührende Musik», sagt die deutsche Schriftstellerin Juli Zeh, es zeigt, dass das Leben immer wieder aus Zufallsmomenten besteht, denen man positiv begegnen soll.

Der im Publikum sitzende Martin Suter beschrieb das Buch so: «Vielleicht zum ersten Mal im Leben habe ich beim Lesen Tränen gehabt, und ich schwöre, keine einzige davon war eine traurige. Und ich habe mich hoffnungslos verliebt in Polina.»

Seit 26 Wochen auf der «Spiegel»-Bestenliste

Suter klatschte zuletzt lange wie alle in der Buchhandlung. Als Würgers Buch im Februar dieses Jahres erschienen war, kam es gleich auf Platz 1 der «Spiegel»-Bestsellerliste. Seit 26 Wochen ist es nun unter den ersten 20, aktuell auf Platz 11. Und auf Platz 15 Martin Suter mit «Wut und Liebe».

Zwei Bücher über die Liebe. Und weil Würger an der Lesung den letzten Satz seines Buches vorlas, darf er auch hier stehen:

«Sie strich ihm über die Wange, lehnte sich für den Zeitraumvon vier Silben zu ihm und sagte leise etwas in sein Ohr.»

Herr Würger, verraten Sie mir, was Polina in Hannes Ohr flüsterte? fragte kürzlich eine Frau nach einer Lesung.

Takis Würger musste zwei Tage zuvor im Kaufleuten in Zürich und auch jetzt in Küsnacht wieder darüber lachen.
 
 
Takis Würger bei der Lesung in Küsnacht (YouTube)


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