FC Hollywood
Blog-Nr. 377
Ein Filmtipp und ein Text von früher dazu. Das ZDF zeigte die fünfteilige Dokserie «FC Hollywood», und sie ist weiterhin in der Mediathek des Senders zu sehen. Und sie ist für alle, denen der FC Bayern nahe steht, als blühende Anhänger oder als Feindbild, sehr empfehlenswert.
Es ist ein Blick in die turbulenten 90er-Jahre beim Klub an der Säbener Strasse. Mit Matthäus, für alle der Loddar, immer wieder im Mittelpunkt; er liess einmal ein Tagebuch schreiben mit intimen Details aus dem Innenleben der Mannschaft, über das sein Teamkollege Helmer dann sagte: «Kranken Menschen muss man helfen». Mit seinem Intimfeind im Team, Jürgen Klinsmann. Und natürlich mit der Wutrede aller Wutreden des Gentleman-Trainers Giovanni Trapattoni: «Was erlauben Struuuuunz?» und «Ich habe fertig» – einfach grossartig. Alles in dieser Dokumentation, die auch ein Einblick in die Medienszene von damals gibt, noch ohne sozialen Medien. Man stelle sich vor, hätte sie es damals schon gegeben. Soviel Nähe wie in diesen 90er-Jahren ist allerdings längst nicht mehr möglich.
Dieses «ABC des FC Hollywood» schrieb ich im Sommer 2011. Der FCZ spielte damals in der Qualifikation des Champions League gegen die Bayern, verlor im Letzigrund 0:1 und das Rückspiel 0:2.
A – Andersson, Patrick. «Was ist das denn für eine Idee?», dachte Ottmar Hitzfeld mit versteinerter Miene auf der Bank. Es war der 19. Mai 2001, letzter Bundesliga-Spieltag. In Gelsenkirchen rannten die Fans auf den Rasen, weinten und feierten mit den Spielern, Schalke schien endlich Meister geworden zu sein. Aber in Hamburg lief noch die Nachspielzeit, Bayern lag gegen den HSV 0:1 zurück, es gab einen indirekten Freistoss im Strafraum, Stefan Effenberg rief seinen Mitspieler Patrick Andersson zu sich, «komm her, hau das Ding rein, dann fahren wir heim». Verteidiger Andersson, der für Bayern noch nie getroffen hatte, haute auf den angetippten Ball, Tor, Abpfiff, Bayern war Meister.
B – Bommel, Mütze. Einen roten Schal trägt er immer, seine Gesichtsfarbe zeigt jeweils seinen Gemütszustand, je röter, desto schlechter Bayerns Lage, aber bei diesem Spiel trug er gar eine gestreifte Mütze mit Bommel. Es sah ziemlich doof aus, Uli Hoeness (-› Xing) ist das egal. Die Pomperlmütze ist das Erkennungszeichen eines Fanklubs aus Bad Griesbach, und er hatte den Fans versprochen, diese Mütze zu tragen, wenn Bayern ein wichtiges Europacupspiel gewinnt. Hoeness tut alles für seinen Verein.
C – Cajkovski, Tschik. Der FC Barcelona wollte ihn, aber er ging nach München zu den Bayern, die damals noch in der Regionalliga spielten. «Zu Hause meine Frau Radmila ist der Kommandant. Und Kommandant sagt: ‹In Barcelona kein Rasnici, kein Cevapcici.›» Ztlatko «Tschik» Cajkovski (-› Dickes) war der Clown unter den Trainern, mit seinen unvergleichlich rollenden Augen, seinem Bauch, 1978 kam er für knapp zwei Jahre zum FCZ.
D – Dickes, Müller. Eigentlich korrekt: «Kleines, dickes Müller.» Im Sommer 1964 kam ein 18-jähriger schüchterner Jüngling zum FCB. Eine erste Begegnung beim Essen mit seinem Trainer Cajkovski wird so erzählt: «Sie nix essen, Sie nicht Franz Beckenbauer, Sie kleines, dickes Müller, das nicht sehen kann Ball, wenn liegt unter Bauch. Sie nix essen Suppe und Kartoffeln, Sie essen nur noch Steaks, trinken nix Milch, sondern nur noch Fruchtsaft.» Müller schoss für die Bayern in 427 Bundesligaspielen 365 Tore, müllern wurde zu einem Verb.
E – Effenberg, Stefan. Die Golfrunde war bei Loch 7 angelangt, da fragte Franz Beckenbauer (-› Gott) plötzlich: «Was ist, Ottmar, magst an Effenberg?» Natürlich wollte Hitzfeld, der eben den Vertrag unterschrieben hatte, den Effenberg. «Geh, Uli, ruf eam doch grad moi o», sagte Beckenbauer zu Uli Hoeness, der griff zu seinem Handy, wählte die Nummer – Stefan Effenberg war verpflichtet.
F – Flasche, leer. Der Monolog im Presseraum an der Säbener Strasse dauerte dreieinhalb Minuten, als Giovanni Trapattoni zuletzt «Ich habe fertig» schrie und die Journalisten zu entschlüsseln versuchten, was der Mister eben gesagt hatte. Sätze wie diese wurden Kult: «In diese Spiel waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie Flasche leer.» Oder: «Was erlauben Strunz?»
G – Gott. Der selbstverliebte Louis van Gaal (-› Ich) sagte zu seinen Spielern: «Ich bin wie Gott. Ich werde nie krank und habe immer recht.» Das ist in einem Klub mit einem Kaiser fast schon eine Gotteslästerung. Und Beckenbauer wusste auch alles immer richtig einzuordnen: «So gross ist das Verbrechen nun auch nicht. Der Liebe Gott freut sich über jedes Kind», erklärte er, als eine Bayern-Weihnachtsfeier neun Monate später Folgen hatte.
H – Heynckes, Jupp. Er genoss das Rentnerleben, machte lange Spaziergänge mit seinem Schäferhund Cando, konnte sich nicht vorstellen, nochmals Trainer zu sein – und ist es wieder, zum dritten Mal bei Bayern. Weil er damals, im Frühling 2009, mit seiner Frau vom Ehepaar Hoeness an den Tegernsee eingeladen wurde, zufällig am Tag, als die Bayern einsehen mussten, dass es mit Klinsmann nicht mehr weitergehen konnte.
I – Ich. Die einzige Person, der Louis van Gaal Fachwissen zuschreibt (-› Gott). Was aber gar nicht kompatibel mit dem Vorstand war.
J – Joanna. Dazu, jetzt alphabetisch: Ariadne, Kristina, Liliana, Lolita, Maren, Marijana, Sylvia. Vollständigkeit der Liste ohne Gewähr, vielleicht nicht ganz aktuell. Die Namen spielten mit Lothar Matthäus zusammen, nicht bei Bayern, im richtigen Leben. Er ist Rekordnationalspieler, bester Bundesligatrainer (eigene Einschätzung), ohne je einen Bundesligaklub trainiert zu haben, viermal geschiedener Frauenversteher. (-› You ...)
K – König, Gerhard. Nie gehört? Dabei ist er dafür verantwortlich, dass Franz Beckenbauer damals zu Bayern München und nicht zum von ihm angehimmelten Stadtrivalen 1860 gewechselt hat. «Zu dem Verein geh i ned!», beschloss Beckenbauer, nachdem er in einem Spiel der D-Junioren eine Ohrfeige bekommen hatte. Es war die «Watschn-Affäre» – ein König, von 1860, hatte den späteren Kaiser geohrfeigt.
L – Leinwand. Fussballer im Film waren einmal ein netter Gag, am gefragtesten waren die Bayern. Gerd Müller (-› Dickes) war 1967 im Ulkstreifen «Wenn Ludwig ins Manöver zieht» ein Kanonier; 1976 dilettierte Paul Breitner (-› Umstürzler) neben Hardy Krüger in «Potato Fritz»; als Kultfilmer Werner Enke («Zur Sache, Schätzchen») 1979 «Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt» drehte, trat der Namensgeber (-› Schwarzenbeck) als Briefträger auf; Sepp Maier spielte in «C.O.D. – Manche mögens prall» (1981) einen Kidnapper. Einen ganzen Film für sich allein, das gabs freilich nur für einen: Franz Beckenbauer, 1973 in «Libero».
M – Maier, Sepp. Die «Katze von Anzing», 17 Jahre im Bayern-Tor, 442 Spiele in Folge, einmal hechtete er im Strafraum einer verirrten Ente hinterher, der Clown der Mannschaft (-› Leinwand), der im alten Olympiastadion stets noch Zeit fand, eine halbe Stunde vor dem Spiel am Kiosk eine Leberkäsesemmel zu holen.
N – Nou Camp. Drei Minuten im Mai 1999 in Barcelona, die keiner vergisst, kein Bayern-Fan, kein Bayern-Hasser, ein Champions-League-Final, den die Münchner 1:2 verloren. Und der BBC-Kommentator sagte: «Manchester United has reached the promised land.»
O – Oli, Kahn. Der brüllende und tobende Torhüter, vom Ehrgeiz zerfressen, immer angespannt, grimmig, mit offenem Mund, der Titan. Seine Philosophie: «Immer weitermachen». Als er aufhörte, sagte er zur «Zeit»: «Die Leere, die jetzt kommt, die muss ich aushalten lernen. In der Leere findet der Mensch zu sich selbst – und nicht, wenn er vor ihr davonläuft und sie mit falschen Dingen füllt.» (-› P1).
P – P1, für Prinzregentenstrasse 1. Die Nobeldisco von München im Untergeschoss des ehrwürdigen Hauses der Kunst, wurde Mitte der 90er-Jahre zum Hinterzimmer vieler Bayern- Profis. Besonders Oliver K. (-› Oli) machte sich um das P1 verdient.
Q – Q7, Geschäftsauto. Der Q7 ist das von den Spielern bevorzugte Modell des langjährigen Sponsors Audi. Momentan fahren sie mit den Buchstaben «M – RM» umher, «RM» steht für Rekordmeister. Lieber hätten sie «M – DM» drauf, steht für Deutscher Meister.
R – Rummenigge, Karl-Heinz. Sie nannten ihn «Rotbäckchen», weil er so schüchtern war und die Wangen immer rot anliefen, Trainer Udo Lattek schimpfte ihn einmal «Rummelfliege», und heute ist er der «Killer Kalle». Vom Spieler zum Vorstandsvorsitzenden, an Spitznamen könne man manchmal schon die Entwicklung eines Menschen erkennen, schrieb die «Süddeutsche Zeitung».
S – Schwarzenbeck, Karl-Heinz. Bis vor kurzem stand er in München täglich hinter der Theke in seinem kleinen Zeitungsladen, den er von seiner Tante übernommen hatte, zufrieden mit sich und seinem unspektakulären Leben. Schreib- und Büromaterial durfte er auch dem FC Bayern liefern. Schwarzenbeck war einst ein wichtiger Spieler gewesen, der Schattenmann neben Beckenbauer, der Mann fürs Grobe, ein Eisenfuss. «Putzer des Kaisers», nannten sie ihn. Er ist vor allem ein herzensguter Mensch.
T – Tonne. Dass Jürgen Klinsmann bei dieser Aktion nicht seinen Fuss brach, war sein Glück. Stinkhässig war er gewesen, als Giovanni Trapattoni (-› Flasche) für ihn nach 80 Minuten in einem Spiel gegen Freiburg einen Vertragsamateur eingewechselt hatte. Klinsmann ging vom Rasen, trat mit voller Wucht gegen eine Werbetonne am Spielfeldrand – diese steht heute in einem Lebensmittelgeschäft in Stuttgart, der Besitzer hat sie auf Ebay für 3000 Euro ersteigert.
U – Umstürzler. Paul Breitner trug lange Haare, sass in einem Stuhl, hinter sich ein Mao-Poster, in der Hand die «Peking Rundschau», und behauptete, Marxist zu sein. Breitner wusste halt, wie man die Deutschen provoziert. Das war Anfang der 70er-Jahre, er war der grimmige Rebell, ein Querulant, heute trägt er Anzug, gilt als Elderstatesman. Umsturz heisst heute auch für ihn, dass ein anderer Klub als die Bayern deutscher Meister wird.
V – Valencia, Adolfo. «El tren» war sein Übername, der Zug. «Der Entlauber» nannte ihn Beckenbauer, weil seine Bälle im Training statt ins Tor oft ins Gebüsch flogen. Valencia steht für die vielen Ausländer, die bei den Bayern kaum gross in Erinnerung blieben. Ein anderer ist Slawomir Wojciechowski, ein Pole. Hitzfeld hatte ihn vom FC Aarau geholt, 1,5 Millionen Mark zahlten die Bayern, er spielte fast nie, und Hoeness sagte später einmal zu Hitzfeld: «Wenn du deinen früheren Verein wieder einmal unterstützen willst, dann sag es doch und wir überweisen einfach direkt einen Betrag.»
W – Whirlpool. Bastian Schweinsteiger war damals 18, noch der unbekümmerte «Schweini», und in einer Nacht wurde morgens um zwei im Trainingsgelände der Bayern die Alarmanlage ausgelöst. Die Sicherheitsleute fanden Schweinsteiger in Begleitung im Whirlpool. «Ich wollte nur einer Cousine unseren Profi-Trakt zeigen», war die Begründung, als er vor seinen Chefs antraben musste.
X – Xing, eine Internetplattform für Kontakte geschäftlicher Art. Xing steht für E-Mail, SMS, Combox, Computer. Uli Hoeness (-› Bommel) will davon nichts wissen, wer mit ihm in Kontakt treten will, muss seine Nummer kennen oder ihm faxen. Trotzdem gibt es in Deutschland kaum jemand anderen, der im Sport, in der Politik und Wirtschaft besser vernetzt ist als der Patriarch des FC Bayern.
Y – You think you can play with me? Nochmals Lothar Matthäus. Allerdings nicht zu Mitspieler/innen (-› Joanna), sondern zum Leiter von al-Jazeera, nachdem er kurzfristig aus einer Sendung ausgeladen worden war. Die Sequenz ist auf Youtube zu sehen. «I tell you now something: I stay only for this fucking job tonight», schreit L. M. in seinem Fränkischenglisch.
Z – Zürich, der (kleine) FCZ. Was will der gegen den FC Hollywood?
B – Bommel, Mütze. Einen roten Schal trägt er immer, seine Gesichtsfarbe zeigt jeweils seinen Gemütszustand, je röter, desto schlechter Bayerns Lage, aber bei diesem Spiel trug er gar eine gestreifte Mütze mit Bommel. Es sah ziemlich doof aus, Uli Hoeness (-› Xing) ist das egal. Die Pomperlmütze ist das Erkennungszeichen eines Fanklubs aus Bad Griesbach, und er hatte den Fans versprochen, diese Mütze zu tragen, wenn Bayern ein wichtiges Europacupspiel gewinnt. Hoeness tut alles für seinen Verein.
C – Cajkovski, Tschik. Der FC Barcelona wollte ihn, aber er ging nach München zu den Bayern, die damals noch in der Regionalliga spielten. «Zu Hause meine Frau Radmila ist der Kommandant. Und Kommandant sagt: ‹In Barcelona kein Rasnici, kein Cevapcici.›» Ztlatko «Tschik» Cajkovski (-› Dickes) war der Clown unter den Trainern, mit seinen unvergleichlich rollenden Augen, seinem Bauch, 1978 kam er für knapp zwei Jahre zum FCZ.
D – Dickes, Müller. Eigentlich korrekt: «Kleines, dickes Müller.» Im Sommer 1964 kam ein 18-jähriger schüchterner Jüngling zum FCB. Eine erste Begegnung beim Essen mit seinem Trainer Cajkovski wird so erzählt: «Sie nix essen, Sie nicht Franz Beckenbauer, Sie kleines, dickes Müller, das nicht sehen kann Ball, wenn liegt unter Bauch. Sie nix essen Suppe und Kartoffeln, Sie essen nur noch Steaks, trinken nix Milch, sondern nur noch Fruchtsaft.» Müller schoss für die Bayern in 427 Bundesligaspielen 365 Tore, müllern wurde zu einem Verb.
E – Effenberg, Stefan. Die Golfrunde war bei Loch 7 angelangt, da fragte Franz Beckenbauer (-› Gott) plötzlich: «Was ist, Ottmar, magst an Effenberg?» Natürlich wollte Hitzfeld, der eben den Vertrag unterschrieben hatte, den Effenberg. «Geh, Uli, ruf eam doch grad moi o», sagte Beckenbauer zu Uli Hoeness, der griff zu seinem Handy, wählte die Nummer – Stefan Effenberg war verpflichtet.
F – Flasche, leer. Der Monolog im Presseraum an der Säbener Strasse dauerte dreieinhalb Minuten, als Giovanni Trapattoni zuletzt «Ich habe fertig» schrie und die Journalisten zu entschlüsseln versuchten, was der Mister eben gesagt hatte. Sätze wie diese wurden Kult: «In diese Spiel waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie Flasche leer.» Oder: «Was erlauben Strunz?»
G – Gott. Der selbstverliebte Louis van Gaal (-› Ich) sagte zu seinen Spielern: «Ich bin wie Gott. Ich werde nie krank und habe immer recht.» Das ist in einem Klub mit einem Kaiser fast schon eine Gotteslästerung. Und Beckenbauer wusste auch alles immer richtig einzuordnen: «So gross ist das Verbrechen nun auch nicht. Der Liebe Gott freut sich über jedes Kind», erklärte er, als eine Bayern-Weihnachtsfeier neun Monate später Folgen hatte.
H – Heynckes, Jupp. Er genoss das Rentnerleben, machte lange Spaziergänge mit seinem Schäferhund Cando, konnte sich nicht vorstellen, nochmals Trainer zu sein – und ist es wieder, zum dritten Mal bei Bayern. Weil er damals, im Frühling 2009, mit seiner Frau vom Ehepaar Hoeness an den Tegernsee eingeladen wurde, zufällig am Tag, als die Bayern einsehen mussten, dass es mit Klinsmann nicht mehr weitergehen konnte.
I – Ich. Die einzige Person, der Louis van Gaal Fachwissen zuschreibt (-› Gott). Was aber gar nicht kompatibel mit dem Vorstand war.
J – Joanna. Dazu, jetzt alphabetisch: Ariadne, Kristina, Liliana, Lolita, Maren, Marijana, Sylvia. Vollständigkeit der Liste ohne Gewähr, vielleicht nicht ganz aktuell. Die Namen spielten mit Lothar Matthäus zusammen, nicht bei Bayern, im richtigen Leben. Er ist Rekordnationalspieler, bester Bundesligatrainer (eigene Einschätzung), ohne je einen Bundesligaklub trainiert zu haben, viermal geschiedener Frauenversteher. (-› You ...)
K – König, Gerhard. Nie gehört? Dabei ist er dafür verantwortlich, dass Franz Beckenbauer damals zu Bayern München und nicht zum von ihm angehimmelten Stadtrivalen 1860 gewechselt hat. «Zu dem Verein geh i ned!», beschloss Beckenbauer, nachdem er in einem Spiel der D-Junioren eine Ohrfeige bekommen hatte. Es war die «Watschn-Affäre» – ein König, von 1860, hatte den späteren Kaiser geohrfeigt.
L – Leinwand. Fussballer im Film waren einmal ein netter Gag, am gefragtesten waren die Bayern. Gerd Müller (-› Dickes) war 1967 im Ulkstreifen «Wenn Ludwig ins Manöver zieht» ein Kanonier; 1976 dilettierte Paul Breitner (-› Umstürzler) neben Hardy Krüger in «Potato Fritz»; als Kultfilmer Werner Enke («Zur Sache, Schätzchen») 1979 «Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt» drehte, trat der Namensgeber (-› Schwarzenbeck) als Briefträger auf; Sepp Maier spielte in «C.O.D. – Manche mögens prall» (1981) einen Kidnapper. Einen ganzen Film für sich allein, das gabs freilich nur für einen: Franz Beckenbauer, 1973 in «Libero».
M – Maier, Sepp. Die «Katze von Anzing», 17 Jahre im Bayern-Tor, 442 Spiele in Folge, einmal hechtete er im Strafraum einer verirrten Ente hinterher, der Clown der Mannschaft (-› Leinwand), der im alten Olympiastadion stets noch Zeit fand, eine halbe Stunde vor dem Spiel am Kiosk eine Leberkäsesemmel zu holen.
N – Nou Camp. Drei Minuten im Mai 1999 in Barcelona, die keiner vergisst, kein Bayern-Fan, kein Bayern-Hasser, ein Champions-League-Final, den die Münchner 1:2 verloren. Und der BBC-Kommentator sagte: «Manchester United has reached the promised land.»
O – Oli, Kahn. Der brüllende und tobende Torhüter, vom Ehrgeiz zerfressen, immer angespannt, grimmig, mit offenem Mund, der Titan. Seine Philosophie: «Immer weitermachen». Als er aufhörte, sagte er zur «Zeit»: «Die Leere, die jetzt kommt, die muss ich aushalten lernen. In der Leere findet der Mensch zu sich selbst – und nicht, wenn er vor ihr davonläuft und sie mit falschen Dingen füllt.» (-› P1).
P – P1, für Prinzregentenstrasse 1. Die Nobeldisco von München im Untergeschoss des ehrwürdigen Hauses der Kunst, wurde Mitte der 90er-Jahre zum Hinterzimmer vieler Bayern- Profis. Besonders Oliver K. (-› Oli) machte sich um das P1 verdient.
Q – Q7, Geschäftsauto. Der Q7 ist das von den Spielern bevorzugte Modell des langjährigen Sponsors Audi. Momentan fahren sie mit den Buchstaben «M – RM» umher, «RM» steht für Rekordmeister. Lieber hätten sie «M – DM» drauf, steht für Deutscher Meister.
R – Rummenigge, Karl-Heinz. Sie nannten ihn «Rotbäckchen», weil er so schüchtern war und die Wangen immer rot anliefen, Trainer Udo Lattek schimpfte ihn einmal «Rummelfliege», und heute ist er der «Killer Kalle». Vom Spieler zum Vorstandsvorsitzenden, an Spitznamen könne man manchmal schon die Entwicklung eines Menschen erkennen, schrieb die «Süddeutsche Zeitung».
S – Schwarzenbeck, Karl-Heinz. Bis vor kurzem stand er in München täglich hinter der Theke in seinem kleinen Zeitungsladen, den er von seiner Tante übernommen hatte, zufrieden mit sich und seinem unspektakulären Leben. Schreib- und Büromaterial durfte er auch dem FC Bayern liefern. Schwarzenbeck war einst ein wichtiger Spieler gewesen, der Schattenmann neben Beckenbauer, der Mann fürs Grobe, ein Eisenfuss. «Putzer des Kaisers», nannten sie ihn. Er ist vor allem ein herzensguter Mensch.
T – Tonne. Dass Jürgen Klinsmann bei dieser Aktion nicht seinen Fuss brach, war sein Glück. Stinkhässig war er gewesen, als Giovanni Trapattoni (-› Flasche) für ihn nach 80 Minuten in einem Spiel gegen Freiburg einen Vertragsamateur eingewechselt hatte. Klinsmann ging vom Rasen, trat mit voller Wucht gegen eine Werbetonne am Spielfeldrand – diese steht heute in einem Lebensmittelgeschäft in Stuttgart, der Besitzer hat sie auf Ebay für 3000 Euro ersteigert.
U – Umstürzler. Paul Breitner trug lange Haare, sass in einem Stuhl, hinter sich ein Mao-Poster, in der Hand die «Peking Rundschau», und behauptete, Marxist zu sein. Breitner wusste halt, wie man die Deutschen provoziert. Das war Anfang der 70er-Jahre, er war der grimmige Rebell, ein Querulant, heute trägt er Anzug, gilt als Elderstatesman. Umsturz heisst heute auch für ihn, dass ein anderer Klub als die Bayern deutscher Meister wird.
V – Valencia, Adolfo. «El tren» war sein Übername, der Zug. «Der Entlauber» nannte ihn Beckenbauer, weil seine Bälle im Training statt ins Tor oft ins Gebüsch flogen. Valencia steht für die vielen Ausländer, die bei den Bayern kaum gross in Erinnerung blieben. Ein anderer ist Slawomir Wojciechowski, ein Pole. Hitzfeld hatte ihn vom FC Aarau geholt, 1,5 Millionen Mark zahlten die Bayern, er spielte fast nie, und Hoeness sagte später einmal zu Hitzfeld: «Wenn du deinen früheren Verein wieder einmal unterstützen willst, dann sag es doch und wir überweisen einfach direkt einen Betrag.»
W – Whirlpool. Bastian Schweinsteiger war damals 18, noch der unbekümmerte «Schweini», und in einer Nacht wurde morgens um zwei im Trainingsgelände der Bayern die Alarmanlage ausgelöst. Die Sicherheitsleute fanden Schweinsteiger in Begleitung im Whirlpool. «Ich wollte nur einer Cousine unseren Profi-Trakt zeigen», war die Begründung, als er vor seinen Chefs antraben musste.
X – Xing, eine Internetplattform für Kontakte geschäftlicher Art. Xing steht für E-Mail, SMS, Combox, Computer. Uli Hoeness (-› Bommel) will davon nichts wissen, wer mit ihm in Kontakt treten will, muss seine Nummer kennen oder ihm faxen. Trotzdem gibt es in Deutschland kaum jemand anderen, der im Sport, in der Politik und Wirtschaft besser vernetzt ist als der Patriarch des FC Bayern.
Y – You think you can play with me? Nochmals Lothar Matthäus. Allerdings nicht zu Mitspieler/innen (-› Joanna), sondern zum Leiter von al-Jazeera, nachdem er kurzfristig aus einer Sendung ausgeladen worden war. Die Sequenz ist auf Youtube zu sehen. «I tell you now something: I stay only for this fucking job tonight», schreit L. M. in seinem Fränkischenglisch.
Z – Zürich, der (kleine) FCZ. Was will der gegen den FC Hollywood?
(Dieser Text erschien am 16. August 2011 im «Tages-Anzeiger». Er wurde nicht aktualisiert, einiges ist also überholt – beispielsweise «J - Joanna». Es kämen andere noch Namen dazu, aber auch heute ohne Gewähr.)
Vorschau 2025
Am Sonntag, 2. März, 11 Uhr die nächste musikalische Lesung:
Nochmals in der Immobilenwerkstatt in Küsnacht,
mit Fredy Wettstein, Friederike Hempel
und Lukas Langenegger
und einem neuen Programm.
Und Bilder von Lizzy Niebergall
Anmeldungen: fredy.wettstein@gmail.com
Oder: WhatsApp 079 414 40 63
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