Meine Künzli!

Blog-Nr. 353

 


 

Ich durfte als Kind nicht tschutten, nicht in den FC gehen, mein Vater verbot es mir, aber ich tschuttete natürlich in jeder freien Minute, und solche hatte man als Kind viele, eine andere Ablenkung gab es damals kaum.

Und eines Tages, ich war so stolz, kaufte ich mir von meinem Sackgeld, ich musste dafür lange sparen, ein Paar Fussballschuhe, meine ersten. Und sie konnten nur diese sein, keine anderen, nicht Adidas, nicht Puma, den Namen Nike gab es damals noch gar nicht – nein, es MUSSTEN diese sein, nur diese, schwarz, fünf weisse Streifen

Künzli-Schuhe.

Die in der Nationalmannschaft trugen sie, Elsener, Charly natürlich, mein Idol, der Torhüter im grünen Pulli, oder Toni Allemann, mit dem ich viel, viel später, als es mein Vater nicht mehr verbieten konnte, bei den Senioren im FC sogar einst zusammen spielen durfte, sie alle trugen sie. Und jetzt ich.

(Mit Künzli, dem Spieler, Fritz, hatte die Firma übrigens nichts zu tun; aber Künzli, der Stürmer mit dem sonnigen Gesicht und den Locken, trug sie eine Zeit lang auch, passte ja, Künzli mit Künzli).

 

Torhüter Charly Elsener mit Künzli-Schuhen
 

Ach gäbe es doch ein Bild davon, damals als Kind, ich habe gesucht in einer Kiste mit alten Fotos, aber nichts gefunden; heute, mit dem Fotoapparat im Hosensack, hätten wir viele solche.

Aber im Kopf sind die Bilder.

Besonders jetzt, als die Meldung kam, die Firma Künzli müsse nach 97 Jahren auf Ende 2024 den Betrieb einstellen, es gäbe keine Nachfolger; elf Menschen verlieren am Hauptsitz in Windisch ihre Stelle.

Die Firma meiner Schuhe. Künzli! Oh, wie stolz war ich, wir tschutteten damals auf der Wiese im Heslibach in Küsnacht, die mehr ein Acker war und kaum mehr an einer Stelle grün, die Holzlatte des Tores hing durch, geschwächt von vielem Regen und sicher auch den vielen Schüssen, in der Mitte konnte man sie berühren, was ich schätzte, als Torhüter.

Und abends, als es jeweils dunkel wurde, wir spielten manchmal, bis wir den Ball nicht mehr sahen, putzte ich zuerst am Wassertrog beim Heslibach und dann zu Hause gründlich meine Schuhe, entfernte jeden Dreck, wie neu waren sie jeweils, und ich versteckte sie dann unter meinem Bett.

Mein Vater durfte nicht wissen, dass ich Fussballschuhe gekauft hatte, vom Sackgeld, diese Schuhe, schwarz, fünf Streifen.

 

 

Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge» 

 




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