Faber und Julian
Blog-Nr. 351
Ob auf dem Gurten in Bern, in Wien, bald in München, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln, es ist auch in Zürich so, im Volkshaus, am ersten von drei ausverkauften Konzerten: Die Leute, viele junge, aber nicht nur, singen fast jedes Lied laut mit, tanzen, hüpfen, wippen, beben, strecken Arme in die Höhe, schwitzen bald. Faber singt, seine wunderbare Band begleitet ihn, und die Faber-Fangemeinde ist hingerissen, jubelt ihm zu und hätte es wohl noch zwei Stunden länger gemacht.
Und doch ist es hier im Volkshaus etwas anders; sicher, weil es die Stadt ist, in der aufwuchs, es ist ein Heimspiel, er fühlt sich wohl und sagt zuletzt selber, es sei einfach ein Traum, hier spielen zu können.
Aber es ist mehr, es ist so, wie die österreichische Schriftstellerin Doris Knecht in einem schönen Porträt im «Tagi-Magi» an diesem Wochenende schreibt: «Man wird das Gefühl nicht los, dass Pollina zu Faber etwas auf Distanz ist. Denn dieses Leben als Faber, das hat ihm offenbar sehr zugesetzt.»
Er war zwar auch ganz Faber an diesem Abend, bei seinen Liedern von früher, seinen polemischen, provokativen, zornigen, auch zynischen, über die Generation Youporn, über Zürich, das nicht mehr brennt und allen scheissegal ist, oder Nie wieder Kokain, viele bissige und meistens starke Texte, auch wenn er einige heute wohl nicht mehr so schreiben würde. Es gibt auch auf seinem neuen Album «Addio» solche, wie «Du kriegst mich nicht zurück», er singt darin: «Du riechst nach Sex und seinem fucking Eau Toilette/Du bumst dich durch die Gegend/du pumpst mir durch die Venen/Verdammte Eifersucht/Fick dich, du machst mich verrückt/Du kriegst mich nicht zurück.»
Im Porträt von Knecht sagt Faber: Er wache in den letzten Jahren morgens als Julian auf, nicht als Faber, er habe so wenig als Faber gemacht.
Er war zwar auch ganz Faber an diesem Abend, bei seinen Liedern von früher, seinen polemischen, provokativen, zornigen, auch zynischen, über die Generation Youporn, über Zürich, das nicht mehr brennt und allen scheissegal ist, oder Nie wieder Kokain, viele bissige und meistens starke Texte, auch wenn er einige heute wohl nicht mehr so schreiben würde. Es gibt auch auf seinem neuen Album «Addio» solche, wie «Du kriegst mich nicht zurück», er singt darin: «Du riechst nach Sex und seinem fucking Eau Toilette/Du bumst dich durch die Gegend/du pumpst mir durch die Venen/Verdammte Eifersucht/Fick dich, du machst mich verrückt/Du kriegst mich nicht zurück.»
Im Porträt von Knecht sagt Faber: Er wache in den letzten Jahren morgens als Julian auf, nicht als Faber, er habe so wenig als Faber gemacht.
Und so tönen auch einige Lieder im Volkshaus aus «Addio»: Sanfter, poetischer, und besonders schön die Lieder, die er auf italienisch singt, «Anima Ribelle» oder «Odiarsi un po’» und ganz speziell: «Pirdutu cori», gebrochenes Herz, eine Zeile heisst «Kei Träne chas lösche. Mis Herz brennt liechterlo». Nicht im Volkshaus, aber er singt es auch mit seinem Vater Pippo, ein grossartiges Lied.
Es ist ein anderer Faber, mehr der Julian. Im Vergleich zu einem Konzert anfangs Jahr im Kaufleuten hatte er auch nicht ständig ein Weinglas und eine Zigarette in Hand und Mund.
Und an den zwei Abenden zuvor, im Theater Neumarkt mitten in Zürich, war er nur noch Julian Vincenzo Pollina, es ist sein bürgerlicher Name. Er sass alleine auf der Bühne, auf einem Stuhl, einen Bistrotisch vor sich – und sprach über Faber. Sein nicht immer einfache Zeit in den letzten Jahren, seine Zweifel, seine Ängste, seine Gedanken über sein Leben, seine Rolle im Leben, auch seine Sucht, Faber, den Angebeteten zu sein, und er las Texte aus seinem Tagebuch. Für ihn, sagte er dann im Volkshaus, sei es eine Art Therapiestunde in der Öffentlichkeit gewesen.
Ein anderer Faber oder eben, nur der Julian, 31 ist er; nachdenklich, leise, melancholisch, auch selbstironisch, zweifelnd, reflektierend, intim, poetisch, einige Male fast etwas verlegen. Er ist auf der Suche: Was will ich noch aus meinem Leben herausholen? Nach Wien soll nun Rom seine neue Heimat sein.
Es ist ein anderer Faber, mehr der Julian. Im Vergleich zu einem Konzert anfangs Jahr im Kaufleuten hatte er auch nicht ständig ein Weinglas und eine Zigarette in Hand und Mund.
Und an den zwei Abenden zuvor, im Theater Neumarkt mitten in Zürich, war er nur noch Julian Vincenzo Pollina, es ist sein bürgerlicher Name. Er sass alleine auf der Bühne, auf einem Stuhl, einen Bistrotisch vor sich – und sprach über Faber. Sein nicht immer einfache Zeit in den letzten Jahren, seine Zweifel, seine Ängste, seine Gedanken über sein Leben, seine Rolle im Leben, auch seine Sucht, Faber, den Angebeteten zu sein, und er las Texte aus seinem Tagebuch. Für ihn, sagte er dann im Volkshaus, sei es eine Art Therapiestunde in der Öffentlichkeit gewesen.
Ein anderer Faber oder eben, nur der Julian, 31 ist er; nachdenklich, leise, melancholisch, auch selbstironisch, zweifelnd, reflektierend, intim, poetisch, einige Male fast etwas verlegen. Er ist auf der Suche: Was will ich noch aus meinem Leben herausholen? Nach Wien soll nun Rom seine neue Heimat sein.
Er redete auf der Theaterbühne über sein neues Album, den Weg dorthin, wie es ihm wichtig war, er sang unplugged mit seiner Gitarre einige Lieder, es gibt einen Film zu «Addio», in dem Faber die Kunstfigur Faber spielt und er zeigt, dass er auch ein beeindruckender Schauspieler sein könnte – er ist es ja, er spielt die Hauptrolle in Robert Gwisdeks Schwarz-weiss-Film «Der Junge, dem die Welt gehört».
Und er trat im Neumarkt auch mit dem holländischen Songwriter Thomas Azier auf, er kannte dessen Musik schon lange, liebte sie und traf ihn nun bei der Produktion des neuen Albums in Paris, seither sind sie enge Freunde. Und sie sangen zusammen, himmlisch-schön war es, sie taten es dann auch am anderen Tag im Volkshaus mit einem Lied.
Eigentlich müssten alle, die ihm in diesen drei Nächten im Volkshaus zujubelten und sich ihm entzückt hingaben, diese «Theater»-Aufführung ansehen, um zu erfahren, wer hinter Faber ist – der Julian. Hoffentlich bleibt es nicht nur bei den zwei theatralischen Vorstellungen.
In «Mega Happy», dem Lied aus dem Album «Ich liebe dich», das er mit Sophie Hunger und Dino Brandão aufnahm, singt Faber oder eben Julian:
«Ich ha probiert mich sälber z si/
Ich ha gemerkt ich bin es Arschloch/
Jetzt wo ich en andere bi/
Bin i eifach mega happy»
Ich ha gemerkt ich bin es Arschloch/
Jetzt wo ich en andere bi/
Bin i eifach mega happy»
Julian im Neumarkt und Faber im Volkshaus, sie schienen mega happy.
Und das Bild geht mir durch den Kopf, vor bald 20 Jahren war es, Julian, der damals seinen Faber noch gar nicht kannte, 14 oder 15 war er, lief mit seiner Gitarre an einem sonnigen Samstagnachmittag durchs Seefeld und fragte scheu in einem kleinen Café, ob er im Garten etwas spielen dürfe.
Er strahlte wie ein glückliches Kind.
Faber und Thomas Azier im Volkshaus (Youtube)
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