Unter den Linden

Blog-Nr. 335


Euro2024 (2)


Zuerst die Schotten, in der Cerveceria Deportiva Sports Bar nahe der Gran Via in Madrid. Sie sind in einer Gruppe hier, sie waren am Mittwoch zuvor (auch) bei Bruce Springsteen gewesen, und jetzt sitzen sie gemeinsam an einem Tisch, im blauen Leibchen der schottischen Nationalmannschaft, ein Bier vor sich, klar bei ihnen und in einer Bar, die Cerveceria heisst – es gibt zum Glück auch einen guten Roja –, das erste Bierglas ist bald leer, es folgen noch einige an diesem Abend.

Sie bleiben aber fröhlich, sie haben schon zuvor gesagt, dass es schwierig werden wird gegen diese Deutschen, und schon früh steht es 0:1, bald 0:2. Peter, der aus Kilmarnock im Südwesten Schottlands kommt, prostet der Gruppe am Nebentisch zu, es sind einige Deutsche, und die Stimmung in der Bar, die nach Bier und Fussball riecht, mit vielen Wimpeln und Leibchen an Wänden und der Decke, ist friedlich. Peter sagt, sein Klub spiele vielleicht bald gegen einen aus der Schweiz, er weiss nicht, wie dieser heisst, aber es sei ein möglicher Gegner in der Qualifikation für die Europa League. Es muss Servette sein.

Schottische Ernüchterung 

Das 0:3 fällt, das 0:4, noch ein Glas, auch jetzt noch nicht das letzte, aber die Schotten schauen nicht mehr konzentriert und gebannt auf die beiden grossen Bildschirme im engen Lokal. Bruce sei wunderbar gewesen, und Peter zeigt auf seinem Handy ein Foto, es sei Jim Kerr, der Sänger der Rockgruppe Simple Minds, er habe ihn bei einem Konzert im Teatro Antico in Taormina auf Sizilien getroffen. Musik ist jetzt das Thema, nicht mehr Fussball.

Dann die Schweizer, jetzt in Zürich, an der Lindenstrasse im Seefeld in Zürich. Auf der einen Seite das Totò, auf der anderen das Iroquois, beide Restaurants haben während der EM einige Bildschirme aufgestellt.

Live dabei oder doch nicht ganz, auf der einen Seite der Strasse haben Ton und Bild 20 Sekunden Vorsprung, und so jubeln die einen, während die anderen noch gespannt und fiebernd hinschauen. Und die anderen schauen dann unter den Linden jubelnd zu den früher Jubelnden drüben.

Im Iroquois jubelten sie zuerst

Unter ihnen auch Pippo Pollina, der Cantautore, der einst, 1990 bei der WM in Italien, zusammen mit Kollegen zum Elternhaus von Salvatore Schillaci etwas außerhalb von Palermo gelaufen war, sie wollten ihr Idol und die grosse Figur von Italia Novanta sehen. Aber Totò war natürlich nicht zu Hause, sein Vater habe ihnen immerhin vom Balkon zugewunken und sie seien glücklich gewesen. Inzwischen ist Pippos halbes Herz auch rotweiss, seit mehr als 30 Jahren wohnt er im Seefeld.

Fussball und Musik. In zwei Wochen könnte dies allerdings zu einer Terminkollision führen. Pippo Pollina tritt dann im Rahmen der Bleiche Sessions in Wald mit Wolfgang Niedecken von der Gruppe BAP auf – kommen die Schweizer in die Achtelfinals, spielen sie am gleichen Abend.

Sie sollen Zweite werden, sagt Pippo, als er davon erfährt, denn dann würden sie an diesem Samstag berreits um 18 Uhr spielen. Auch Pippo könnte so vor seinem Auftritt noch auf das Handy schauen. Und wäre ohne Verzögerung live dabei.

Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge» 



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