Intimer Pep
Blog-Nr. 320
Zeitweise denkt man, man sei bei einem Juniorenteam, bei dem kein Geld im Spiel ist, sondern nur eines: die Lust, mit dem Ball zu spielen, die Lust, zusammen etwas zu erleben, Zeit miteinander zu geniessen, eben einfach Spass zu haben. Und das dies vielleicht das wichtigste Erfolgsgeheimnis ist: die Harmonie in einer Mannschaft.
Man City, mit den Eigentümer aus Abu Dhabi, die jeden Scheck ausfüllen, wenn ein Spieler geholt werden soll, wirkt plötzlich sympathisch.
Aber natürlich: Es geht in diesem Spiel ums Gewinnen. Jedes Spiel, egal, wer der Gegner ist. Um die Besten der Welt zu sein. Und was dafür getan werden muss, täglich.
Und dafür ist vor allem einer zuständig, der Trainer, und so ist es ein Einblick in die Welt von Pep Guardiola, für viele der weltbeste, zumindest spannendste Trainer im heutigen Fussball, immer etwas rätselhaft, immer umgeben von etwas Unnahbaren, manchmal Sonderbaren, einer, der ständig nach der Perfektion im Fussball sucht, ein Fussballdeuter und Professor der Laufwege, der seinem Spieler sagt, er habe zwei Zentimeter mehr links als rechts zu stehen.
Man erlebt in dieser Doku also immer wieder den Katalanen Pep Guadiola:
… wie er nach einem internen Trainingsspiel, in dem er mitten auf dem Platz umherirrt, schreit und fuchtelt und seinen Spielern freie Räume zeigt, die sie zuvor noch nie gesehen hatten, plötzlich pfeift und sagt: «Ich gehe in den Ruhestand. Besser kann man nicht Fussball spielen.» Alle lachen.
… wie er nach einem Spiel sagt: «Glaubt nicht, wir hätten gewonnen, weil wir Man City sind, wir haben gewonnen, weil wir dafür gekämpft haben. Es geht nicht ums Gewinnen, es geht immer ums Gewinnen-Wollen.»
… wie er nach einem 0:2 bei Southampton in der Kabine tobt, mit stechendem Blick und rudernden Armen, ziemlich erregt, mit grossen Augen und sichtlich wütend. Er sagt, schreit es viel mehr: «Findet ihr normal, was ihr gezeigt habt? Die Art und Weise, wie ihr gespielt habt? Für unsere Fans, die mitgereist und kein Geld haben, um ihre Heizung zu bezahlen – ist das normal?» Einen Moment lang ist es ruhig, Guardiola läuft zu jedem Spieler, schaut allen in die Augen und schreit dann: «So bekommen wir richtig Ärger, hoffentlich kapiert ihr es.» Er geht zur Tür und verschwindet, zurück bleiben Spieler, die belämmert zu Boden blicken, es ist jetzt ganz ruhig in der Kabine.
Guardiola und Rodri umarmen sich später besonders innig. Ich liebe dich, wird er allen gesagt haben. Auch dem stellvertretenden Küchenchef nochmals.
Hautnah dabei. Ein ganzes Jahr lang. In den intimsten Momenten. Wo sonst kein Journalist, keine Kamera sein darf, in einer Zeit, in der Interviews mit Menschen aus der sportlichen, kulturellen oder auch politischen Öffentlichkeit auf jedes Komma hin überprüft, einzelne Worte und auch ganze Gedanken gestrichen werden und ein Gespräch oft entfremdet wird.
Nur solche Dokumentationen machen andere Einblicke möglich. Es gibt auf Netflix inzwischen einige, viele sind sehens- und hörenswert, über grosse Namen, Beckham, Figo, Ronaldo, auch andere, nicht nur Fussballer, und das gilt besonders für die neueste Doku, zum ersten Mal über ein grosses Team.
Ein Jahr lang, genau in dem Jahr, als Manchester City alles gewann, die englische Meisterschaft, den FA-Cup und zuletzt auch die Champions League, das Triple also, gewährte der Klub für ein offenbar siebenstelliges Honorar Eindrücke über das innerste Leben der Mannschaft, «Together: Tre3ble Winners» heisst sie, es gibt sechs Folgen.
Und die Doku zeigt nicht das private Leben der Spieler, oder nur in wenigen Sequenzen, auch nicht die Fans oder sonst das Umfeld, aber sie zeigt, wie diese Mannschaft funktioniert und sie zeigt vor allem eines: dass der Fussball, der so ernst geworden ist, so berechnend und klinisch, eben, weil alles kontrolliert wird, auch immer noch eine spassige, lustige und unbeschwerte Seite hat, selbst beim momentan wohl besten Team der Welt.
Nur solche Dokumentationen machen andere Einblicke möglich. Es gibt auf Netflix inzwischen einige, viele sind sehens- und hörenswert, über grosse Namen, Beckham, Figo, Ronaldo, auch andere, nicht nur Fussballer, und das gilt besonders für die neueste Doku, zum ersten Mal über ein grosses Team.
Ein Jahr lang, genau in dem Jahr, als Manchester City alles gewann, die englische Meisterschaft, den FA-Cup und zuletzt auch die Champions League, das Triple also, gewährte der Klub für ein offenbar siebenstelliges Honorar Eindrücke über das innerste Leben der Mannschaft, «Together: Tre3ble Winners» heisst sie, es gibt sechs Folgen.
Und die Doku zeigt nicht das private Leben der Spieler, oder nur in wenigen Sequenzen, auch nicht die Fans oder sonst das Umfeld, aber sie zeigt, wie diese Mannschaft funktioniert und sie zeigt vor allem eines: dass der Fussball, der so ernst geworden ist, so berechnend und klinisch, eben, weil alles kontrolliert wird, auch immer noch eine spassige, lustige und unbeschwerte Seite hat, selbst beim momentan wohl besten Team der Welt.
Zeitweise denkt man, man sei bei einem Juniorenteam, bei dem kein Geld im Spiel ist, sondern nur eines: die Lust, mit dem Ball zu spielen, die Lust, zusammen etwas zu erleben, Zeit miteinander zu geniessen, eben einfach Spass zu haben. Und das dies vielleicht das wichtigste Erfolgsgeheimnis ist: die Harmonie in einer Mannschaft.
Man City, mit den Eigentümer aus Abu Dhabi, die jeden Scheck ausfüllen, wenn ein Spieler geholt werden soll, wirkt plötzlich sympathisch.
Aber natürlich: Es geht in diesem Spiel ums Gewinnen. Jedes Spiel, egal, wer der Gegner ist. Um die Besten der Welt zu sein. Und was dafür getan werden muss, täglich.
Und dafür ist vor allem einer zuständig, der Trainer, und so ist es ein Einblick in die Welt von Pep Guardiola, für viele der weltbeste, zumindest spannendste Trainer im heutigen Fussball, immer etwas rätselhaft, immer umgeben von etwas Unnahbaren, manchmal Sonderbaren, einer, der ständig nach der Perfektion im Fussball sucht, ein Fussballdeuter und Professor der Laufwege, der seinem Spieler sagt, er habe zwei Zentimeter mehr links als rechts zu stehen.
Man erlebt in dieser Doku also immer wieder den Katalanen Pep Guadiola:
… wie er nach einem internen Trainingsspiel, in dem er mitten auf dem Platz umherirrt, schreit und fuchtelt und seinen Spielern freie Räume zeigt, die sie zuvor noch nie gesehen hatten, plötzlich pfeift und sagt: «Ich gehe in den Ruhestand. Besser kann man nicht Fussball spielen.» Alle lachen.
… wie er nach einem Spiel sagt: «Glaubt nicht, wir hätten gewonnen, weil wir Man City sind, wir haben gewonnen, weil wir dafür gekämpft haben. Es geht nicht ums Gewinnen, es geht immer ums Gewinnen-Wollen.»
… wie er nach einem 0:2 bei Southampton in der Kabine tobt, mit stechendem Blick und rudernden Armen, ziemlich erregt, mit grossen Augen und sichtlich wütend. Er sagt, schreit es viel mehr: «Findet ihr normal, was ihr gezeigt habt? Die Art und Weise, wie ihr gespielt habt? Für unsere Fans, die mitgereist und kein Geld haben, um ihre Heizung zu bezahlen – ist das normal?» Einen Moment lang ist es ruhig, Guardiola läuft zu jedem Spieler, schaut allen in die Augen und schreit dann: «So bekommen wir richtig Ärger, hoffentlich kapiert ihr es.» Er geht zur Tür und verschwindet, zurück bleiben Spieler, die belämmert zu Boden blicken, es ist jetzt ganz ruhig in der Kabine.
… wie er, es ist die letzte Teamsitzung vor dem Final in der Champions League 2023 gegen Inter Mailand in Istanbul, vor der Mnnschaft steht, die Spieler sind versammelt im Meetingraum des Hotels. Pep Guardiola sagt: «Jetzt wollen wir ihm die Ehre geben.» Er ruft Jorge Gutierrez zu sich, er ist der stellvertretende Küchenchef, zum letzten Mal dabei, ihm würde Man City viel verdanken, dass sie hier seien, sagt Guardiola, wieviele Male habe er schon gekocht, «wir haben gegessen, sind wieder gegangen, ohne Danke zu sagen. Jetzt, an diesem Tag, müssen wir es». Er umarmt ihn innig, ich liebe dich, sagt er, ein Genie als Koch sei er. Gutierrez ist verlegen und gerührt, die Spieler applaudieren, und der Koch muss neben dem Coach stehenbleiben. Guardiola nennt nun die Namen jener Spieler, die beim Anpfiff auf dem Rasen stehen werden, schaut dann besonders jene an, die nur Ersatz sind, und sagt: «Ihr alle, alle, die hier sind, könnt unsterblich werden, die Leute werden sich noch Jahrhundert-Jahre-lang an diesen Tag erinnern.»
… wie er, es ist jetzt Halbzeit in Istanbul, es steht 0:0, sehr ruhig und lange wortlos in der Kabine steht.. Zwei Jahre zuvor, beim Champions-League-Final gegen Chelsea, den die Blue verloren hatten, sei er viel zu emotional gewesen, wird er später erklären, jetzt aber sagt er nur das: «Unser Moment kommt noch.» Und er schiebt auf der Tafel einige Magnete umher, die blauen sind seine Spieler, nur kleine Korrekturen sollen es sein, einige Zentimeter mehr rechts oder links müssen sie sich bewegen, er zeigte freie Räume, «und dann stehst du, Rodri, allein», und er blickt zu Rodrigo, den spanischen Mittelfeldspieler mit der Nummer 16, sagt ihm: «Du bist ein einmaliger Spieler» am liebsten hätte er wohl noch angefügt, er liebe ihn, «und ist egal, dass du bisher schlecht gespielt hast, vergiss das, jeder verliert manchmal den Ball, Kopf hoch und weiter.»
Es kommt die 68. Minute: Ein Rückpass im Strafraum, zu Rodrigo, der alleine steht und schiesst - das 1:0, das Siegestor, Manchester City holt das Triple, den Sieg in der Champions League.
… wie er, es ist jetzt Halbzeit in Istanbul, es steht 0:0, sehr ruhig und lange wortlos in der Kabine steht.. Zwei Jahre zuvor, beim Champions-League-Final gegen Chelsea, den die Blue verloren hatten, sei er viel zu emotional gewesen, wird er später erklären, jetzt aber sagt er nur das: «Unser Moment kommt noch.» Und er schiebt auf der Tafel einige Magnete umher, die blauen sind seine Spieler, nur kleine Korrekturen sollen es sein, einige Zentimeter mehr rechts oder links müssen sie sich bewegen, er zeigte freie Räume, «und dann stehst du, Rodri, allein», und er blickt zu Rodrigo, den spanischen Mittelfeldspieler mit der Nummer 16, sagt ihm: «Du bist ein einmaliger Spieler» am liebsten hätte er wohl noch angefügt, er liebe ihn, «und ist egal, dass du bisher schlecht gespielt hast, vergiss das, jeder verliert manchmal den Ball, Kopf hoch und weiter.»
Es kommt die 68. Minute: Ein Rückpass im Strafraum, zu Rodrigo, der alleine steht und schiesst - das 1:0, das Siegestor, Manchester City holt das Triple, den Sieg in der Champions League.
Guardiola und Rodri umarmen sich später besonders innig. Ich liebe dich, wird er allen gesagt haben. Auch dem stellvertretenden Küchenchef nochmals.
Der nächste grosse Auftritt von Pep Guardiola und Manchester City: Am kommenden Mittwoch, 21 Uhr, im Ethiad-Stadion, das Rückspiel gegen (wieder) Real Madrid: Man möchte dabei sein können, in der Kabine, hautnah.
Netflix: «Together Tre3ble Winner». - 6 Folgen, je ca 45 Minuten.
Netflix: «Together Tre3ble Winner». - 6 Folgen, je ca 45 Minuten.
Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge»
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