Sage Nein

Blog-Nr. 304



Das Lied wurde an diesem Nachmittag auf irgendeinem Radiosender gespielt, «Sage Nein» von Konstantin Wecker aus seinem Album «Uferlos».

30 Jahre ist es her, seit es Wecker veröffentlicht hat, es richtete sich gegen die Neonazis, und er fordert zum Widerstand auf, er passt es, wenn er es inzwischen singt, und er singt es oft, gerne aktuellen Themen an, setzt sich mit Kriegsparolen und der Machtgier auseinander. Schon damals, vor 30 Jahren, sagte er solches:

Doch es tut sich was Ihr Lieben
auf den Strassen und den Plätzen
finden sich die Freunde ein,
sich dem Wahn zu widersetzen.
Jetzt muss Schluss sein mit dem Schweigen
dem Gehorsam, dem Verstecken.

Ich hörte das Lied an diesem grauen Nachmittag wieder einmal, und es war, als hätte Wecker (76) das Lied gerade jetzt aufgenommen, in diesen Tagen, als in Deutschland Hunderttausende auf die Strassen gehen und gegen Rechtsextremismus demonstrieren.

Es heisst darin auch:

Ob als Penner oder Sänger
Bänker oder Müssiggänger
Ob als Priest oder Lehrer
Hausfrau oder Strassenkehrer
Ob du sechs bist oder hundert
Sei nicht nur erschreckt, verwundert
Tobe, zürne, misch dich ein!
Sage Nein.

Im Feuilleton-Teil der Süddeutschen stand am Dienstag das:

«Am Wochenende sah man bei den Demonstrationen einen Querschnitt der bundesrepublikanischen Gesellschaft mit all ihren Unterschieden: alt und jung, bürgerlich und alternativ, elegant, casual, reich, arm, migrantisch, städtisch, ländlich, junge Familien, Omas, schwul-lesbische Pärchen, östlich-westlich (Gott sei Dank!), politisch streng, politisch ironisch, programmatisch so divers wie im Habitus, sofern sich die Zeichen überhaupt entziffern lassen. Insgesamt: vollkommen inhomogen. Äußerlich: nicht formiert, locker gestreut im Raum, flanierend, trottend, kommend und gehend. Vollkommen zivil, überwiegend entspannt.»

Von fern würden die Demonstrationen an die Lichterketten erinnern, mit denen im Winter 1992 die deutsche Gesellschaft auf die vorangegangene Welle von Gewalt gegen Ausländer und Flüchtlinge reagierte.

«Sage Nein», sagte Wecker 1993.

Ein schlichter Satz, es ist erschreckend und beklemmend wie aktuell er heute wieder ist. Aktueller denn je.


«Sage Nein» von Konstantin Wecker,
 bei einem Konzert 2009 in Bad Staffelstein (Youtube-Video)


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