November-Blue(ur)s
Kein Monat ist grauer als der November, er ist der traurigste Monat des Jahres, ein Trauermonat, kein anderer hat so viele kirchliche Gedenktage, und der Sommer ist weit weg, wenigstens bei uns, der nächste, so fühlen wir, scheint gar nie mehr zu kommen.
Es ist der Monat der Melancholiker und depressiv Veranlagten, nur jene, die nach Venedig gehen und dort in den Gassen und Kanälen den Nebel finden, nennen sich Romantiker, aber im November sind die Tage auch in der Lagune kalt und kürzer, bei uns meist einfach nur grau und düster, und es regnet oft, wir verkriechen uns und denken, es gibt kein Morgen, alles ist unendlich weit weg.
Und der November, es gäbe dafür sicher eine Statistik, ist der Monat, in dem am meisten Fussballtrainer entlassen werden. Es ist der Monat, in dem die Klubs nervös werden, weil sie viel, aber vielleicht noch nicht alles verloren haben und ein Neuer kommen muss, damit sich wenigstens etwas ändert und Hoffnung aufkommt, für morgen, auch wenn übermorgen meist gleich trüb bleibt, weil doch zu vieles schon verloren war und die Schuld nicht nur beim alten Trainer lag.
Jetzt also auch bei Union Berlin, dem Klub aus dem Osten der deutschen Hauptstadt, der doch so anders ist, sich anders versteht, anderes vorlebt. Es sind die Eisernen – unerschütterlich, standhaft, beständig, felsenfest, Begriffe, aus denen laut Duden das Metall Eisen besteht.
Aber auch bei ihnen ist es gleich: Der Trainer, der zuletzt fast nur noch verloren hat, muss gehen. Fussballgötter werden sie «An der alten Försterei» in Köpenick genannt, aber bei ihm waren die Rufe im Stadion so laut wie bei keinem Spieler, geradezu anhimmelnd, Urs Fischer war der Fussballgott, der den Kultklub in den vergangen fünf Jahren von der 2. Bundesliga bis zur Champions League führte. Er wurde gefeiert wie ein Heiland, schreibt die «Süddeutsche», auch noch im letzten Heimspiel gegen Frankfurt, das wieder verloren ging.
Und jetzt ist er weg. Es sei eine gemeinsame Entscheidung, heisst es, und es ist für einmal keine Floskel, Fischer entschied selber und sagte es seinem Präsidenten, es mache keinen Sinn mehr. Er verlor die Hoffnung, denn «manchmal helfe es der Mannschaft, wenn man ein anderes Gesicht suche».
Und wir werden vieles vermissen. Seinen Fischer-Blick im Fernsehen, wie er redet und nicht redet, einfach mit seinen treuen Augen in die Kamera schaut, fast leicht verlegen, stets etwas demütig, auch manchmal verschmitzt lächelnd und vor allem immer bescheiden, mit Worten, die immer daran erinnern, wo er herkommt.
Er hatte in den Spielen der Champions League jeweils einen Anzug mit Krawatte angezogen, was gar nicht passte zu ihm, irgendwie fremd wirkte bei diesem Trainer, der Fussball als harte und ehrliche Arbeit versteht.
Es ist der Monat der Melancholiker und depressiv Veranlagten, nur jene, die nach Venedig gehen und dort in den Gassen und Kanälen den Nebel finden, nennen sich Romantiker, aber im November sind die Tage auch in der Lagune kalt und kürzer, bei uns meist einfach nur grau und düster, und es regnet oft, wir verkriechen uns und denken, es gibt kein Morgen, alles ist unendlich weit weg.
Und der November, es gäbe dafür sicher eine Statistik, ist der Monat, in dem am meisten Fussballtrainer entlassen werden. Es ist der Monat, in dem die Klubs nervös werden, weil sie viel, aber vielleicht noch nicht alles verloren haben und ein Neuer kommen muss, damit sich wenigstens etwas ändert und Hoffnung aufkommt, für morgen, auch wenn übermorgen meist gleich trüb bleibt, weil doch zu vieles schon verloren war und die Schuld nicht nur beim alten Trainer lag.
Jetzt also auch bei Union Berlin, dem Klub aus dem Osten der deutschen Hauptstadt, der doch so anders ist, sich anders versteht, anderes vorlebt. Es sind die Eisernen – unerschütterlich, standhaft, beständig, felsenfest, Begriffe, aus denen laut Duden das Metall Eisen besteht.
Aber auch bei ihnen ist es gleich: Der Trainer, der zuletzt fast nur noch verloren hat, muss gehen. Fussballgötter werden sie «An der alten Försterei» in Köpenick genannt, aber bei ihm waren die Rufe im Stadion so laut wie bei keinem Spieler, geradezu anhimmelnd, Urs Fischer war der Fussballgott, der den Kultklub in den vergangen fünf Jahren von der 2. Bundesliga bis zur Champions League führte. Er wurde gefeiert wie ein Heiland, schreibt die «Süddeutsche», auch noch im letzten Heimspiel gegen Frankfurt, das wieder verloren ging.
Und jetzt ist er weg. Es sei eine gemeinsame Entscheidung, heisst es, und es ist für einmal keine Floskel, Fischer entschied selber und sagte es seinem Präsidenten, es mache keinen Sinn mehr. Er verlor die Hoffnung, denn «manchmal helfe es der Mannschaft, wenn man ein anderes Gesicht suche».
Urs Fischer war das Gesicht von Union, seit dem Sommer 2018.
Seine «äh»'s und «jaaa» und «hä». Sein «endlich», das zu Beginn, als er eben angekommen war in Deutschland und im Licht der Bundesliga, immer ein «schlussendlich» war, und deshalb haben die Fans einen Bierdeckel kreiert, auf dem steht: «Und niemals vergessen: schlussendlich.» Als die neue Saison begann und die Unioner im europäischen Sternenhimmel schwebten und Real Madrid oder Napoli als Gegner hatten, sagte er, er werde seinen Spielern weiterhin «auf den Sack gehen» und eklig sein, bei ihm tönte es «eklik».
Urs Fischer war immer sich selbst. Kein Selbstdarsteller wie viele andere in der Fussballbranche. Er sei, sagte er selber, ein Dienstleister der Mannschaft.
Urs Fischer war immer sich selbst. Kein Selbstdarsteller wie viele andere in der Fussballbranche. Er sei, sagte er selber, ein Dienstleister der Mannschaft.
Jenen, die ihm schrieben, antwortete er mit persönlichen Zeilen und schrieb zuletzt: «Schlussendlich», er setzte es selber in Anführungszeichen, «ein grosses Dankeschön und bleibt gesund.» Bei einem gemeinsamen Frühstück am Donnerstagmorgen dankte er auch seinen Spielern für die gemeinsame Zeit, und Hunderte hatten ihm in den sozialen Medien geschrieben, «Lieber mit Urs absteigen als mit jemand anderem» beispielsweise. Fischer sagt: «Ich bin überzeugt, Union schafft den Klassenerhalt.»
Er wird in Köpenick ein Fussballgott bleiben. Über diesen grauen und traurigen November hinaus.
Auch wenn er zuletzt auch das Gesicht der Niederlagen von Union Berlin war.
ich habe feuchte augen gekriegt ob fischers schlussworten in deinem text…
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