Weite Wege
Früher, sehr viel früher, als Kind, mit den Eltern in den Ferien, meistens im Tessin, da wusste ich genau, wo der Tabacchino war, unten an der Strasse in Magadino am Lago Maggiore, auf der linken Seite, und bald einmal begrüsste mich der ältere Herr, der immer rauchte, als Stammkunde, der ich ja auch war, in den Ferien. Jeden Morgen war ich bei ihm, nicht vor neun, denn vorher waren sie noch nicht hier, er musste sie jeweils auf dem Bahnhof holen, mit dem Zug, der anfänglich noch eine Dampflokomotive hatte, waren sie gekommen.
Und eigentlich überall auf der Welt war es so, an jenen Orten, an denen ich mehr als einen Tag blieb, beruflich oder privat, ich wusste immer, wohin ich gehen musste, zu Fuss in der Stadt oder mit dem Tram, manchmal auch mit dem Taxi, manchmal waren es weite Strecken, aber ich ging hin, lief oder liess mich fahren, es war für mich wichtig, mein tägliches Brot.
Und jetzt bin ich auch für wenige Tage im Süden, nicht am langen See, sondern an jenem nach der Stadt benannt oder der Ceresio heisst, und ich wusste, von einem früheren Besuch, es ist auch Jahre her, genau, wo der Laden war, auch ein Tabacchino, unter den Bögen mit dem steinigen Boden, gleich nach einer Osteria.
Und eigentlich überall auf der Welt war es so, an jenen Orten, an denen ich mehr als einen Tag blieb, beruflich oder privat, ich wusste immer, wohin ich gehen musste, zu Fuss in der Stadt oder mit dem Tram, manchmal auch mit dem Taxi, manchmal waren es weite Strecken, aber ich ging hin, lief oder liess mich fahren, es war für mich wichtig, mein tägliches Brot.
Und jetzt bin ich auch für wenige Tage im Süden, nicht am langen See, sondern an jenem nach der Stadt benannt oder der Ceresio heisst, und ich wusste, von einem früheren Besuch, es ist auch Jahre her, genau, wo der Laden war, auch ein Tabacchino, unter den Bögen mit dem steinigen Boden, gleich nach einer Osteria.
Draussen hingen sie jeweils an den Ständern, daneben Postkarten, auf jeder das Tessiner Wappen und ein Schweizer Kreuz und verschiedene Dörfer, immer mit der Kirche, im Tessin hat es ganz viele Kirchen - aber jetzt: kein Ständer draussen, die Tür zwar offen, aber drinnen gäbe es Wein zu kaufen und Käse und Pasta und Salsiccia und andere Würste, auch Früchte.
Aber nichts, was ich suchte und hier bis vor einigen Jahren noch fand.
Ich fuhr los, zum Nachbardorf, zum Nachbardorf vom Nachbardorf, an vielen Dörfern vorbei, fragte zwischendurch, bekam nur ein Kopfschütteln, «Non lo so, forse lì o lì», teilweise Unverständnis, ein komischer Fremder, der solches noch sucht, einer sagte: «Non ce ne sono, al massimo forse alla stazione di Lugano». Das wäre etwas sehr weit weg.
Ich weiss, das Telefon für alles im Leben habe ich ja bei mir, ich könnte damit tun, was ich wollte, in Ruhe, bei einem Espresso in dieser schönen Bar direkt am Lago, ich habe auf meinem Weg einige schöne Bars gesehen, und alles würde ich im Handy finden, was ich suchte.
Ich will es nicht so. Sondern anders. Wie früher. In den Händen halten, zerknittern, vielleicht herausreissen, nicht für jetzt, für später einmal, vielleicht, sonst halt dann weg damit. Ich will es fühlen, einige sagen sogar, sie hätten es noch gerochen, was sie in den Händen hielten. Und es stimmte ja, wenn sie noch ganz frisch waren.
Aber nichts, was ich suchte und hier bis vor einigen Jahren noch fand.
Ich fuhr los, zum Nachbardorf, zum Nachbardorf vom Nachbardorf, an vielen Dörfern vorbei, fragte zwischendurch, bekam nur ein Kopfschütteln, «Non lo so, forse lì o lì», teilweise Unverständnis, ein komischer Fremder, der solches noch sucht, einer sagte: «Non ce ne sono, al massimo forse alla stazione di Lugano». Das wäre etwas sehr weit weg.
Ich weiss, das Telefon für alles im Leben habe ich ja bei mir, ich könnte damit tun, was ich wollte, in Ruhe, bei einem Espresso in dieser schönen Bar direkt am Lago, ich habe auf meinem Weg einige schöne Bars gesehen, und alles würde ich im Handy finden, was ich suchte.
Ich will es nicht so. Sondern anders. Wie früher. In den Händen halten, zerknittern, vielleicht herausreissen, nicht für jetzt, für später einmal, vielleicht, sonst halt dann weg damit. Ich will es fühlen, einige sagen sogar, sie hätten es noch gerochen, was sie in den Händen hielten. Und es stimmte ja, wenn sie noch ganz frisch waren.
Dann kam mir die Idee. An einer Tankstelle, solche gibt es ja noch, und zum Glück hat das Auto ein Navi und da findet man eine, sie ist zwar nicht gleich um die Ecke, aber, ich weiss, es ist nicht umweltfreundlich, so einen weiten Weg, nur damit . . . doch ja, ja, ja, es gab sie dort, sie lagen neben der Kasse, schön aufgereiht, ganz viele, ich hätte beinahe noch mehr gekauft, als ich wollte, es ist so ein schöner Anblick.
Der Verkäufer staunte, dass einer so viele kaufte. Und ich fühlte mich wie damals, als Kind, morgens um neun nach dem Besuch im Tabacchino in Magadino.
Ich meine gar, jetzt an der Bar am Lago, bei schönstem Sonnenschein, ich kann sie noch riechen, die Zeitungen.
Der Verkäufer staunte, dass einer so viele kaufte. Und ich fühlte mich wie damals, als Kind, morgens um neun nach dem Besuch im Tabacchino in Magadino.
Ich meine gar, jetzt an der Bar am Lago, bei schönstem Sonnenschein, ich kann sie noch riechen, die Zeitungen.
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Sehr, sehr schöner Text lieber Fredy!! Es ist genau so, wie es mir, obwohl bitzle jünger, auch geht. Also und genau gopf darum: das Magazin der Süddeutschen gestern Freitag (Neapel!), grossartig! Einfach nur grossartig. So etwas kann kein Telefon. Ich wage zu sagen nie "never you can feel this on the phone".
AntwortenLöschenDann noch dies; wenn denn uns Bruce sein letztes Live-Konzert gegeben hätte. MMM - dann ja, dann war es in seinem New Jersey und "Jersey Girl" sein letzter Song den er Live gespielt hat.
Danke Fredy!
Wunderbar !
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