Bettwäsche und Koch
Blog Nummer 271
Ich sitze am See, in meiner Badi, der Sommer, die Hitze, hat eine kleine Pause gemacht, aber die Wolken ziehen langsam weg, ostwärts, und die Sonne wärmt wieder, und trotzdem hat es kaum Leute am See, wie immer, wenn es tagsüber eher grau war, planen sie anders für den Abend und denken, heute ist ein verlorener Tag und bleiben zu Hause. Und deshalb ist es so schön jetzt, ich geniesse diese Momente, nur das Wasser, das Licht, die Ruhe, und die Entenfamilie, die seit Wochen immer da ist, zur Badi gehört und immer zutraulicher wird und auch von den Kindern, die sie berühren wollen, nicht mehr wegrennt, hat sich gemütlich gemacht auf der Wiese.
Ich lese, quer durch Zeitungen und Magazine, die ich mitgenommen habe, und zwischendurch am Handy; lese, wie es der Kanton Zug besser hat, weil die Staatskasse so voll sei, dass sie keine Auto-Kontrollschilder mehr versteigern müssten, «ZG 10» ist sowieso schon weg, einst für 233 000 Franken.
Ich lese eine ganze Seite, dass in Japan eine neue Fussballliga eingeführt werde, eine Ü-80-Liga, und ich denke, das gibt ja irgendwann eine Perspektive, mein letztes Spiel habe ich also noch nicht gespielt.
Ich lese, dass die meistgelesenen Texte auf Tagi-online an diesem Tag diese sind: 1. Unser Dialekt-Test weiss, woher Sie stammen. 2. Diese Dialektwörter sterben bald aus. 3. 3800 Franken für Taylor Swift? Tickets nach 30 Minuten ausverkauft.
Ich lese, dass Uli Hoeness, der jetzt wieder nicht nur Bayern-Ehrenpräsident ist, sondern wieder der Mann, der in seinem Mia-san-Mia-Klub alles mitbestimmt, längere Zeit auch in Bayern-Bettwäsche geschlafen und sich dann beschwert habe, dass die Leintücher so schnell fasern würden.
Und ich lese, dass der Verleger und Chefredaktor und bald-nicht-mehr-Nationalrat, der auch in diesem Dorf wohnt, wo ich jetzt in der Badi sitze, sich laut aufregt, dass die Behörden kürzlich von Hitze, später stürmischen Winden und möglichen Unwettern gewarnt haben, das sei typisch und spiele den Grünen in die Hände, in einem liberalen Staat gebe es das Recht, vom Staat in Ruhe gelassen zu werden.
Abendstimmung am See |
Solches lese ich, weil ich in diesem Moment, mit der Melancholie der Abendstimmung am See und einem Glas Rosé vor mir, nichts anderes lesen mag.
Aber ich lese auch das, von meinem Lieblingskolumnisten Axel Hacke im neuen Magazin der «Süddeutschen». Er schreibt, er sei in Italien, die Saison schnurre vor sich hin, aber sein Lieblingslokal habe nur bis mittags geöffnet, es gäbe kein Personal, sagte die Besitzern, und die einzige Kellnerin, eine Rumänin, arbeitet jeweils schon früh am Morgen. Anderes Personal sei nicht zu finden, es herrsche Leute-Mangel in Italien wie auch in Deutschland, und die Leiterin des Sachverständigenrats der Bundesregierung habe kürzlich gesagt, Deutschland brauche pro Jahr 1,5 Millionen Zuwanderer. Sonst herrsche eben Leute-Mangel, gerade auch in der Gastronomie.
Und jetzt kommt doch wieder anderes in den Kopf, ernsthafteres als die Bettwäsche von Hoeness, und das hat mit dem zu tun, der sagt, wir wollen nicht von der Hitze und von Stürmen gewarnt werden, und seiner SVP, die bekämpft, dass viel zu viele und vor allem die Falschen in die Schweiz kämen, zu wenig Fachleute, die Zuwanderung müsse endlich gestoppt werden.
In der Badi, in der ich sitze, sucht der Betreiber seit Wochen verzweifelt einen Koch und auch eine Hilfe für den Service, er findet niemanden, und es geht ihm wie fast allen, im Lieblingslokal von Hacke in Italien, bei uns, überall. Der letzte Koch in der Badi war ein Brasilianer, vorher eine Portugiesin, ein Italiener und ein Pole.
Und jetzt kommt doch wieder anderes in den Kopf, ernsthafteres als die Bettwäsche von Hoeness, und das hat mit dem zu tun, der sagt, wir wollen nicht von der Hitze und von Stürmen gewarnt werden, und seiner SVP, die bekämpft, dass viel zu viele und vor allem die Falschen in die Schweiz kämen, zu wenig Fachleute, die Zuwanderung müsse endlich gestoppt werden.
In der Badi, in der ich sitze, sucht der Betreiber seit Wochen verzweifelt einen Koch und auch eine Hilfe für den Service, er findet niemanden, und es geht ihm wie fast allen, im Lieblingslokal von Hacke in Italien, bei uns, überall. Der letzte Koch in der Badi war ein Brasilianer, vorher eine Portugiesin, ein Italiener und ein Pole.
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