Rocky Horror Show



Ein Torhüter, der aus Frust über eine missglückte Weltmeisterschaft, eine Skitour unternimmt, bricht sich das Bein und fällt monatelang aus.

Ein Trainer, der Trainer der Torhüter und vor allem ein enger Freund des Torhüters auf der Skitour, wird fortgeschickt, auf Wunsch des Cheftrainers.




Dieser Trainer, der zu diesem Zeitpunkt noch alle drei Titel gewinnen kann, erfährt einige Wochen später aus der Presse und hört es erst nachher im kurzen Skiurlaub am Telefon, dass er entlassen wird.

Der Torhüter, der das Bein gebrochen und seinen Trainer verloren hat, sagt in einem Interview, er habe das Gefühl, ihm sei das Herz rausgerissen worden.

Ein neuer Torhüter wird geholt, als Ersatz für den Torhüter mit dem Beinbruch, und man vergisst ihm zu sagen oder gar vertraglich festzulegen, dass er auf dem Weg von Mönchengladbach nach München (mindestens) fünf Zentimeter zu wachsen habe. In seinem Pass steht seit vielen Jahren 1.83 m.

Der neue Trainer kann eine Woche nach seinem Antritt nur noch 2 von 3 Titel gewinnen, weil er im deutschen Cup ausscheidet.

Zwei Spieler zoffen sich während einem Spiel, und in der Kabine schlägt der eine dem anderen die Lippe blutig. Ein Schlag, der ihn 350 000 Euro Busse kostet.

Der jetzige CEO des Vereins, der einmal Torhüter war, kracht sich vor laufender TV-Kamera mit einem, der früher einmal sein Mitspieler im gleichen Verein war und jetzt als Experte dauerquasselt.

Besorgte Gesichter in der Chefetage

Der neue Trainer verliert ein Spiel 0:3 und sagt, er sei schockverliebt in seine neuen Spieler und Mannschaft.

Ein anderer Spieler, der auch einmal in diesem Verein aktiv war, redet respektlos über den Torhüter, der auf dem Weg von Mönchengladbach nach München nicht grösser gewachsen war.

Der seit mehr als 15 Jahren 1.83 m grosse (!) Torhüter wird verglichen mit dem Torhüter, der den Skiunfall hatte, auf der Tribüne sitzt, zehn Zentimeter grösser ist und diesen Ball doch auch mit gebrochenem Bein gehalten hätte.

Der Trainer, der neu geholt wurde, kann nach 27 Tagen nur noch einen von drei Titeln gewinnen, weil er auch in der Champions League ausscheidet. Er ist angefressen (und wohl nur noch geschockt und nicht mehr verliebt), sieht rot und redet davon, dass der Rasen und der Schiedsrichter schuld seien.

Der Kommentator des ZDF sagt, als der Torhüter für den Ersatz des grösseren Torhüters einen Ball glänzend abwehrt, er sei auch mit 1.83 m zur Stelle.



Der CEO, der auch einmal ein grosser Torhüter war, sieht in der Ehrenloge ein Plakat, das die Fans in der Südkurve aufhängen: «Führungspolitik hinterfragen». Und liest am anderen Tag, dass auch sein Job wackelt.

So ist das in diesem Verein, der eigentlich sein Stadion in einem Stadtteil von Los Angeles, der als Symbol für die Unterhaltungsindustrie gilt, aufstellen müsste.

Das jetzige Stadion, vor den Toren Münchens, ist mit 75 000 Zuschauern immer ausverkauft. Und, so heisst es, die Liste jener, die eine Saisonkarte haben möchten, sei so ellenlang, dass einer, theoretisch, 100 Jahre warten muss, bis er eine kriegt.

Eine Zeitung schreibt, der neue Trainer müsse sich fragen, ob er in einer Art Rocky Horror Show gelandet sei. Wohl uraufgeführt in diesem Stadtteil von Los Angeles.

Dieser Verein wird geliebt. Und gehasst. Er ist Unterhaltung pur.


 
 
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