Tier aus Plüsch


«Was häsch gmacht?» schrie der Vater am Steuer, er fuhr mit 120 auf der Autobahn und konnte nicht sogleich nach hinten auf den Rücksitz schauen. Sein Kind, ein Mädchen, zehnjährig, hatte zuvor auch geschrien, ziemlich entsetzt sogar. Der Vater fuhr sogleich auf den Pannenstreifen, hielt an und sah sein Kind weinen. «Es isch weg», sagte es, das Fenster auf der Seite des Mädchen war immer noch offen.

 

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So hätte es sein können, dachte ich, als ich auf Radio SRF 1 den Blick auf unsere Strassen hörte, wie immer zu jeder Stunde vor den Nachrichten, manchmal, wenn es besonders wichtig ist, auch dazwischen oder gar sehr dringend, wenn jemand falsch unterwegs ist, irgendwo richtungsmässig.


Fahren sie vorsichtig, hiess es diesmal am Radio; auf der Autobahn, ich glaube, es war bei Luzern, liege ein grosses Plüschtier auf der Strasse. Die Moderatorin musste dabei selber etwas schmunzeln, ein grosses Plüschtier.

Auch das also. Was liegt und verirrt sich nicht alles zwischendurch auf unseren Autobahnen. Ich versuche mich zu erinnern, was ich alles schon gehört habe. Klar, immer wieder Tiere: Rehe, Hasen, Hühner, auch Pferde, Hunde, gar Wildschweine, in Deutschland, höre ich jeweils auf dem Weg nach München, muss es ganz viele Wildschweine geben. Autobahnen scheinen manchmal ein Zoo zu sein. Aber auch viel anderes liegt herum: Pneus, Matratzen, Strohballen, Koffer, Stangen, Bücher, Holz, Schachteln, alles mögliche, im Winter auch immer wieder Skis und Snowboards. Und Menschen halten sich auch immer dort auf, wo Menschen eigentlich in Autos oder auf Töffs sitzen sollten und nicht irgendwo umherirren.

Nach einer halben Stunde kam übrigens am Radio die Entwarnung. Das grosse Plüschtier liege nicht mehr auf der Autobahn. Vielleicht hielt es jetzt das Kind wieder glücklich in den Armen. Und das Fenster im Auto war geschlossen. 


 
 
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