Stolz sein mit Odermatt


Ich hörte das Lied, zufällig auf einer persönlichen Liste, die Spotify zusammenstellt und die man hört, wenn man spazierend einfach etwas Musik hören und sich nicht festlegen will. Ich hatte deutsche Liedermacher gewählt, und dann…

… ich hörte es und dachte an den Moment kürzlich. Ich stand nur noch im Wohnzimmer, wollte ganz nahe beim Fernseher sein, fieberte mit und zitterte und sah ständig auf die Zeit, die am Bildschirm aufleuchtete, und sie leuchtete immer grün auf, und grün bedeutet schnell, und er war sehr schnell.

  

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Marco Odermatt in Courchevel bei der WM-Abfahrt, er fuhr, so schien es, wie auf Schienen, wie ein Frecciarossa, dieser schnelle italienische Zug, wir zitterten und er schien gar nicht zu zittern, es war für ihn so selbstverständlich. Besser kann man auf Ski nicht einen Berg hinunter rasen.


Wie auf Schienen unterwegs

Wir waren stolz, wir Schweizer waren stolz auf unseren Schweizer, auch nachher bei der Ehrung der Medaillengewinner, mit der Nationalhymne, wie er mit feuchten Augen zuoberst stand, lachend, seine Lippen bewegte, zumindest mitsummte und einfach glücklich war. Skifahren ist unser Sport, und ein Schweizer ist der Beste der Welt.

All das kam wieder in den Kopf. Als im Kopfhörer das Lied kam, «Stolz drauf» heisst es, der Bayer Werner Schmidbauer hat es geschrieben und singt es zusammen mit Pippo Pollina und Martin Kalberer auf dem Album «Süden».


Es heisst darin:

I bin ned stolz drauf, wo i her bin
weil i dafür überhaupt nix ko
Und ob i jetzt Oberbayer,
Massai oder Eskimo bin
d’Hauptsach is, i bin a freier Mo.

Stolz sein. Auf unseren Marco Odermatt, wir Schweizer auf einen Schweizer, in unserem Sport. Immerhin heisst es im Lied auch:

I bin ned stolz drauf, wo i her bin
so wenig wia i mi aa dafür scham.

Der Schriftsteller Peter Bichsel sagte einmal: »Heimat ist dort, wo du deinen Ärger hast.» Oder eben auch etwas stolz bist. Auch wenn du dafür überhaupt nichts kannst.

 
 
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