Kein Fussballgott für Frei


Es war nicht immer einfach mit ihm, damals als Journalist, als Alex Frei, der von sich immer als der Frei Alex in der dritten Person sprach, noch Spieler war, der damals beste Stürmer der Schweiz und bis heute und noch einige Zeit der mit den meisten Toren in der Nationalmannschaft.

Er war direkt, unbequem und unangepasst, verbissen, ehrgeizig; verbissen-ehrgeizig, manche sagten krankhaft, und auch egoistisch, aber ohne all diese Eigenschaften hätte er auch nie diese Karriere gemacht. Er hat alles erarbeitet.
 
Jetzt habe ich ihn nur noch am Fernsehen gesehen, er ist nun seit einiger Zeit Trainer und seit diesem Dienstag ein entlassener Trainer. Es ist sein vierter Abschied in einer Funktion beim FC Basel,  seinem FC Basel – einst als Spieler (2013), als Verwaltungsrat (2019), als Nachwuchstrainer (2020), und diesmal wurde er fortgeschickt.

Keiner schoss im Nationalteam mehr Tore

Es geht jetzt nicht darum, was die Gründe für die Trennung sind, einige liegen bei Frei, etliche mehr bei diesem kompliziert gewordenen Klub und dem eigenwilligen und ungeduldigen Präsidenten. Am Ende ist es jedoch ganz einfach, er war zu wenig erfolgreich, ein guter Trainer ist der, der gewinnt. Frei gewann zu wenig Spiele.

Aber er wird mir und ich denke vielen fehlen. Frei war, wenn er vor einer Fernsehkamera stand und sprach und zwischendurch schwieg und den Kopf leicht nach oben drehte und überlegte, welche Antwort er jetzt geben soll, immer unterhaltsam. Weil er Sätze formulierte, die andere nicht so sagen, weil er manchmal, wie früher als Spieler, provozierte, weil er manchmal humorvoll, aber auch belehrend war, verschmitzt lächelte, er reflektierte, selbstbewusst war er immer gewesen, auch ehrlich.

Frei Alex oder Alex Frei war es als Spieler und ist es als Trainer: eine starke Persönlichkeit. Er fehlt, hoffentlich nur vorläufig, vielleicht weil er zu ungeduldig war, nicht gleich den grossen Schritt zu seinem FCB hätte machen sollen, sondern beim FC in Winterthur hätte bleiben müssen. Wo er ein guter Trainer war, weil er die Spiele meistens gewann.

Nachdem er mit den Winterthurern in die Super League aufgestiegen war, antwortete er auf die Frage, ob es für ihn eine Genugtuung sei: «Erstens gibt es einen Fussballgott. Und zu 95 Prozent ist der Fussball gerecht. 5 Prozent sind dort, wo er nicht gerecht ist.»

Acht Monate später ist er ein entlassener Trainer: Weil der Fussball zu 95 Prozent gerecht oder zu 5 Prozent nicht gerecht ist?

Schlagzeilen zu einer Entlassung

Und was jetzt? Einmal hatte Frei der NZZ auf die Frage, ob er Träume habe, gesagt: Ja, er habe einen, er befasse sich gern mit Käse, schwärmte von Petit Basque, einem Schafskäse, und er möge den Epoisses, möglichst flüssig und stinkig. «Warum nicht einen kleinen Käseladen, um zu überleben, um Struktur zu haben, für die Freude», sagte er.

So ab 60 könnte er sich das vorstellen, und ein andermal sagte Frei, Trainer könne man bis 80 sein.

Käser ab 60, Trainer bis 80. 

Frei ist jetzt 47. Er hat noch viel Zeit für vieles.
 
 
 
 
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