22 aus 2022

Es ist Ende Dezember, und in diesen Tagen Ende Dezember geht der Blick zurück oder er geht vorwärts, weil es besser werden soll oder zumindest hoffnungsvoller. Und das denken wir besonders nach diesem Jahr. Aber auch 2022 brachte viele Bilder, auch schöne, andere. 22 davon.


Was ist los mit dieser Welt? Fragt sich vielleicht auch diese Katze, durch das Fenster in einer Pizzeria in Pany im Prättigau.

Blau und Gelb, die Farben der Ukraine, und die Bilder dieses fürchterlichen Krieges begleiteten uns durch das ganze Jahr. Sie waren auch im Kopf, als dieses Bild entstand, im Frühling im Zürcher Oberland.


Nur noch Helme, Stöcke und Handschuhe auf dem Eis im Stadion am Schluefweg. Chloote war aufgestiegen, vier Jahre nach dem Abstieg aus der höchsten Schweizer Eishockeyliga. Und ein Stadion und eine Stadt an diesem Abend im April in Ekstase. 


Queen Elizabeth starb im September. Vor 20 Jahren hatte der kanadische Sänger Bryan Adams, der auch ein grossartiger Fotograf ist, dieses Bild aufgenommen, die elegante britische Königin neben Gummistiefeln, sie soll amüsiert gewesen sein über die Idee. Im Haus der Fotografie in Olten war es eines von vielen Bildern von Adams.

Chris de Burgh! In der Kirche! In Küsnacht! Viele glaubten an einen verfrühten Aprilscherz. Aber der 73-jährige Sänger aus Irland war gekommen, wollte keine Gage, es war ihm wichtig, auftreten zu können. Und er sass am Klavier, sang «Borderline», diese Ballade von einem Liebespaar, das durch den Krieg getrennt wird, von der Hoffnung, dass es irgendwann auf der Welt mal keine Grenzen mehr gibt. Im Lied heisst es: «Ich werde nie verstehen, wie Männer Weisheit in einem Krieg sehen können.»

Kunst als Hoffnungsträger, das sollten die Werke von Yoko Ono sein, die im Zürcher Kunsthaus ausgestellt wurden. «War is over, if you want it» heisst es im Lied «Happy Xmas», das Yoko Ono zusammen mit John Lennon gesungen hatte.

Fussballspielende Kinder auf der Strasse, es weckte Erinnerungen an früher, als es auch bei uns noch möglich war. Ein Bild aus Palermo.

Konzerte, endlich, endlich waren sie wieder möglich in diesem Jahr. Wie mit dem Australier Nick Cave in Montreux beim Jazz Festival. Er sang, er stampfte, er predigte, er suchte immer wieder Nähe und Halt durch Berührungen, er sang und schrie ...

... oder mit Campino von den Toten Hosen auf der Piazza in Locarno, er  schwitzte und wir schwitzten, er fotografierte und wir fotografierten ...

... oder mit Büne Huber von Patent Ochsner. «Für immer uf di» sang er auch an einem wunderbaren Sommerabend im Park im Grünen in Münchenstein, das Lied, das er seiner verstorbenen Mutter widmet, und wie immer musste er ein Glas Rotwein in die Hand nehmen, damit er die Tränen unterdrücken kann.

Der Ball. Nicht der Ball der Grossen, sondern der Kleinen, immer wieder in diesem Jahr, auf kleinen Dorfplätzen, auch mit Tränen, auch mit Jubel, aber unbeschwerter. Das Spiel mit dem Ball der Kinder.

Aber auch die Kleinen sind Fans der Grossen. Sie konnten mit dem FCZ feiern – mussten später aber leiden. Vom Meister zum Tabellenletzten.

Die Weite. Die Unendlichkeit. Die Stille. Die Sehnsucht. Die Träume. Vom Meer. Hier auf Mallorca.

Weite. Stille, fast Unendlichkeit, Sehnsucht, Träume. Auch hier möglich. Am Zürichsee.

Und auch am See. In der Sauna.

Das Spiel. Am Wasser. Mit dem Wasser. Mit den Wellen.









Der Fussball der Grossen. Aber irgendwie anders. Im Stadion An der Alten Försterei im Osten Berlins im Ortsteil Köpenick. Mit dem 1. FC Union Berlin. Mit Urs Fischer, die «eidgenössische Buddha-Inkarnation.» Ein «Geilä Punkt» sagte er damals nach dem 1:1 gegen die Bayern.

Wo habe ich fast 20 Jahre lang überall gelitten und gefiebert und gejubelt mit ihm, zu Hause, am Handy, in Restaurants und Hotels, im Auto, im Bett, mitten in der Nacht, im Schnee und im Strandbad? Immer wieder. Und diesmal, nur noch mit Wehmut, bei seinem Abschied, mit dem Laptop auf den Knien, um Mitternacht in einem Hotel auf Lipari in Sizilien.

Lionel heisst er wegen Lionel, und auch weil seine Eltern fanden, es sei ein schöner Name. Und Lionel fieberte und jubelte mit Lionel, an diesem Abend kurz vor Weihnachten, als Messi endlich den WM-Pokal küssen durfte.

Schnee in Zürich, das Seefeld in Weiss. Bleibt es eine Ausnahme in diesem Winter, der jetzt plötzlich wieder ein Frühling ist? 

Der Frühling im Winter im abendlichen Nebellicht.

Ein Tor, der das Tor nicht trifft? 2023 soll wieder viele Chancen bringen. Und Hoffnung. Denken wir immer am Ende eines Jahres.

Bisherige Foto-Rückblicke: 2021, 2020 

 

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Kommentare

  1. Anonym31.12.22

    Vielen Dank, lieber Fredy, für deine stets schönen Blogs. Ein warmes schönes Licht in düsteren Zeiten.
    Alles Gute im neuen Jahr.
    Herzlich. Bettina und Peter

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