Zurück auf die Insel



Es sind nur noch einige wenige Zeilen, die in allen Zeitungen stehen, unter Kurznachrichten, versteckt in einer Ecke: Guillaume Hoarau hört auf.

Es ist schon lange still geworden um ihn, einen der besten Fussballer, die in der Schweiz je gespielt haben; still eigentlich von jenem Moment an, als sie in Bern bei den Young Boys im Sommer vor zwei Jahren sagten, es gäbe keinen neuen Vertrag mehr.

Viele verstanden das damals nicht, ich auch nicht – Hoarau und YB, Hoarau und Bern, Hoarau und der Fussball in dieser Stadt, Hoarau und die Kulturszene, vor allem die Musik dort, die gehören doch zusammen, er war der «Saint Gui», der heilige Gui, und das durfte nicht enden, nicht so, wir wollten unvernünftig sein, die Bilder von Gestern vor Augen und nicht an das Morgen denkend, wie es die Klubverantwortlichen tun mussten, vernünftigerweise.


«They kicked me out», schrieb er damals in einem SMS Büne Huber, seinem Freund von Patent Ochsner, «I am too old». 36 war er, aber vor allem auch sehr verletzungsanfällig, nicht mehr der Hoarau, mit dem YB drei Meistertitel gewonnen hatte, und neben dem Ball war ihm auch die Musik, die Gitarre, immer wichtiger geworden. Auf seinem Unterschenkel hatte er schon lange das Gesicht von Bob Marley tätowieren lassen.
 
Guillaume Hoarau singt zusammen mit Büne Huber «Scharlachrot» (Youtube-Video)

Und als er ging, gehen musste, wollte er sich von seinen Berner Freunden auf eine besondere Art verabschieden, er sang zusammen mit Büne Huber den Song «Scharlachrot», mit einem leicht veränderten Text, die Träume sind für Hoarau nicht scharlachrot, sondern gäub-schwarz.

Er ging ins Wallis zu Sion, spielte wenig (Fussball), weil meistens in seinem Körper etwas zwickte, spielte oft (Gitarre), postete auf seinem Instagram-Kanal neue Lieder, wehmütige und sanfte, auch auf kreolisch, mit Musik-Videos und den Walliser Alpen als Hintergrund.

Vergangenheit. Guy Hoarau geht zurück, wo er herkommt, in seine Heimat La Réunion, auf die Vulkaninsel im Indischen Ozean. Sicher will er dort weiter Musik machen und nur noch plauschhalber kicken, die Insel sei ein riesiger Spielplatz, begrenzt nur durch das Meer, sagt er. Und er geht sicher auch zurück in sein Dorf Ravine des Cabris, einem Vorort von Saint Pierre, und dort in die «Ecole Pablo Picasso» mit dem Betonplatz, wo der kleine Guillaume zu spielen begann, als Jüngster, der aber schon damals die Grossen überragte.

Und wenn es ihm zu eng wird auf der kleinen Insel, dann wird er zwischendurch sicher zurückkommen, nach Bern, in sein Bern, wohl auch ins «Büner», sein Lieblingslokal im Breitenrainquartier, und vielleicht auch nochmals auftreten, im «Bierhübeli», als Musiker.

Den Fussballer Hoarau gibt es nicht mehr. Es stand in wenigen Zeilen in den Zeitungen.


Zurück in seine Heimat: Hoaraus  Botschaft auf Instagram
 
YB-TV-Video: YB-Legende Guillaume Hoarau hat seine Karriere beendet.
 
 
 
Blog-Beitrag vom 21.7.2020: «Hoarau - bitte nicht, YB»

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