Missverständnis


Am Ende blieb nur diese Erkenntnis: Es war ein Missverständnis. Wie das immer wieder vorkommt in Beziehungen. Einer hat sich oder beide haben sich geirrt. Etwas anderes gesehen. Damals, bei der ersten Begegnung. Oder nicht richtig hingesehen. Blind gewesen. Nur das eine gesehen, sehen wollen. Verliebt gewesen in den Augenblick, in die schönen Augen, die warme Stimme, das Lächeln oder was auch immer.

Das ist so im Leben. Meistens geht es dort, im richtigen Leben, zwischen Menschen, etwas länger, und die Einsicht kommt später, vielleicht zu spät, und man findet sich damit ab, irgendwie.

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Im Fussball geht es oft schneller, manchmal sehr schnell. Oder es muss schnell gehen, um nicht alles noch schlimmer zu machen. Doch auch dann muss man sich fragen: Wie konnte man sich so irren, etwa so falsch einschätzen? So blind sein? Nur einen Namen sehen, seine Geschichte und die Vergangenheit im Job, dabei hatte es doch schon dort ein paar Momente und Stationen, die hellhörig hätten machen können?

An einem Samstag im Juni sass die Familie Canepa, Heliane und Ancillo, erstmals persönlich mit Franco Foda zusammen, sie fanden sich gleich auf Anhieb sympathisch, auch Canepas Hunde sollen ihn sofort gemocht haben, was nicht unwichtig ist bei den Hundefreunden Canepa. Drei Tage später haben sie ihn stolz als ihren neuen Trainer vorgestellt, sie lobten die Persönlichkeit und die Erfahrung und betonten, sie hätten sehr, sehr gut hingeschaut und er passe perfekt zum FC Zürich, sie strahlten alle zusammen im schönsten Licht, schworen sich nicht ewige Treue, waren aber überzeugt von langer Liebe.

Nur drei Monate später, an einem Mittwoch im September, war alles falsch, vor allem natürlich die Resultate, aber auch die Person, die man vor kurzem noch so gelobt und hoch geschätzt hatte.

Und man liest und hört und es wird gesagt, auch wenn solches immer etwas vorsichtig einzuordnen ist, weil nach gescheiterten Beziehungen meist vieles noch negativer gesehen wird, als es tatsächlich war: Er sei immer etwas griesgrämig gewesen, wenig empathisch, habe keine Freude verbreitet, sei nicht auf Menschen zugegangen, zu manchen gar abweisend gewesen, habe Leute im näheren Umfeld nicht beachtet, nicht einmal gegrüsst, keine Bindung zu den Spielern gefunden, von Anfang an, ein Fremder geblieben.

Es mag übertrieben sein. Und doch: Es ist erstaunlich, wie schnell im Fussball immer wieder Beziehungen eingegangen werden, und diese meistens gar langfristig vertraglich abgesichert, die nur auf einer flüchtigen ersten Begegnung basieren – darauf, dass man sich sympathisch gefunden hat, von Mensch zu Mensch oder eben auch von Hund zu Mensch. 

 

 

Kommentare

  1. Anonym25.9.22

    Fussball kann brutal sein - keine Regel ohne Ausnahme….Respekt für diejenigen die trotzdem langfristig dabei bleiben…..bei den Trainer ist dieses Risiko eingepreist.

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