Krieg und Fussball

 
In meiner Lieblingszeitung, ich habe einige Lieblingszeitungen, aber diese lese ich inzwischen jeden Tag am längsten, also darin sehe ich es fast jeden Tag, ich schreibe bewusst: sehe, denn lesen tue ich es inzwischen kaum mehr.

Und zwar aus diesem Grund: Es erinnert mich an Fussball, an Texte, die ich früher auch manchmal auf vielen Tribünen dieser Welt geschrieben habe, wenn es pressierte, an reine Spielberichte, auch wenn ich lieber Texte schrieb, in denen es um Geschichten und Menschen ging. Und das ist nun mein Problem, wenn ich diese Texte in meiner Lieblingszeitung oder zumindest jener, die ich am längsten lese, sehe. Oft wirkt es wie ein Live-Ticker von einem Spiel.

Es stehen darin Sätze wie diese:

Sie dürften Tag und Nacht an ihren Plänen gearbeitet haben.

Möglich scheint ein Zangenangriff.

Sie begannen einen elementaren taktischen Fehler.

Sie könnten mit ihrer Angriffstaktik versuchen, den Gegner einzukesseln.

Sie zerstörten damit den Gegner.

Sie zeigen keine Kampfmoral mehr.

Sie ändern die zerstörerische Taktik, ziehen sich vorläufig etwas zurück.

Der Gegner hat sie zermürbt.

Es gelang ihnen, den Schwung der Angriffe des Gegners brutal zu stoppen.

Zwei Geschosse haben eingeschlagen.

Dank den heftigen Gegenangriffen werden die anderen von einer Offensive abgehalten.

Steuern sie auf eine Blamage zu?

Der Widerstand ist noch längst nicht gebrochen.

Sie haben sich mit ihrer brutalen Angriffstaktik verkalkuliert.

Sie verteidigen sich mit allem, was sie haben.

Ihre Moral ist bewundernswert.

Es geht um Krieg und nicht um Fussball. Aber vielleicht zeigt dies auch: Die Sprache des Fussballs ist oft kriegerisch. Und die Grafiken, die wir jetzt täglich in den Zeitungen sehen, erinnern manchmal an Papiere von Trainern, wenn sie darauf Striche und Kreuze hingekritzelt haben, um aufzuzeigen, wie nun ihre Mannschaft angreifen und verteidigen soll. Zerstörerisch.
 

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