Grenzenlos
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Es
war 1982, Andrea Marco Bianca, damals 21, er hatte eben sein
Theologiestudium begonnen, musste als Füsilier in seinen ersten WK
einrücken, irgendwo im Bündnerland. Er nahm seinen Sony Walkman mit,
hatte sich vorher eine Kassette mit Musik zusammengestellt, Rock, Punk,
was er liebte, Musik von AC/DC, den Scorpions oder Genesis und auch
einige Lieder von Chris de Burgh, dem Sänger aus Irland, dessen Karriere
eben erst begonnen hatte.
Und eines nachts hörte er das Lied
«Borderline», diese Ballade von einem Liebespaar, das durch den Krieg
getrennt wird, vom Soldat, der nicht weggehen will, aber doch geht, weil
ihn die Pflicht des Landes ruft, von der Hoffnung, dass es irgendwann
auf der Welt mal keine Grenzen mehr gibt. Der Text, die Musik, liess
Bianca nicht mehr los, er hörte das Lied immer wieder, damals, als er
sich fragte: Was ist und bringt Theologie? Was ist Militär, und wäre es
nicht konsequent, den Dienst zu verweigern, wie es andere machten?
Chris de Burgh und Andrea Marco Bianca in der Kirche Küsnacht. |
Und eines sagte ihm «Borderline» auch: Man darf den Glauben nicht verlieren, dass eines Tages etwas möglich ist, man muss vielleicht einfach warten können. Aber es darf doch nicht wahr sein, dass immer jemand verlieren muss.
Borderline
Es wurden, wegen dem grossen Andrang, gar zwei Benefizkonzerte zusammen mit den Swiss Gospel Singers, dessen Leiter Christer Løvold und die Chorsängerin Petra Keim alles möglich machten. De Burgh wollte keine Gage, es war ihm wichtig, auftreten zu können.
Und dann kam dieser Moment: Andrea Marco Bianca, er ist inzwischen seit 25 Jahren Pfarrer im Dorf, sass in der ersten Reihe, ergriffen war er, das spürte man, zwischendurch mit Tränen in den Augen - Chris de Burgh, 73, sass am Klavier und sang «Borderline». Er hatte schon damals nicht gesagt, auf was sich genau der Text bezieht, viele glaubten, es sei wegen des Krieges um die Falklandinseln, andere sahen es im Zusammenhang mit dem Konflikt in Nordirland oder mit der Mauer, die noch in Berlin stand.
Chris de Burgh: Ohne Gage für einen guten Zweck. |
Chris de Burgh sagte als Einleitung, er wünsche allen, dass Gott etwas ermöglicht, auch wenn man nicht an Gott glaube, dass sich das Warten lohne und sich das Gute durchsetze. Seine Tochter Rosanna hat nach mehreren Fehlgeburten ein Kind, das ihr vor drei Jahren eine ukrainische Leihmutter gebar, und die Familie de Burgh nahm jetzt wieder Kontakt mit ihr auf, versucht verzweifelt, sie aus dem Land zu bringen.
Bisher erfolglos, sie muss in ihrem Versteck bleiben, die Grenzen sind zu, sein Herz weine, sagte der Ire. «Lass nicht los, ich möchte wissen, dass du auf mich wartest bis zu dem Tag, an dem es keine Grenzen mehr gibt», so endet «Borderline».
Bianca, der das Konzert moderierte, sass also auf der Bank der Kirche, er, wie alle an diesem Sonntag, spürte wieder, welche Kraft die Musik haben kann, mehr als Worte, und sie können noch so gescheit sein, «let the music talk», das sei viel stärker.
Was ist mit den Träumen, die du mit 20 hast, und dem Gefühl, du könntest die Welt verändern? fragte sich Bianca in der Kirche und erinnerte sich an damals, 40 Jahre ist es her, die Nacht als Soldat im Keller und die Kassette mit der Musik. Die Russen seien unser Feind, hörte man im Militär. Das wollte er so nicht stehen lassen. Seine Musik sagte ihm etwas anderes.
Jetzt warten wir auch, auf ein Zeichen der Hoffnung, auch wenn die Vision für eine Welt ohne Grenzen ganz weit weg scheint. Nochmals eine Zeile aus «Borderline»: «Ich werde nie verstehen, wie Männer Weisheit in einem Krieg sehen können.»
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Die Spendenaktion ergab 125'000 Franken. Die UBS Optimus Foundation wird den Betrag verdoppeln. – www.bianca.ch
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