Russi auf dem Felsen

 
Vor Beat Feuz war Bernhard Russi. Fast täglich. Es schien, als gäbe es für das Schweizer Fernsehen in diesen Tagen vor Olympia nur noch ein Thema: Bernhard Russi.

Russi gegen Klammer, das Rennen ihres Lebens, vielleicht das beste Skirennen überhaupt, damals am Patscherkofel in Innsbruck, am 5. Februar 1976, mit bewegenden Bildern. Oder Russi gegen Collombin, das Duell, zwei Abfahrer und Menschen, die so unterschiedlich sind, der Sonnyboy aus Andermatt und der wilde Roland Collombin, ein Film des Westschweizer Fernsehens 2018. Und: «Von hohen Gipfeln und dunklen Tälern», eine Dokumentation von Filmautor Michael Bühler aus dem Jahr 2017, die sehr private Geschichte von Russi, auch mit Bildern, wie er im Pflegeheim seine schwer behinderte Schwester Madleine besucht.

Dreimal Russi innert weniger Tage am Fernsehen.

Und jetzt, es war am Montagmorgen wenige Minuten nach fünf Uhr, dieses Bild am TV. Bernhard Russi auf dem Felsen, den die Chinesen eigentlich wegsprengen wollten, für den sich Russi, zum letzten Mal Pistenbauer einer Abfahrt, aber einsetzte – jetzt sass er also zuoberst auf diesem Felsen am Mountain Xiaohaituo, schwindelerregend sah es aus, aber für Russi, der (auch) Kletterer ist, war es ein Kinderspiel gewesen, hier nach oben zu steigen. Eine Uri-Fahne hing auch am Felsen, den sie Russi’s Rock nennen, und als die TV-Kamera auf ihn schwenkte, das Rennen war gerade unterbrochen, sah man Russi, wie er auf sein Handy schaute, konzentriert und versunken.


Bernhard Russi während dem Abfahrtsrennen auf dem Russi's Rock. (Bild SF)

Es war auch, symbolisch wenigstens, ein Bild, als würde Russi von der täglichen Russi-Inflation flüchten, in die Einsamkeit der Berge, die für ihn das Lebenselixier sind. Hätte ihn die Kamera nicht eingefangen, niemand hätte ihn bemerkt da oben.

Und wenig später, an diesem frühen Montagmorgen Schweizer Zeit, sah er aus dieser exklusiven Perspektive wie Beat Feuz auf seiner Piste zu Tale und zum Olympiasieg raste. Genau am gleichen Tag wie damals, als Russi in Sapporo Olympiasieger wurde, 7. Februar, 50 Jahre später.

Wird Beat Feuz, der vielleicht beste Abfahrer der Geschichte, in 50 Jahren auch noch so ein Thema sein?

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