Am 31.

 


Sie sitzen beide an einem kleinen runden Tisch im Bistro. Draussen ist es dunkel, am Fenster leuchten Sterne, Kerzen brennen. Der eine hatte den anderen gefragt, ob er sich auch hinsetzen dürfe. Nur für ein Glas Wein. Sie kennen sich nicht. Sie schweigen zuerst.

Dann sagt der eine:
- Ja.
Der andere:
- Ja.
- Das war’s.
- Was war?
- Wir wussten nichts, anfangs.
- Wissen wir mehr, jetzt?
- Nein.
- Eben.
- Wir wissen weiterhin, dass wir fast nichts wissen.
- Das ist Gewissheit.
- 2G, das sagte niemand, anfangs.
- Nur eine Zahl und ein Buchstabe.
- Es hätte nicht sein müssen.
- Nein.
- Bist du?
- Ich bin, zum dritten Mal. Sonst könnte ich nicht hier sitzen. (Er lacht)
- (Er lacht nicht) Eben, es hätte nicht sein müssen.
- Ich begreife es nicht.
- Was?
- Eben, dass es nötig war, mit diesem 2G, jetzt.
- Eben, es hätten alle müssen, schon lange.

Einige Minuten schweigen sie. Jeder mit der Hand an seinem Glas. Es ist leer.

Der eine sagt:
- Und jetzt, was kommt 2022?
Der andere:
- Wollen wir es wissen?
- Es kann nur besser werden.
- Sagen wir immer, anfangs.
- Jetzt ist es aber so.
- Es ist immer so.
- Am Ende denken wir, dass es anfangs wunderbar wird.
- Das Ende ist immer wieder ein Anfang.

Sie rufen nach dem Kellner. Noch zwei Gläser, bitte, aber diesmal zwei Cüpli. Der Kellner bringt sie.

Der eine sagt:
- Prost auf 2022.
Der andere:
- Prost. Es wird gut.
- Ich sage jetzt nichts mehr.
- Ich auch nicht. Es ist besser, schweigend ins neue Jahr zu gehen.

Sie sitzen beide da, stumm.
 

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