Lionel und Messi


Lionel, der Kleine, war wegen Messi schon einmal untröstlich, vor einem Jahr, als sich dieser mit seinem Klub verkracht hatte und sofort weggehen wollte. Lionel heisst nicht wegen Messi Lionel, aber Messi trat bald in sein Leben, weil er sich auch in den Ball verliebte, weil er, Kinderträume, auch einmal so spielen wollte, und er versuchte, im Garten seine Tricks nachzuahmen, weil er ihn, so oft er konnte, am TV bewunderte und einmal sogar im Stadion, live.

Und Messi war Barcelona. Und Barcelona war Messi. Sein Spieler, sein Klub. Er trug das Leibchen, manchmal auch in der Schule, fast immer in der Freizeit, das Leibchen von Barcelona, rot und blau, mit der 10 hinten: Messi.

Und jetzt brach die Welt für Lionel zusammen. Zufällig war er dort, dem Ort, der für ihn die Welt bedeutete, in Barcelona in den Ferien bei seinem besten Freund, und an diesem Donnerstag, als die Nachricht eine Stadt schockte und es nur noch dieses eine Thema gab, schaute er ständig in sein Handy, erst ungläubig, und dann wollte er jede Neuigkeit und Spekulation wissen: Wohin geht er? Manchester City? Paris? Inter Mailand? Juventus? Amerika? Oder gibt es vielleicht doch noch eine kleine Chance, dass er bleibt?

Barcelona: Nicht für ewig. Neu Paris? (Fotos: Melanie Marday-Wettstein)

Messi und Barcelona, das gehört doch zusammen. Oder wie Jorge Valdano, einst Weltmeister mit Argentinien, seit langem ein kluger Denker über Fussball, einmal sagte: «Es ist einfacher, sich Messi daheim auf dem Sofa vorzustellen als in einem anderen Trikot als dem des FC Barcelona.»

Damals vor einem Jahr wollte Messi weg, jetzt wollte er bleiben und muss weggehen, weil Barcelona ruiniert ist, 1,2 Milliarden Euro Schulden hat. Nach 35 Titeln, nach 672 Toren und 305 Pässen, die zu Toren führten, nach 778 Spielen für Barcelona; am 14. Dezember 2000 hatte sein Vater den berühmten ersten Vertrag in einer Cafeteria auf einer Serviette unterschrieben, 13 Jahre alt war Messi damals, 1.40 Meter gross.

Und jetzt? Lionel, der Kleine, sein Bewunderer, denkt auch: Paris St-Germain wird es sein. Er schrieb, jetzt wieder zu Hause am Zürichsee, seinem Freund, das sei vielleicht die beste Idee. Dann war er doch wieder unsicher, weil damit, begründete er, die Besten der Besten zusammen spielen würden. Er konnte inzwischen schon die genaue Aufstellung von Paris aufzählen. Und sagte dann seinen Eltern: Kürzlich im Fussballcamp, das er besuchte, hätten auch nicht die Besten gewonnen, es könnte also auch mit Paris und Messi und Neymar und Di Maria und Mbappé und Ramos und Wijnaldum und wie sie alle heissen, noch spannend bleiben.

Paris St-Germain neu mit Messi («L'Equipe»)

Nur eines, sagt Lionel, eines darf nicht passieren: Ja nicht Juventus, denn Ronaldo mag er gar nicht!

Warum ich diese Geschichte mit Lionel, dem Kleinen, über Lionel, den Grossen, schreibe? Es gibt eben in diesem wahnwitzigen Fussball mit den irren und unmoralischen Geldsummen auch die Welt der Kinder und ihren Träumen.

Einer ist jetzt an ganz vielen Orten dieser Welt geplatzt: Messi und Barcelona. Das gehört doch zusammen. Für immer. Dachte auch Lionel.


PS: Inzwischen ist es definitiv: Lionel Messi wechselt mit einem 2-Jahres-Vertrag zu Paris St-Germain. Die Frage an Lionel: Wem gehört jetzt dein Herz, wenn Barcelona in der Champions League gegen Paris spielen müsste? Er überlegt lange, es ist im unwohl, er sagt dann: «Dem, der das Spiel gewinnt.»

 
UPDATE: Lionel Messi nimmt Abschied von Barcelona (Youtube)
 
 

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