Der Sommer, der keiner war

 

Dieser Sommer ging so. Man fror. Und manchmal, nur manchmal, manchmal war selten, war es nicht mehr ganz grau am Himmel und plötzlich etwas wärmer, wärmer, nicht richtig warm, weil am sonst fast immer grauen Himmel etwas hell leuchtete.

Man zog sich aus. Dachte, jetzt kommt er, der Sommer. Es war in diesem Jahr kein Frühling, es war nie Sommer, aber jetzt vielleicht, kurz bevor der Herbst kommt, der vielleicht gleich ein Winter wird, in vier Monaten schreiben wir schon 2022? Jetzt also?

Nackt, oder wenigstens fast nackt, sassen oder lagen wir da, irgendwo am See, dachten, jetzt können wir reinspringen, endlich schwimmen, und wir blickten nochmals nach oben, und da, wo es vorher noch hell war und in einer kleinen Wolkenlücke blau und wir ahnten, dort könnte die Sonne sein; da, war es wieder grau, sehr grau, drüben an den Hügeln am anderen Ufer gar schwarz. Und wir froren wieder, zogen den Pullover an und dachten: Haben wir jetzt den Sommer schon wieder verpasst? Den Sekundensommer 2021?

Aber vielleicht muss er so sein, der Sommer, der keiner war, weil er zu dem passt, was wir seit Monaten erleben. Die schlimmen Nachrichten aus Afghanistan, die Pandemie, die uns immer mehr spaltet, die Flutkatastrophen, die Waldbrände an vielen Orten, die Hurricans, die Wahnsinnssummen im Fussball, Menschen, die für Werte standen und nicht mehr unter uns sind, Charlie Watts, Gerd Müller – seit Monaten nur immer wieder traurige Nachrichten.

Wir haben ihn offenbar nicht verdient, einen Sommer, einen richtigen.

Büne Huber beginnt seinen Song «Grill» mit: «Dene 3 Tag, wome nid so guet cha Schlittle, seit me Summer.»

 

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