Wahnsinn und Irrsinn

Das 650. Tor von Lionel Messi für Barcelona.

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Ich sehe dieses Foto, es ist wie ein schönes Gemälde. Es sagt so vieles aus. Lionel Messi und der Ball, Messi, er ist nur klein auf dem Foto in einer Ecke, sogar von hinten wirkt er schüchtern, wie ein staunendes Kind. Er hat den Ball gespielt, einen Freistoss aus 22 Metern, er schaut ihm nach, wie dieser über alle hinweg fliegt.


Sieben Spieler von Athletic Bilbao und ein Torhüter, einer der Spieler hat sich auf den Boden gelegt, weil Messi so einen Ball auch schon flach gespielt hat und dann alle hoch gesprungen sind. Die Gesichter der Spieler sind zwischen Konzentration, Verzweiflung und Bangen. Wieder hat Messi genau die Lücke gefunden, wieder hat er sie alle überlistet. Das ahnt man, wenn man nur dieses Foto sieht.

Es gibt noch ein nächstes (siehe unten). Darauf ist noch ein achter Spieler, der zurück gerannt ist und nun wie der Torhüter auf der Linie steht, auch verzweifelt hochspringt – und auch machtlos ist, obwohl Messi den Ball in seine Ecke gezielt hat. Genau in die hohe Torecke, zentimetergenau, der Ball nimmt eine Laufbahn wie von einem Computer gesteuert. Es ist Messis genialer linker Fuss.

Es ist ein Kunstwerk. Ein weiteres von Messi. Es war kürzlich sein 650. Tor für den FC Barcelona, das 49. mit einem Freistoss.

Neun gegen einen Ball.

Ich höre diese obszöne Wahnsinnssumme, am gleichen Tag, an dem Messi sein 650. Tor schoss, wurde sie von der spanischen Zeitung «El Mundo» enthüllt: Fünfhundertfünfundsiebzig Millionen zweihundertsiebenunddreissigtausend und sechshundertneunzehn Euro - soviel hätte er maximal beim FC Barcelona verdienen können, wenn er in vier Jahren alle Titel mit den Spaniern gewonnen hätte. Das hat er nicht, aber über 500 Millionen in vier Jahren sind es. Wahnsinn. Unsinn. Irrsinn.

«Wenn man ganz vernünftig überlegen würde, wäre ich nicht mehr in der Lage, das leidenschaftlich zu geniessen»

Ich lese im Fussballmagazin «11 Freunde» ein Interview mit Campino, dem Frontmann der Düsseldorfer Band «Die Toten Hosen», er ist ein Fan von Liverpool und natürlich Fortuna Düsseldorf, ein guter Freund von Jürgen Klopp und hat kürzlich ein Buch herausgegeben «Hope Street. Wie ich einmal englischer Meister wurde», er sagt im Interview: «Man muss beide Augen zudrücken, um seine Romantik als Fan in dieser Elite des Fussballs leben zu können, denn natürlich ist es auch Entertainment und Industrie. Es geht um krasse Zahlen, um Multimilliardäre und Oligarchen. Wenn ich ganz vernünftig überlegen würde, was man mit diesen verrückten Summen <Sinnvolles> machen könnte, wäre ich nicht mehr in der Lage, das leidenschaftlich zu geniessen.»

Ich habe den Satz vom wunderbaren englischen Autor Nick Hornby im Kopf, aus seinem Buch «Fever Pitch», er ist tausendfach zitiert, wenn es um den Grund geht, Fan zu werden von diesem Ball: «Ich verliebte mich in den Fussball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.»

Das Foto und Messis Ball, es ist ein Kunstwerk. Zum Verlieben.
 
 

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