Was für ein Luxus!
Mehr als überfällig |
Im letzten Sommer, der so weit weg scheint, hiess es, wenn wir bis zum Sommer 2021 einen Impfstoff haben, dann können wir glücklich sein, wahrscheinlich werde es einiges später.
Und heute jammern wir, weil es zu lange geht und zu wenig Impfstoff vorhanden sei und die Regierung mehr hätte reservieren müssen und früher.
In den Talksendungen am Fernsehen gibt es seit Monaten fast nur dieses Thema, in den Onlineportalen auch, und manchmal denke ich: Geniessen es nicht sehr viele Fachleute, irgendwelche -ologen, dass sie plötzlich eine Stimme haben und sie wahrgenommen werden, sie irgendwelche Kurven, Zahlen, Entwicklungen und Gefahren und Szenarien präsentieren können, und der eine oder die eine sagt das, und der eine oder die eine das Gegenteil, und beides gibt wieder neue Schlagzeilen und für sie Aufmerksamkeit?
Luxushotels in Quarantäne, doch die Menschen, die eingesperrt sind, die Armen, dürfen in die hoteleigenen Restaurants und in den Spa und gar nach draussen aufs hoteleigene Eisfeld, und die Minibar ist gefüllt - was für ein Luxus!
Wir klagen über so vieles, das nicht mehr möglich ist, die jungen Leute leiden, weil sie ihr junges Leben nicht mehr so geniessen können, wie sie es gewohnt waren, doch, he: Vieles, das heute selbstverständlich ist, war doch früher, und so lange ist es doch gar nicht her, gar kein Thema, und anderswo, an vielen Orten dieser Welt, wären sie glücklich, sie hätten nur diese Probleme.
Damit nicht ein falscher Verdacht aufkommt: Ich trage Maske, wenn immer nötig, ich wasche die Hände so oft wie noch nie in meinem Leben, und halte Abstand, bin vorsichtig, es gibt nur noch wenige Menschen, die ich treffe, es fehlt vieles. Dieses Virus ist schlimm. Ich sehne mich nach so vielem.
Aber manchmal denke ich: Wäre, in ganz vielen Momenten, nicht etwas mehr Gelassenheit wichtiger und würde uns helfen, diese unangenehmen Zeiten zu überstehen? Müssten nicht wir alle, jeder Einzelne, noch vorsichtiger sein als nur immer wieder auf andere zu zeigen?
Und ja, eines ist doch hoffnungsvoll: Wenn diese Pandemie nicht die ganze Welt in Panik gebracht hätte, dann wäre wohl am Mittwoch um 10 Uhr Ortszeit in Washington eine Inaugurationsfeier mit dieser schlimmen Figur und seinen gelben gewellten Haaren abgehalten worden, und für die nächsten vier Jahre hätten wir uns noch viel mehr Sorgen machen müssen.
Am Abend der Feier stand Bruce Springsteen im dunklen Wintermantel allein mit seiner Gitarre auf den Stufen des Lincoln Memorial in Washington und begann eine TV-Show mit seinem Song vom «Land of Hope and Dreams».
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