Totlachen

Kaya Yanar, damals mit Publikum: 2017 im Theater 11 in Zürich

Sie lachen! Sie schmunzeln! Sie johlen! Sie grölen auch! Sie beugen sich (vor Lachen)! Sie zucken mit ihrem Körper (vor Lachen)! Sie klatschen (ständig)!

Und ich frage mich: Habe ich je zuvor so konzentriert auf das Publikum geschaut? Fast gewartet auf ihre Reaktionen? Mich gefreut an ihren Gesichtern? Ihren Gesten? Ihrer Freude? Ihren Emotionen?

Ich sah ihn, und ich sah sie, die Leute im Publikum. Und er, der Mann auf der Bühne, und es, das Publikum, gehörten zusammen, er funktioniert nur mit ihnen, die in der Halle sitzen auf bequemen Stühlen.

Kaya Yanar und seine Show »Reiz der Schweiz»

Ich dachte: So schön. Kaya Yanar, der wunderbare deutsche Comedian mit türkischen Wurzeln, der inzwischen in Zürich lebt, und sein Programm «Reiz der Schweiz»; er ist witzig, schnell mit seinen Gedanken, eine wunderbare Unterhaltung, und wir Schweizer lachen über uns Schweizer, erkennen uns im Spiegel, schmunzeln über uns, sagen uns und denken, ja, so sind wir, wir Schweizer. Es tat gut.

Es war eine Aufführung in der Halle 11 in Zürich-Oerlikon. Eine Tournee im Jahr 2017. Ich sah sie jetzt auf Netflix, in diesen Tagen, in denen wir zu Hause bleiben sollen und Kino und Theater und alles geschlossen ist. Und dachte: Der Kultur fehlt das Publikum noch mehr als dem Sport. Ich habe nicht nur Kaya Yanar genossen, sondern auch die Leute, die ihm zuschauten. Und sich zwei Stunden totlachten. Ich konnte lachen - nicht nur wegen ihm, sondern auch wegen ihrem Lachen. Ich sah auch ihnen zu. So intensiv wie sonst nie. Weil es so ungewohnt ist. Einer auf der Bühne und vor ihm Menschen. Nicht Geister.

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