Stille Nacht

Gespräche in Bars in diesen Zeiten.

In diesen Tagen, seit vielen Tagen schon, seit Frühling, seit sehr lange, eigentlich seit immer, fühlt man inzwischen, spielen sich die Gespräche so ab, wenn zwei zusammenkommen, in Bars oder Restaurants oder sonst wo, weil man sich ja inzwischen in Bars oder Restaurants auch nicht mehr treffen kann, in diesen seltsamen Zeiten.

Er (oder sie): Ja, Ja.

Sie (oder er): Ja, ja, so ist es.

Er (oder sie): Schlimm.

Sie (oder er): Traurig alles.

Er (oder sie): Fast nicht mehr zum Aushalten.

Sie (oder er): Und so langweilig alles.

Er (oder sie): Kein Theater, keine Konzerte, keine Lesungen, keine Fussballspiele.

Sie (oder er): Wenigstens am TV noch. Aber kannst du noch zuschauen?

Er (oder sie): Kaum. Es fehlt etwas.

Sie (oder er): Es fehlt vieles.

Er (oder sie): Und jetzt, Weihnachten.

Sie (oder er): Ich mag nicht daran denken. Wie macht ihr es?

Er (oder sie): ...

Sie (oder er): Eben, keine Ahnung. Wie wir auch.

Er (oder sie): Stille Nacht.

Sie (oder er): Wenigstens stimmt es diesmal.

So reden und reden sie und sagen eigentlich nichts, wenn zwei zusammenkommen, irgendwo, sie jammern nur und erzählen einander, was sie nicht mehr tun können, doch sie nehmen wenigstens das Wort, um das sich alles dreht in diesen Zeiten, die schon so lange so sind, nicht in den Mund. Ist auch besser so. Wann reden wir wieder über das Wetter?

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