Fasten in der Sauna


Soll ich? Nur eines, ein kleines. Gut, vielleicht dann noch ein zweites. Und in einer Stunde ein drittes. Sie sehen so lecker aus, selbstgemacht. 

Das sind Fragen, die sich stellen in diesen Tagen, an denen wir fast nichts mehr tun dürfen und nur noch müssen (möglichst niemanden treffen, sich zu Hause einbunkern, Weihnachten am besten nur mit der Katze oder dem Hund, dem eigenen).

Wenigstens das dürfen wir noch, zu Hause, am Tisch, auf dem Sofa, ja, auch im Bett, naschen, die Weihnachts-Guetzli – eines, vielleicht ein zweites, in einer Stunde ein drittes. Es erinnert an Zeiten als Kind, vor dem Fernseher, der Spengler-Cup in Davos, noch Eishockey im Freien und nicht in der Halle, die Büchse nebenan, nach dem ersten Drittel waren manchmal schon alle weg.

Aber, so fragt man sich heute, in zunehmendem Alter, wie ist es in einigen Wochen? Es könnte Folgen haben, körperliche.

Als Uli Hoeness stundenlang in der Sauna sass
– wegen einer Wette mit seinem Spieler Franck Ribéry

Und es kommt mir diese Geschichte in den Sinn. Uli Hoeness, der FC Bayern in Person, liebt diese feierlichen Tage, er liebt Feste, das Zusammensein mit Familie und Freunden, er isst gerne und viel, nicht nur seine kleinen Würste aus der eigenen Fabrik, aber diese besonders; er liebt Feuerwerk am Jahresende und kann dann staunen wie ein Kind, und liebt dazu und danach den Glühwein und manch anderes dazu, und anfangs Jahr feiert er jeweils auch noch seinen Geburtstag, es sind für ihn immer wunderbare Tage.

Vor einigen Jahren hatte er wieder einmal besonders ausgiebig gefeiert und gegessen, und als er auf die Waage stand, erschrak er, obschon er sich gewohnt war, dass die Zahl, die er in solchen Momenten sieht, einiges von der entfernt ist, die einmal als schneller Stürmer sein Kampfgewicht war; also jetzt erschrak er doch etwas, die Zahl war über 100.

Die Spieler von Bayern gingen damals in ihr Trainingslager, er mit ihnen, nicht um seine Schnelligkeit zu verbessern, sondern um möglichst zu fasten, wenigstens nicht mehr übermässig zu essen und gar nicht zu trinken, was nicht ganz einfach war, denn solche Tage an schönen Orten in der Wärme waren oft auch gesellige Tage für die Funktionäre.

Aber er hatte ein Ziel. Er wollte runter mit seinem Gewicht, und er machte eine Wette mit dem Spieler Franck Ribéry, den er sehr mag und der ihn «mon papa» nennt. Den Betrag, um den es ging, weiss ich nicht mehr genau, es war jedenfalls ein recht hoher zugunsten einer sozialen Stiftung. Hoeness sagte, er werde bei Trainingsbeginn der Bayern zurück an der Säbenerstrasse in München unter 95 Kilogramm wiegen. 

Der Moment der «Wahrheit»

Es kam der Tag der Wahrheit. Als Hoeness am Morgen in seinem Haus am Tegernsee aufstand und auf die Waage stand, gefiel ihm gar nicht, was er sah, statt einer 5 leuchtete eine 7 auf, die Wette schien verloren. Er gab aber nicht auf, fuhr ohne Frühstück schon morgens um neun an die Säbenerstrasse und sass zehn Minuten später in der klubeigenen Sauna. Nicht für zwei, drei Gänge, nein: stundenlang, nur jeweils kurz unterbrochen, um etwas nach kühlerer Luft zu schnappen, dann schnell wieder rein, schwitzen, nur schwitzen, fasten bei 80 oder mehr Grad.

Eine Viertelstunde vor Trainingsbeginn der Spieler, nachmittags um vier, war die Waage-Zermonie, Ribéry schmunzelte schon, Hoeness zog den Bauch ein - und blickte nach unten: 94,9! Er strahlte, als hätte er ein Tor geschossen. Das Abendessen, das er später genoss, war üppig.

Aber heute, nach dem ersten, dem zweiten, bald dem dritten Guetzli, und in den Büchsen hat es noch viele und sie sind lecker, und irgendetwas müssen wir ja geniessen während diesen einsamen und schwierigen Tagen, was machen wir dann im Januar?

Wenn, wie alles andere, auch die Saunas geschlossen bleiben müssen.

Sie sind so lecker...




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