Danke dem Ball

Diego, der Kleine.

Diego, der Kleine, heisst Diego, weil es Diego, den Grossen gibt. Aber er kennt Maradona nicht, weiss eigentlich nicht, dass es diesen einmal gab. Es hat ihn noch nie interessiert. Diego, der Kleine, ist erst 6.

Es ist eine komplizierte Geschichte.

Diego heisst Diego, weil sein Vater hätte Diego heissen sollen. Wegen Diego, dem Grossen. Der anfangs achtziger Jahren schon einmalig war, damals vor allem als Fussballer, erst bei den Boca Juniors, dann bei Barcelona, noch nicht in Neapel. Aber der Vater von Diego, dem Kleinen, durfte damals nicht als Diego auf die Welt kommen, weil es für diesen Namen familienintern keine Mehrheit gab.

Als Diego, der nicht Diego hatte heissen dürfen, einen Sohn bekam, war für ihn aber klar: Es muss und darf ein Diego sein. Das war 2014, und Diego, der Grosse, war längst Maradona, eine tragische Figur, die ohne Ball hilflos im Leben steht, überfordert und ausgenutzt, sich zwischen Leidenschaft und Wahnsinn bewegte, gezeichnet von jahrelangen Suchtexzessen, Drogen und Alkohol, und immer wieder dem Tod nahe. 


Irgendwann wird Diego, der Kleine, der sich jetzt langsam für Fussball zu interessieren beginnt, auch Tore und Tricks von Maradona auf Youtube anschauen, und es ist gut, dass er dann einfach Diego sieht; Diego, den Spieler, der mit dem Ball Dinge aufgeführt hat, die kein anderer konnte, ein Magier, ein Mozart auf dem Rasen.

«Gracias a la pelota», soll einmal auf seinem Grabstein stehen, sagte Diego Armando Maradona selber vor vielen Jahren. Danke dem Ball – und eigentlich sollte dazu auch nur «Diego» stehen, weil Diego für die wunderbare Seite dieses Menschen voller Widersprüche steht, um den in diesen Tagen die halbe Welt weint.

Diego, der 6 ist, wird vielleicht einmal von Maradona nur diese Erinnerung haben. Diego als einzigartiger Fussballer.

Diego Armando Maradona, einige seiner schönsten Momente (Youtube)

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