Bei vielen geht es um mehr – um die Existenz


Ich wäre vor einigen Tagen gerne im Dachstock in der Reitschule in Bern gewesen und hätte Faber erlebt und über seine zweideutigen Songtexte nachgedacht. Ich würde gerne die Komikerin Helga Schneider im Winterthurer Casino-Theater sehen und mit ihr lachen. Ich hätte im Kosmos in Zürich gerne Axel Hacke zugehört, dem wunderbaren Autor, der, wenn er liest, zu einem Schauspieler wird. Ich hätte im Sommer sehr gerne mit den Toten Hosen auf der Piazza in Locarno getanzt. Ich hatte mich auf «Stephan Eicher’s Chilbi Revue» im Landesmuseum gefreut. Auf Mariza und ihre Fado-Melancholie in der Samsunghalle. Auf Elton John im Hallenstadion. Auf Pippo Pollina bei Kerzenlicht im Rössli in Stäfa. Auf den Beatles-Tribute und ihre Abbey Road im Theater Rigiblick, obwohl ich die wunderbare Vorstellung schon mal gesehen habe. Und auch nochmals die Erinnerung an Woodstock, diesmal im Saal und nicht mehr draussen im Park hoch oben über Zürich. Auf den jungen Gitarristen und Sänger Aaron Wegmann, irgendwo. 

Alles abgesagt. Mir fehlt so vieles. Konzerte. Theater. Lesungen. Und bald ist auch das Kino Le Paris und das Piccadilly am Stadelhofen in Zürich geschlossen.

Abgesagt wie vieles: Faber in Bern.

Und am Dienstag konnte auch das Fussballländerspiel Schweiz gegen Ukraine nicht stattfinden.

Doch weil ganz viele andere Spiele in diesen Tagen ausgetragen werden und Mannschaften und Spieler quer durch Europa jetten, wo in einigen Ländern die Menschen nicht mehr auf die Strasse dürfen und zu Hause bleiben sollen, frage ich mich: Warum glaubt der Fussball überhaupt, diese Sonderrolle beanspruchen zu dürfen?

Klar: es geht um Geld. Um sehr viel Geld, sicher, aber bei vielen geht es um noch viel mehr. Um die Existenz.



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