Corona verschwinde



Schulhausplatz: 1. Oktober 2020, Locarno.

Ein Pausenplatz, wie es Tausende gibt, es ist zehn Uhr morgens an diesem ersten Tag im Oktober, Kinder schreien und lachen und spielen, wie an vielen solchen Orten, sie toben sich aus zwischen zwei Stunden. Das Schulhaus ist alt, es liegt an einer kleinen Gasse, die hinauf führt von der Altstadt Locarnos zum heiligen Berg der Madonna del Sasso, es hat zwischen der Häusern einen Hartplatz mit einem Netz dazwischen, einige spielen mit einem Ball auf zwei Handballtore.

Die Mädchen haben sich rund um zwei Schaukeln versammelt, und plötzlich, erst verstehe ich es kaum, ein Mädchen hat nur laut geschrien, aber dann taten es andere auch, es tönte wie ein Chor, und jetzt waren die Worte deutlicher zu hören.

«Corona se ne va», höre ich, immer wieder, immer lauter, wie ein Text aus einem Lied, Corona verschwinde, sie lachten dazu, aber es tönte, als wäre es ein Ritual. Ich überlegte: Tun sie das immer, in jeder Pause, vielleicht auch anderswo, war es spontan, einfach ein Einfall eines Mädchens an diesem Morgen und die anderen fanden es lustig und machten es ihr nach?

Oder auch: Meine ich nur, sie schreien «Corona», verstehe ich es aus der Distanz falsch, weil wir in diesen Zeiten von diesem Wort verfolgt und manchmal gar paralysiert werden? Der Schulplatz ist durch ein Gitter von der Gasse abgetrennt.

Locarno, das Tessin. Kein anderer Landesteil war so betroffen 
wie dieser Kanton und ist es wirtschaftlich immer noch, am stärksten ausgebreitet hatte sich der Virus hier. Die Carità, das Spital von Locarno, war im Frühling, als die Pandemie ausbrach, die erste Covid-19-Klinik der Schweiz, ganze Etagen waren damals freigeräumt worden und neu mit Beatmungsgeräten eingerichtet.

Das Spital liegt nicht weit weg von diesem Schulhaus. Und jetzt, meine ich, schreien die Kinder dieses «Corona se ne va», sie lachen dazu und spielen vergnügt auf dem Pausenplatz.

Es wäre ein schöner Umgang mit diesem Virus.





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