Mit und ohne Maske

Konzertbühne für Patent Ochsner: Blausee, 11. September 2020.

Es war die Lust, nach so langer Zeit, auf Musik, auf Stimmen, auf Bilder, endlich wieder einmal, es hat so gefehlt, und viele Wochen lang war nichts mehr möglich, abgesagt, verschoben, erst um Monate, bald um ein Jahr oder gar mehr, vielleicht.

Und deshalb tat es so gut, auch wenn es fast etwas zu viel war, so kurz hintereinander. Erst Bruce Springsteen, der, hörte man, dieses Jahr mit seiner E-Street-Band auf Tournee hätte gehen wollen, jetzt wenigstens als Tribute im Rigiblick hoch oben über Zürich; dann am gleichen Ort Erinnerungen an John Lennon, auch draussen im Park, nicht im Theater; Arno Camenisch las im Landesmuseum aus seinen «Goldenen Jahren»; Pippo Pollina sang im Casinotheater in Winterthur für einmal nicht seine eigenen Lieder, sondern jene, die er am liebsten mag; Manuel Stahlberger und seine manchmal komischen, manchmal hintergründigen und manchmal verspielten Lieder und Texte im Zürcher Hechtplatz; die Bilder der Einsamkeit und Sehnsucht von Edward Hopper im Beyeler Museum; und am idyllischen Weiher mit den vielen Forellen, dem tiefblau-grünen Blausee, die Ochsen-Kapelle von Büne Huber.

Man hatte sich vermisst, gegenseitig, die Künstler
das Publikum, das Publikum die Künstler

Sitzend oder stehend, mit Abstand zwischen jedem Sitz oder zumindest zwischen jenen, die nicht zusammengehören, nebeneinander mit Maske, drinnen, nebeneinander ohne Maske, draussen, registriert, vor Ort oder per App, alles ist erfasst. Und es klappte überall, und die Menschen schienen, ob im Theater, ob im Park, ob im Museum oder auf der Wiese am See, alle sehr entspannt und glücklich. Man hatte sich vermisst, gegenseitig, die Künstler das Publikum, das Publikum die Künstler. 

Masken für die Zuschauer und Pippo Pollina: Casinotheater Winterthur, 7. September 2020. 

Alltag war es nicht, der Alltag ist noch weit weg, sehr weit möglicherweise, und viele, die gerne auftreten würden und müssten, weil es ihr Job und ihr Einkommen ist, können es nicht, auch die Kulturszene leidet stark. Bei den Liedern von Patent Ochsner, als sich viele doch etwas näher kamen und bei «Scharlachrot» weniger Büne Huber, sondern vor allem das Publikum zu hören war, wurden die Empfehlungen des Bundes nicht ganz eingehalten, und doch zeigte gerade dieses Konzert in der schönen Bergwelt: Es ist auch in diesen Zeiten möglich, solches zu veranstalten. 

Bald sollen auch im Sport, im Fussball und im Eishockey, die Tribünen nicht mehr leer bleiben. Es ist eine Chance. Aber es steht viel auf dem Spiel.

Musik im Park: Rigiblick, 4. September 2020.


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