Kein Schüeli

Gefühlt wie kleine Ronaldos oder Messis: Sieg am Schüeli 2019.


Die Synchronschimmerinnen, die seit Jahren nur darauf trainierten. Und ihren Tag im Kopf hatten. Olympische Sommerspiele in Tokio, Sonntag, 26. Juli. Der Eishockeyspieler, der vom Playoff träumte. Sechs Monate darauf wartete, viele Spiele bestritt, in denen es um wenig ging, weil der März und der April noch so weit weg waren. Und klar: Von der WM, im eigenen Land. Der Handballer, der immer noch hoffte, an der nächsten Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Der Radprofi und der Giro und die Tour de France. Die Fussballer und ihre EM in fast ganz Europa.

Es sind so viele, die darauf warteten. Die Tage irgendwann im 2020 angestrichen haben.

Es gibt aber auch diese.


Dann kam der Virus. Am Anfang sagten ihnen die Eltern noch, bis im Juni wird es vorüber sein.

Er ist acht. Er liebt den Fussball. Er kickt in jeder freien Minute. Auf der Strasse, im Garten, auf einer Wiese, er ist schon im FC, bei den Kleinsten. Juventus ist sein Klub, es ist Juventus, weil Ronaldo in Turin spielt. Vorher war es Real Madrid wegen Ronaldo. Und wenn Ronaldo nochmals anderswohin geht, dann wird es dieser Klub sein. Sein Bruder ist für Barcelona. Wegen Messi.



Die Roten im Angriff: Schüeli-Atmosphäre.

Und der achtjährige kleine Ronaldo denkt immer daran, wie es war im letzten Jahr im Juni, als in seiner Gemeinde das Schüeli stattfand, das jährliche Turnier aller Schulklassen. Er hat mit seinen Kumpels gewonnen, sie fühlten sich alle wie kleine Ronaldos oder Messis, sie tanzten zusammen auf der grünen Wiese und liessen sich stolz mit dem kleinen Pokal fotografieren. Es war für ihn und seine Klasse der erste grosse Sieg in ihrem noch jungen Fussballerleben.

Und sie sprachen damals alle schon vom nächsten Jahr, von diesem Juni, sie wollten ihren Sieg wiederholen, sie hatten schon einen Trainingsplan, das Datum ist im Kalender, der bei ihnen zu Hause in der Küche hängt, angestrichen: Samstag, 20. Juni.

Und dann kam der Virus. Am Anfang sagten ihnen die Eltern noch, bis im Juni wird es vorüber sein. Das war es nicht. Diese Woche kam die Nachricht, per Facebook des lokalen Fussballvereins: Das Schüeli 2020 ist abgesagt, ein Ersatztermin im Herbst leider nicht möglich.



Abgesagt – und vertröstet auf 2021.

Eine Welt brach zusammen. Eine kleine. Es geht nicht darum, ob irgendwo wenigstens komische Spiele vor Geistern gespielt werden sollen, weil es um viel Geld geht. Es geht nur um das Schüeli. Aber um den Sport, der eigentlich viel wichtiger ist.

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