In diesen Zeiten – XXII.
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14 Jahre danach, nochmals am TV: FCZ-Präsident Sven Hotz mit dem Meisterpokal, Basel 13. Mai 2006. |
XXII.
Ein Fussballspiel anschauen, wenn man das Resultat schon weiss? Ich kann es nicht. Fussball muss live sein, im Stadion oder am TV, nicht wissen, wie es ausgeht, immer hoffen oder befürchten können, es ändert sich nochmals alles.Aber diesmal war es anders, in dieser Zeit, in der wir sowieso zu Hause bleiben müssen, und nur deshalb zeigte SRF das Spiel an diesem Sonntagnachmittag nochmals: Basel gegen Zürich, am 13. Mai 2006. Die 93. Minute: Einwurf Nef, Flanke Stahel, Tor Filipescu. 2:1 für den FCZ.
Der FCZ ist Meister, erstmals wieder seit 25 Jahren.
Und es kommen an diesem Sonntagnachmittag die Erinnerungen. An den Tag vor diesem Spiel, im Café «Strozzi», so hiess es damals, im Zürcher Seefeld. Und ein Kaffee mit Sven Hotz, dem rührigen, wunderbaren Präsidenten des FC Zürich. Er erzählte von einem Traum, den er in der Nacht zuvor hatte. «Ich war in Basel», sagte er, ein grosses Podest habe er vor Auge gehabt, eine Mannschaft, die tanzte, «und da gab mir der Captain, es war Schneider, diesen Kübel in die Hand, ich stemmte ihn in die Höhe, und … »
Ganz viele Millionen, 30, 40, 50, er wolle die Zahl gar nicht wissen, hatte er in den Verein, seinen Verein, gesteckt.
Dann seien die Bilder in seinem Kopf mitten in der Nacht abgebrochen, er erwachte und war nicht mehr in Basel, sondern wieder in seinem Haus in Uetikon. So erzählte er es im «Strozzi», er schmunzelte dabei. Er war kurz zuvor beim Arzt gewesen, hatte sich untersuchen lassen, denn er wollte sicher sein, dass alles gut sei.
Seit fast 20 Jahren war Hotz damals schon Präsident des FCZ gewesen, ganz viele Millionen, 30, 40, 50, er wolle die Zahl gar nicht wissen, hatte er in den Verein, seinen Verein, gesteckt, und manchmal, so sagte er an diesem Morgen, habe er zu sich gesagt: «Du bisch doch en verruckte Siech, warum machsch das überhaupt?»
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93. Minute: Einwurf Nef, Flanke Stahel, Tor Filipescu. |
Nach einer Stunde, er hätte schon lange weg sein müssen, an der nächsten Sitzung, ist er damals aufgestanden, und als er draussen zu seinem Auto ging, hatte er einen Bussenzettel an der Scheibe. Er wollte einsteigen, da rannten zwei Männer aus dem Café, einer kniete gar auf die Strasse, die beiden riefen: «Herr Hotz, bitte geben Sie uns diesen Zettel, denn Sie haben schon so viel für den FCZ getan.» Sie nahmen ihm den Zettel aus der Hand, Hotz protestierte: «Kommt nicht in Frage, nie, nie lasse ich das zu, ich habe falsch parkiert, ich zahle auch.»
Er nahm den Bussenzettel wieder, fuhr weg. Am andern Tag sass Sven Hotz im St.-Jakob-Park in Basel in der ersten Balkonreihe, mit dem Schal seines Vereins um den Hals – und erlebte die 93. Minute. Einwurf Nef, Flanke Stahel, Tor Filipescu.
Hotz hatte später auf dem Balkon den Kübel in der Hand, mit Tränen in den Augen.
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