Gespenstische Spiele

Fussballspiele ohne Zuschauer: Zürich, Letzigrund.

Wenn mein lieber Kollege Thomas Schifferle vom Tagi schreibt, dann weiss er meistens Antworten, er ist direkt, manchmal polemisch, meistens kritisch, nie ohne Meinung. Diesmal fiel es ihm schwer. Er hatte in seinem Text 21-mal ein Fragezeichen, schon der Titel war unschlüssig: “Geisterspiele, ja, aber…”

Soll in der Schweiz wieder Fussball gespielt werden, in leeren Stadien, mit besonderen Massnahmen, nur für die Zuschauer vor dem Fernsehapparat, nur damit wir wissen, ob es einen Schweizer Meister 2020 gibt, und einen Zweiten und einen Absteiger und auch einen Aufsteiger, eine Rangliste?

Kein Lärm im Stadion, keine Emotionen, Spieler, die sich vielleicht abklatschen - dürfen sie das überhaupt, oder sollten sie gar Masken tragen? -, aber kein Jubel, keine Schreie, selbst der TV-Reporter schreit leiser, weil er nichts überschreien muss, keine Bilder von feiernden Fans auf der Tribüne und keine von solchen, die entsetzt sind, überhaupt kaum Reaktionen?

Nur Stille. Nur Leere. Nur nichts.

Gespenstische Spiele. 65 wären es in der Schweiz, bis wir wüssten, ob die Young Boys wieder meisterlich sind oder vielleicht St. Gallen ein Märchen schreibt und ob China-GC doch noch aufsteigt?

Will ich das überhaupt wissen, unter diesen Umständen, in diesen Zeiten, in denen anderes so viel wichtiger ist? Oder wäre es doch wenigstens etwas Ablenkung? Eine kleine, wenn auch stille, sterile.

Oder ist es einfach der Wunsch nach etwas Normalität, die verloren gegangen ist? Besonders jetzt, wo wir glauben, der Alltag von früher würde wieder näher rücken?

Es könnte trügerisch sein. Der Virus ist heimtückisch. Geister sind unheimlich.

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