28.4.2018: Das Glück in Bern




Ä gäub-schwarzi Nacht: Bern, 28. April 2018.


Der Fussball, rückblickend, besteht immer wieder aus einzelnen Momenten. Die immer im Kopf bleiben. Von denen man immer wieder erzählt. Damals.

Der 28. April 2018 war so ein Moment. In Bern. Der Samstagabend, als YB Meister wurde. Die Momente im Stadion. Musik von Kuno, das Glück, das «irgendeinisch eim fingt», immer wieder der gleiche Song, der zu den Young Boys passt, die so lange warten mussten, auf diesen Tag, endlich Meister nach 32 Jahren, viele Tausend tanzen auf dem Rasen. Büne natürlich auch, mit seinem «Scharlachrot», dabei war alles nur gäubschwarz, eine ganze Stadt.

Die Toten Hosen schepperten über den Lautsprecher, «Tage wie diese», es war schon weit nach Mitternacht; Campino singt von der Unendlichkeit und wie wir uns treiben lassen und schwimmen sollen mit dem Strom, ohne ein Ende in Sicht, an Tagen wie diesen. Lo & Leduc traten zu später Stunde oben im Logebereich noch live auf, «0-7-9 het sie gseit», alle sangen mit. Trainer Adi Hütter umarmte seine Tochter, Medienchef Albi Staudenmann seine Corinna, Chrigu Brantschen, der Ochsner-Pianist, schickte ein Selfie, auf dem Bild eng umschlungen mit Pedro Lenz, dem Schriftsteller. Gelbschwarzes Glück.




Und dann eben, der Moment. Für immer im Kopf. Der erste Zug zurück nach Zürich, früh am Morgen oder ganz spät in dieser Nacht. Und unten im Berner Hauptbahnhof – viele Menschen waren noch hier, warteten auf einen Zug oder hatten schon einige Züge verpasst – kam ein junger Mann auf mich zu. Vielleicht 20 war er, er hatte eine Dose Bier in der Hand, sicher nicht die erste, und es war auch sicher nicht die letzte. Er war beschwingt und fröhlich und lachte und redete von einem Traum, von dem er noch gar nicht erwacht sei, und vielleicht träume er auch nur, so unwirklich sei es, aber dann zeigte er auf sein Leibchen, ich sollte es anschauen, er strahlte, er kam ganz nahe: «Meister» vorne, eine «12» hinten. Der 12. Meistertitel.

Pedro Lenz und Christian Brantschen feiern: Bern, in der Nacht 28./29. April 2018 

Und als ich weglief, ich wollte den ersten Zug zurück nach Zürich nicht verpassen, ihm war es gleichgültig, ob er seinen nach Thun jetzt oder später oder viel später erwischt, rief er nach: «Bisch o glücklich, äs isch so huere schön.»

Ich war es, ein Zürcher in Bern, an diesem Abend, als eine ganze Stadt, ein ganzer Kanton glücklich war. Angesteckt vom Glück. Wie ein Virus.

Die Spuren einer langen Nacht: Bern, jetzt 29. April 2018, morgens um 4 Uhr




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