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Es werden Posts vom Mai, 2025 angezeigt.

1.96 oder 1.83 m

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Blog-Nr. 404 Klein gegen gross. Eigentlich ein dummes Thema. Und ungerecht. Yann Sommer schmunzelt längst, wenn wieder darüber geredet und geschrieben wird. Verständlich. Aber so wird es sein, an diesem Samstagabend in der Allianz Arena draussen vor den Toren Münchens, wenn Inter Mailand gegen Paris St-Germain zum Final in der Champions League antreten, Mailand gegen Paris, die Hauptstädte der Mode und jetzt auch des europäischen Fusssballs – und eben das Duell der Torhüter, der zwei vielleicht momentan Besten der Welt. Gianluigi Donnarumma , «Gigio», der Italiener, Jahrgang 1999, gegen Yann Sommer , der Schweizer, Jahrgang 1988. Und eben: 1.96 m und 1.83, dreizehn Zentimeter Unterschied. Das Tor, ihr Reich, ist 2.44 m hoch. Dreizehn Zentimeter sind viel. Aus dem Stand kann ein durchschnittlich gesunder erwachsener Mensch gut 40 Zentimeter hoch springen. Die grossen Spiele gegen Barcelona in Erinnerung Aber Donnarumma und Sommer sind nicht durchschnittlich, sie sind aussergewöhnlich; d...

Zugferien

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Blog-Nr. 403 Der Tag beginnt früh, aber gut. Etwas länger Zeit im Zürcher HB, einen Espresso mehr, Zeitungen lesen, so denke ich, als die S16 im Bahnhof Erlenbach verspätet einfährt und es für mich somit auf einen Zug früher reicht. Aber eben eingestiegen kommt die Durchsage: «Wegen Bauarbeiten fährt dieser Zug nur bis Küsnacht.» I n Küsnacht rund um den Bahnhof stehen viele, und niemand weiss weiter. Einige versuchen, ein Taxi zu rufen, ein Bus steht da, doch der fährt nach Zumikon weiter, nicht in die Stadt. Bis jemand kommt, er hat es offenbar auf dem Handy gesehen: Die S20 fährt, 07.23 Uhr ab Küsnacht. Es stehen sehr, sehr viele auf dem Perron, alles Gestrandete, Schüler, Geschäftsleute, auch andere auf Reisen, Junge und Alte, und die S20, die pünktlich kommt, ist schon sehr, sehr voll. Aber irgendwie pferchen sich alle hinein. Und sogleich diese Durchsage: «Ausnahmsweise hält diese S20 an allen Stationen, Goldbach, Zollikon, Tiefenbrunnen.» Sie hält wirklich überall, fährt aber l...

Krank werden mit ihm

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Blog-Nr. 402 Jeden Tag sagt er etwas. Jeden Tag etwas anderes. Droht er. Beschwichtigt er. Beruhigt er. Mahnt er. Unterschreibt er. Grinst er. Lästert er. Schreit er. Provoziert er. Prahlt er. Lügt er.  Verordnet er. Publiziert er. Demütigt er. Streicht er. Begnadigt er. Verkündet er. Leugnet er. Blockiert er. Unbenennt er. Postet er. Höhnt er. Erpresst er. Spottet er. Beschuldigt er. Verdreht er. Dealt er. Erfindet er. Verletzt er. Wütet er. Gab es jemals in der Geschichte einen Menschen, über den in so wenigen Wochen mehr geschrieben und geredet wurde als über ihn? Jeden Tag. Google und irgendwelche Suchmaschinen könnte es herausfinden. Oder KI. Ich weigere mich. Weigere mich, seinen Namen irgendwo einzutippen. Will – möchte – mich weigern, überhaupt noch etwas zu lesen, zu sehen, zu hören Aber wer liest, wer fernsieht, wer hört, kann ihm nicht entkommen. Man müsste aber, um nicht krank zu werden. Erst recht, seit er Bruce Springsteen einen «aufdringlichen, unausstehlichen, wider...

Ambühl, das Märchen

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Blog-Nr. 383 (nochmals) Das ist ein Text vom Februar dieses Jahres. Eine letzte Hommage an Andres Ambühl. Sie endete  mit dem romantischen Wunsch nach einem wunderbaren Happy End. Er wurde mit dem HC Davos nicht   Meister. Aber das Happy End findet in diesen Tagen bei der Eishockey-WM statt. Es ist seine  Zwanzigste. Mit bald 42 Jahren.  Er war nur als Ergänzungsspieler vorgesehen, nicht gedacht für eine grosse Rolle als Spieler. Mehr als einer, der mit seiner Art und seiner Erfahrung dem Team helfen kann. Und jetzt spielt er regelmässig  – und wie. Gestern, im letzten Gruppenspiel gegen Kasachstan, schoss er sein viertes Tor an dieser WM. Und seine Abschiedsreise geht weiter. Als Märchen. Deshalb nochmals dieser Text.  Es ist doch manchmal so im Leben. Man fragt sich: Wann war das letzte Mal? Etwas gemacht? Etwas erlebt? Etwas gesehen? Nach einer verlorenen Liebe: Wann war der letzte Kuss? Oder die Frage: Wann war das letzte Spiel? Nicht als Profisportler,...

Schönere Spielsachen

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Blog-Nr. 401 KI generiert Der eine sagte den beiden anderen sie sollen sich jetzt wieder vertragen und sie müssen sich sofort treffen und der eine der beiden anderen sagte er werde dort sein und auf den anderen warten und er ging zum Spielplatz wo sie immer spielten und er wartete auf den anderen der nicht kam und der eine sagte zu allen die es hören wollten er werde jetzt mit den beiden anderen reden zuerst mit dem einen dann mit dem anderen und er redete mit dem einen und verstand ihn und er redete auch mit dem  anderen und hörte zu und er sagte nochmals sie sollen sich jetzt treffen sonst sei es aus mit der gemeinsamen Freundschaft und er suche sich für den Spielplatz andere Freunde und dann traf er sich am nächsten Tag doch wieder nur mit dem einen der beiden anderen weil dieser eben die viel schöneren Spielsachen hatte fw./18.5.2025 Eine nächste musikalische  Lesung 21. August im Garten  bei  «Culture Time»  in Winterthur  Fredy Wettsteins Blog «Wieder...

Müller und ein Witz

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Blog-Nr. 400 Meister und Müller. Aber vor allem Müller. Nur Thomas Müller. Er war das Ereignis, zum letzten Mal in der Allianz Arena in München, bei schönstem Sonnenschein an diesem Samstag. Zum 34. Mal sind die Bayern Meister, feiern ist für sie Routine, auch wenn zuvor ein Jahr Pause war. Es ist der 13. Meistertitel für Müller, der letzte, er und nicht Captain Neuer streckte als Erster die Schale in die Höhe. Als kleines Kind schlief er schon in einem Leibchen der Bayern, als er 10 war, ist er zum Klub gestossen, mit 35 geht er nun, und er wäre gerne noch ein Jahr geblieben. Aber in seinem letzen Spiel dahoam, in seinem 750. Spiel im Bayern-Dress, durfte er nochmals Müller sein. Als Spieler, aber vor allem nach dem Spiel, als es fast nur noch um ihn ging, jetzt mit sanftem Abendrot am Himmel über Fröttmaning. Er verabschiedete sich als Plauderer, als Erzähler, als Unterhalter. Was er immer (auch) war. Zuerst stieg er in der Südkurve zu den Ultras auf die Tribüne, die Mannschaft stand...

Damals - Heute

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Blog-Nr. 399 Wir lesen es täglich und hören es überall wie schrecklich es war damals vor 80 Jahren Und einige erzählen davon weil sie alt sind und damals jung waren Und wir alle dachten doch solches nie mehr erleben zu müssen  Und neben der Geschichte von damals hören wir die Geschichte von heute Und wir fragen uns wieso ist das möglich dass wir nichts gelernt haben von damals für heute  8.5.25/fw Eine nächste musikalische  Lesung 21. August im Garten  bei  «Culture Time»  in Winterthur  Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge»   kostenlos abonnieren   oder   auf Facebook folgen  und lesen.  

Lehrling aus Bümpliz

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Blog-Nr. 398                                                    Foto Beat Marti E s war einmal ein junger Mann, 17 erst, er wohnt bei seinen Eltern in Bümpliz bei Bern, er war bis kurz zuvor Stift in einem Sportartikelgeschäft, und jetzt macht er eine Lehre, eine spezielle Lehre, die einzige in dieser Art in der Schweiz. Er ist sehr früh aufgestanden an diesem Morgen, es ist Ende August und schon sehr herbstlich, eine kühle Bise weht durch das Mittelland, Höchsttemperatur an diesem Tag nur 15 Grad. Der junge Mann steht auf dem Perron 6 am Hauptbahnhof von Bern, wartet auf den Schnellzug, der um 06.39 Uhr nach Zürich abfährt. Er ist modisch gekleidet, ein Benetton-T-Shirt unter dem Hemd, eine goldene Kette um den Hals, und über die Schultern trägt er eine schwarze Sporttasche, die Marke mit den drei Streifen, eine «15» steht drauf, seine Nummer. Er sagt, als e...

Das erste Mal

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Blog-Nr. 397 Der Buchtipp - ein Fussballer schreibt einen Roman Ich war 15 und spielte Handball, eigentlich wäre ich viel lieber im Dorf-Fussballverein gewesen, aber mein Vater verbot es mir, ich war talentiert, aber nur mässig, auch im Fussball hätte ich nie von einer grossen Karriere träumen können. Mit 15 auch der erste Kuss, später bald etwas mehr, aber genau erinnere ich mich nicht mehr, Gaby hiess sie, das weiss ich noch, die erste Liebe. Vielleicht liegt irgendwo im Keller in irgendeinem Mäppchen der erste Brief, vielleicht mit einem Herzchen versehen, hoffentlich.  Viel mehr weiss ich nicht mehr von dieser Zeit, mit 15. Manchmal denke ich, warum hast du früher nicht Tagebücher geschrieben? Das wäre doch so interessant, sich nicht nur vage zu erinnern, sondern nachzulesen und genau zu wissen, was du damals gemacht und wie du gefühlt hast, all die Namen, die dann in deinem Leben waren. Christoph Kramer hat Tagebuch geführt und tut es immer noch. Schon früh hatte er damit bego...